Karl Otto Götz zählt zu den wichtigsten Vertretern derabstrakten Malerei und des deutschen Informel und prägte mit seinem gestisch-expressiven Stil die Nachkriegskunst entscheidend mit. Seine Werke sind Ausdruck einer Malerei, die nicht Abbild, sondern Ereignis sein will – Bewegung, Rhythmus und Energie werden zu zentralen Bildthemen.
Besonders deutlich zeigt sich dies in seiner Werkgruppe „Jonction“ aus den Jahren 1990 und 1991, in der Götz die deutsche Wiedervereinigung bildnerisch reflektiert. In diesen großformatigen Diptychen übersetzt er das politische und emotionale Spannungsfeld der Zeit in eine dynamische Bildsprache, die zugleich Aufbruch, Reibung und Verbindung der beiden Landesteile sichtbar machen will.
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Dreidimensionale Kunstwerke werden in der Regel in drei Kategorien unterschieden – Plastik, Skulptur und Objekt.Zwar sind diese nicht immer vollkommen eindeutig voneinander zu trennen, insbesondere Plastik und Skulptur werden im Alltag oft synonym gebraucht, doch geben die Begriffe Aufschluss über das Werkverfahren, mit dem die Werke hergestellt wurden.
Eine Skulptur entsteht, der Wortursprung legt es nahe, inder Regel subtraktiv. Sie wird hergestellt, indem von einem Ausgangsmaterial Material weggenommen oder abgetragen wird, beispielsweise durch Meißeln oder Schnitzen aus einem Holz- oder Steinblock.
Eine Plastik hingegen entsteht im engeren Sinn durch Auftragen und Formen von weichem Material oder durch Gussverfahren. Plastiken werden additiv, quasi aus dem Nichts aufbauend hergestellt. Aus formbaren Werkstoffen wie Ton, Wachs oder Gips wird modellierend das Werk geformt, indem Material hinzugefügt und anschließend bearbeitet wird.
Mit dem 20. Jahrhundert erweiterten sich die bildhauerischen Möglichkeiten stark, sodass viele Werke sich weder klar als klassische Skulptur noch als Plastik einordnen lassen – ein Hilfskonstrukt ist deshalb der heute verwendeteBegriff „Objekt“. Auch hier sind die Grenzen jedoch fließend und nicht immer eindeutig bestimmbar. Als Ursprung und Vorläufer werden gemeinhin die Materialcollagen der Kubisten und Dada-Künstler wie Kurt Schwitters betrachtet, in denen dem Relief nicht unähnlich plastische Gegenstände auf einer Grundplatte montiert werden.
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„Der Tod des Decius Mus in der Schlacht“ ist der grausame Höhepunkt eines zwischen 1617 und 1618 von Peter Paul Rubens angelegten Bilderzyklus bestehend aus insgesamt acht Werken. Die Reihe thematisiert den selbstgewählten Opfertod des römischen Konsuls Publius Decius Mus in der Schlacht gegen den eigentlich überlegenen latinischen Feind der Samniten. In der Folge der von Titus Livius überlieferten Ereignisse steht der schließlich der Sieg der römischen Armee.-----Unterstützt vom "Bund Deutscher Kunsterzieher e.V. (BDK) - Landesverband Niedersachsen". Heute noch Mitglied werden über: https://bdk-online.info/-----#zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #bdk #kunstunterricht #kunstunterricht #kunstlehrer #kunstlehrer #gymnasium #bildung #Rubens #PeterPaulRubens #Barock #Livius #LeonardodaVinci #Krieg #Schlacht #Wien #Abitur2027 #Antwerpen
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Mark Bradford ist bekannt für seine vielschichtigen und sozial engagierten Bilder. Sein Werk umfasst nicht nur Malerei und Skulpturen, im Laufe seiner künstlerischen Arbeit erweiterten sich seine Ausdrucksformen neben seinem anhaltenden Interesse an Druckgrafik und Collagen um Videos, Installationen und Fotografien. Der gesellschaftspolitische Hintergrund seiner Kunst macht ihn zu einer zentralen Figur in der zeitgenössischen Kunstszene. Mark Bradfords inhaltlicher Fokus liegt also auf den komplexen Zusammenhängen moderner Lebenserfahrungen und den gesellschaftspolitischen Fragen der Lebensrealitäten der People of Colour seiner Heimat. Ausganspunkt sind dabei seine persönlichen, von institutionellem und strukturellem Rassismus geprägten Erfahrungen des Aufwachsens in Los Angeles – beispielsweise die der Rodney King Riots von 1992, deren künstlerische Aufarbeitung 2006 in eines von Bradfords bemerkenswertesten Werken mündete: "Scorched Earth". Das Werk ist eine Einladung zum Nachdenken über die sozialen und ökonomischen Kräfte, die Spuren der Zeit und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten und Positionen, die unsere Umgebung, unser Denken, Handeln und Leben prägen.-----Unterstützt vom "Bund Deutscher Kunsterzieher e.V. (BDK) - Landesverband Niedersachsen". Heute noch Mitglied werden über: https://bdk-online.info/-----#zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #bdk #kunstunterricht #kunstunterricht #kunstlehrer #kunstlehrer #gymnasium #bildung #markbradford #blacklivesmatter #losangeles #artist #art
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„Die Blaue Grotte von Capri“ ist wahrscheinlich das bekannteste Werk des spätromantischen Malers Heinrich Jakob Fried. Zu finden ist es heute in der Kunsthalle in Bremen. Während einer Reise nach Neapel und Capri im April 1835 besucht Fried eine erst kurz zuvor von den Malern August Kopisch und Ernst Fries wiederentdeckte, nur vom Meer aus über eine enge Felsöffnung zugängliche Felsenhöhle. Wohl noch auf der Insel fertigt Heinrich Jacob Fried eine Ölstudie des Gesehenen an, die zwar bereits wesentliche Gestaltungsentscheidungen beinhaltet, aber noch zahlreiche Änderungen erfahren wird. Das Gemälde selbst entsteht nur wenig später nach seiner Rückkehr nach Rom.-----Unterstützt vom "Bund Deutscher Kunsterzieher e.V. (BDK) - Landesverband Niedersachsen". Heute noch Mitglied werden über: https://bdk-online.info/-----#zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #bdk #kunstunterricht #kunstunterricht #kunstlehrer #kunstlehrer #gymnasium #bildung #bremen #capri #italien
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Pablo Picasso ist, so viel ist sicher unstrittig, einer der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Georges Braque gilt er als Wegbereiter des Kubismus. Er erfindet die Collage undleistet mit seinen Werken zentrale Beiträge zur Entwicklung des Symbolismus und Surrealismus, ist an jeder Entwicklung der Kunst seiner Zeit maßgeblich und prägend beteiligt. Zwar versteht sich Picasso zeitlebens in erster Linie als Maler, aber auch sein plastisches oder keramisches Werk ist vielseitig und umfangreich. Immer wieder kehrt der Künstler zudem in die grafische Arbeit zurück, zeichnend und druckend, motivisch und technisch experimentierend. Mit über 50.000 Werken in unzähligen Materialien, Stilen und Techniken hinterlässt Picasso so ein in Umfang und Formenvielfalt unvergleichliches, in seiner Gesamtheit, seiner Wirkung und Relevanz kaum mehr zu erfassendes Erbe.
Die „Minotauromachie“, wörtlich: ‚Minotaurus-Kampf‘,entsteht als Reihe von sieben Radierungen zwischen dem 23. März und Mai 1935 und gilt als das bedeutendste grafische Werk des Künstlers. Der Titel ist dabei sicherlich ein bewusstes Spiel mit der „Tauromaquia“ von Goya, einer Aquatinta-Reihe aus dem Jahr 1819, die die Gräuel desStierkampfes thematisieren.
Die Radierungen entstehen zu einer Zeit, in der Picasso die fortgesetzten Auseinandersetzungen mit seiner damaligen Frau Olga Koklowa und ihrer – natürlich begründeten – Eifersucht auf seine junge Geliebte Marie-Thérèse Walter derart einnehmen, dass seine künstlerische Tätigkeit beinahe zum Erliegen kommt. Hin- und hergerissen zwischen seinerscheiternden Ehe mit Olga und der Beziehung zu Marie-Therese hört Picasso Anfang 1935 vollständig auf zu malen, um sich beinahe ausschließlich der Herstellung von Grafiken und dem Schreiben von Gedichten zu widmen. Der Künstler selbst wird diese Zeit, in der die auch in seinem Werk erkennbare innere Zerrissenheit der letzten Jahre ihren Höhepunkt erreicht, später selbst als „die schlimmste Zeit in meinem Leben“ bezeichnen – sie endet erst im Juni 1935, also kurz nach der Fertigstellung der Minotauromachie, mit Olgas Entdeckung der Schwangerschaft Marie-Thereses.
Der Begriff des „Stilllebens“ hat seinen Ursprung im Niederländischen „Still leve“. Still leben. Ein seltsamer, in sich doch etwas widersprüchlicher Begriff. Etwas mehr Aufschluss über die bildmotivischen Inhalte dieser neben Genre- und #Historienbild sowie Portrait und #Landschaft letzten großen Gattung der #Malerei bieten uns vielleicht aber die italienische Bezeichnung „natura morta“ und seine französische Entsprechung, „nature morte“. Es sind eben die ihrer Natur, ihrem Wesen nach toten, unbelebten Gegenständen, die hier im darstellerischen Fokus stehen. „Stillleben“ zeigen also ein Arrangement von unbewegten, von stillen Dingen – sie sind dadurch in ihrer Natur kontemplativ, eine Ablenkung durch direkte, unmittelbare und die Ruhe störende menschliche Aktivität findet sich nicht.
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„Die Kunst ist das Werkzeug der Ewigkeit der Ideen“ schreibt Karl Friedrich Schinkel, der mit seinen klassizistischen Bauten die Architektur in #Preußen maßgeblich prägende Baumeister. Schinkel ist als Hofarchitekt König Friedrich Wilhelms III. überall im Land tätig, entwirft und baut die Kirchen, Theater, Denkmäler des aufstrebenden Staates. Neben seiner Arbeit als #Architekt oder sogar Bühnenbildner ist Karl Friedrich Schinkel aber auch einer der bedeutendsten Maler der deutschen #Romantik. Seine Gemälde zeigen oft romantische, märchenhafte #Landschaften mit #Burgen und gotischen #Kathedralen, die aus ihrer Umgebung herauszuwachsen scheinen, integraler Bestandteil der Landschaft sind: „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit“ bemerkt Schinkel an anderer Stelle, ein Gedanke, der der pantheistischen Sicht der Romantiker von einer Einheit von #Gott und #Natur, von #Schöpfung nahesteht. Schinkel selbst schafft in seinen Gemälden Visionen einer idealisierten, insbesondere die deutsche Vergangenheit in ein idyllisches Licht rückenden Welt, in der immer wieder Fantasiegebäude wie gotische Kathedralen zentraler Blickpunkt sind. Karl Friedrich Schinkels „Gotischer Dom am Wasser“ ist ein Gemälde mit für die Romantik typischer Botschaft der oft als „Todessehnsucht“ gedeuteten Ahnung der Endlichkeit des irdischen Daseins und daran geknüpfter christlicher Heils- und Erlösungserwartung. ==== Weitere Videos des Kanals werden vom "Bund Deutscher Kunsterzieher (BDK)" gefördert. Für Mitglieder bietet insbesondere der Landesverband #Niedersachsen lohnenswerte Inhalte. Hier also Mitglied werden: https://niedersachsen-bdk.de/ ==== Aufgenommen mit: - RØDE PodMic - https://amzn.to/3UGFEyB - Focusrite Scarlett Solo Studio 3. Gen - https://amzn.to/3WfjQv6 #zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #kunstunterricht
“Bilder von Bildern von Bildern von Bildern” nannte der Künstler Franz Gertsch seine Werke. Wie in Europa kaum ein anderer Künstler hat er mit seinen überdimensionalen, fotografisch exakt und mit technischer Raffinesse gemalten Rasterbildern den Hyperrealismus mitbegründet. Aus beinahe lebensgroßen Diaprojektionen von scheinbar banalen Schnappschüssen entwickelte Gertsch seine Gemälde alltäglicher Szenen von Freunden, Bekannten am Strand, im Badezimmer, auf der Straße und überführte deren Formen in phosphoreszierende Farbwerte, tauchte sie in ein transparentes Licht. Was da in aufwändigster Malweise mit feinsten Pinseln entstand, waren illusionistisch überhöhte Zeitdokumente, einerseits verblüffend in ihrer fotografisch genauen Wiedergabe einer scheinbaren Wirklichkeit, anderseits entlarvend in ihrer malerisch minimal manipulierten Reproduktion. #zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #kunstunterricht #Abitur2026 #leistungskurs #kunstgeschichte #franzgertsch #hyperrealismus #fotorealismus
“Alles ist eitel” - “Omnia vanitas” heißt es im Buch Kohelet des Alten Testaments. Insbesondere in den Niederlanden des doch sonst so zur Üppigkeit neigenden Barock entsteht eine besondere, moralisierende Gattung des zunächst eher dekorativen Stilllebens - das Vanitasbild, dessen düstere Motivik und Bildsprache sich auch in weiteren Teilen Europas verbreitet. Diese Gemälde sind reich an teils offensichtlicher, teils verborgener Symbolik und haben eine tiefe allegorische Bedeutung. Typischerweise enthalten Vanitasstillleben eine Vielzahl von Gegenständen, die darauf abzielen, die Betrachter an die Flüchtigkeit, die Vergänglichkeit des eigenen irdischen Lebens und die Sinnlosigkeit weltlicher Besitztümer und Vergnügungen zu erinnern. Der Mensch möge also nicht so eitel, so anmaßend und selbstbezogen sein, an Bedeutung und Fortbestand, geschweige denn die Wirkkraft des materiell oder gesellschaftlich Erreichten über den eigenen Tod hinaus zu glauben. ==== Das Video wurde in der Erstellung unterstützt durch den Bund Deutscher Kunsterzieher (BDK) Niedersachsen e.V. : https://niedersachsen-bdk.de/ Vielen Dank dafür! === Aufgenommen mit: - RØDE PodMic - https://amzn.to/3UGFEyB - Focusrite Scarlett Solo Studio 3. Gen - https://amzn.to/3WfjQv6 #zeigmal! #kunst #tutorial #kunstgeschichte #bildung #abitur #schule #kunstunterricht
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Die “Vedute”, wörtlich im italienischen ‘veduta’, “Ansicht” oder “Aussicht”, liefert wirklichkeitsgetreue detaillierte Darstellungen urbaner Räume, ob als Stadtpanorama mit Fluss, Kanal oder Platz oder aber als Blick auf oder in eine bestimmte Straße oder mit Fokus auf ein bestimmtes Bauwerk. Prominentes Beispiel für die Vedutenmalerei ist die Arbeit des venezianischen Künstlers Giovanni Antonio Canal, genannt “Canaletto”. Er war bekannt für seine präzisen Darstellungen von Venedig, insbesondere für seine Panoramablicke auf die Kanäle, Plätze und Gebäude der Stadt. Sie bestechen durch ihre fast fotorealistisch genaue und detailreiche Darstellung. Seine Veduten vermitteln nicht nur eine überzeugende, beinahe dokumentarische Darstellung der Architektur, sondern sind darüber hinaus auch geprägt von einer lichten Atmosphäre und freundlich-positiven Stimmung der gezeigten Orte. ========= Literaturempfehlungen: - Raimund Herz: "Canaletto malt Dresden: Kulturhistorischer Stadtführer durch das barocke Dresden von 1766" - Bozena Anna Kowalczyk: "Bellotto and Canaletto: Wonder and Light"
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Wo Licht ist, da ist auch Schatten - manchmal auch sehr viel Schatten. Keine Sorge, wir sprechen hier nicht von Sünden, Lastern und Heimlichkeiten, sondern immer noch über Kunst. “Chiaroscuro”, eine Zusammensetzung aus “Chiaro”, hell oder klar, und “scuro”, dunkel, finster, bezeichnet in der Malerei eine insbesondere im Barock wirkungsvoll eingesetzte extrem übersteigerte Wirkung von Licht und Schatten, um eine emotional dramatische und bewegende Bildatmosphäre zu erzeugen.
Dass sich mit starkem Kontrast von Hell und Dunkel dramatische Bildstimmungen erzeugen lassen, das haben bereits im alten Griechenland Künstler wie Apollodor von Athen erkannt, der mit schraffierten Schatten Körpervolumen andeutete. Mit dem Wiedererstarken der Malerei in der Protorenaissance lassen sich dann in Werken wie "Die Geburt Christi" von Giotto di Bondone im 14. Jahrhundert wieder erste klare Ansätze gezielter Raum- und Körpergestaltung mit Licht und Schatten erkennen.
Vor allem aber in der Hochrenaissance intensivierte sich die Auseinandersetzung mit den sich bietenden Darstellungsmöglichkeiten von Körperlichkeit und Raumtiefe. Die Entwicklung der Zentralperspektive unter anderem durch Masaccio gab den Künstlern die Möglichkeit, durch raumlogische Konstruktion die Illusion von Tiefe und realistischer Proportion auf einer ebenen Malfläche zu erzeugen.
Die Künstler der Zeit waren dabei aber nicht nur von der mimetischen Wiedergabe der mit den Augen wahrnehmbaren Raum- und Lichteffekte, sondern insbesondere von deren Auswirkung auf die narrativ-emotionale Dramatik der Bilder fasziniert. Da Vinci verlieh seinen Figuren Körpervolumen, indem er in seinen Zeichnungen zunächst auf farbigem Papier die dunklen Töne setzte, und sich dann zu den helleren Tönen vorarbeitete. Einzelne Lichtakzente fügte er meist mit weißer Gouache oder heller Kreide hinzu. Systematisch entwickelte er den Einsatz von Schlag- und Binnenschatten weiter.
Ein wesentlicher Faktor auf dem Weg hin zu gesteigerter Plastizität und Raumwirkung in der Malerei war die Entwicklung der Ölfarbe. Vor der Renaissance war die schnelltrocknende Temperafarbe, gebunden mit Ei oder Kasein, das beliebteste Malmedium. Aufgrund seiner kurzen Trocknungszeit ist es allerdings recht schwierig, sanfte Farbverläufe zu erzielen. Darüber hinaus eignet sich Tempera aufgrund der hohen Deckkraft nicht für eine Arbeit in lasierenden Schichten.
Ölfarbe aber, die als Bindemittel z.B. Leinöl verwendet, bindet wesentlich langsamer ab. Dieser Umstand sowie die Transparenz der Farben ermöglichen es, Farbschichten so dünn übereinander aufzutragen, dass tiefer liegende Farbschichten durch die Lagen bis zur Oberfläche durchschimmern. So wurde es möglich, schrittweise komplexe Farbtöne von großer Farb-, Licht- und Schattentiefe aufzubauen. Das so entstehende Spiel mit Hell und Dunkel wurde schnell als die geeignete Technik zur Modellierung von Plastizität erkannt und hat maßgeblich dazu beigetragen, die Lebendigkeit und den Naturalismusgrad von Gemälden zu steigern. Nicht nur die äußere Erscheinung von Objekten und Figuren, sondern auch ihre innere Struktur und Volumen wurden nun klar herausgearbeitet und betont. So verschmelzen zum Beispiel in den Portraits da Vincis oder Giorgiones die abgebildeten Figuren mit der sie umgebenden Dunkelheit und treten zugleich deutlich aus ihr hervor.
Künstler wie Tintoretto oder George de la Tour nutzen die neuen Möglichkeiten aber auch für weitergehende Effekte und inszenierten in ihren Gemälden scharfe, unnatürlich übersteigerte Hell-Dunkel-Kontraste. Dazu organisieren sie ihre Kompositionen gezielt um die Beleuchtungsquelle herum: der Einsatz und Platzierung der Figuren auf bildnerischer Ebene und Verteilung von Licht und Schatten sind untrennbar miteinander verknüpft, orientieren sich aneinander. Der so entstehende, starke Kontrast erzeugt die dramatischen Effekte des oft zur Theatralik neigenden Barock und distanziert sich so von den rational-linearen Kompositionen der Frührenaissance, in denen das Licht zumeist gleichmäßig im Bild eingestreut wird.
Caravaggio - neben anderen - intensiviert das Spiel mit Licht und Schatten hin zu einer als “Tenebrismus” (von ital. “tenebroso”, finster) bezeichneten, die Bildspannung noch weiter steigernden radikalen Spielart des Chiaroscuro. So soll der Eindruck der Intimität dramatischer Begegnungen, das Gefühl eindringlicher psychologischer Komplexität geschaffen werden, in denen die Figuren oftmals aus einem tiefen Dunkel ins Licht treten. In seinem Gemälde "Die Berufung des Matthäus" betont der in die dramatische Szene fallende scharfe Lichtstrahl gezielt die Hauptfigur. Der den Kopf des besiegten Goliaths haltende, in weichen Tönen und mit sanften Farbübergängen gemalte David erstrahlt einem hellen, von der linken Seite des Bildes auf ihn fallenden Licht. So verschmelzen die im Schatten liegenden Teile Davids sanft mit dem schwarzen Hintergrund. Im Kontrast dazu wird Goliaths abgetrennter Kopf durch das unmittelbar auf ihn fallende Licht in den Vordergrund geschoben, wo es die Schatten seines Haares, seiner gefalteten Stirn und seiner versenkten Augen betont.
Peter Paul Rubens verwendet in seinem Gemälde "Die Kreuzaufrichtung" geschickt Licht und Schatten, um die monumentale Darstellung des sich am Kreuz aufbäumenden Christus hervorzuheben.
Andere Künstler wenden die Prinzipien der Hell-Dunkel-Malerei subtiler und vorsichtiger an und nutzen das Chiaroscuro, um eine eher ruhige, nachdenkliche Stimmung zu erzeugen. Rembrandt van Rijn beispielsweise untersucht in seinem Selbstporträt erforschend und feinfühlig die Beziehung zwischen Licht und Schatten. Der Großteil seines Gesichts liegt hier im Dunklen, nur eine Seite ist einem sanften, diffus wirkenden Licht zugewandt. Darüber hinaus ist der Hintergrund statt in einem tiefen Schwarzton in Mitteltönen angelegt. In "Die Nachtwache" setzt der Maler das Licht gezielt ein, um die Aufmerksamkeit auf die zentralen Figuren der Komposition zu lenken und die dramatische Atmosphäre der Szene zu erzeugen.
Obgleich die Technik des Chiaroscuro im Barock ihren Höhepunkt findet, so nutzen auch Künstler in der Romantik und später im Realismus und Impressionismus ihre emotionale Wucht. Chiaroscuro wurde in der Folge in sich entwickelnden Formen der Kunst wie der Fotografie und im Film genutzt und in unterschiedlicher Weise adaptiert. So hat es nicht nur die Malerei, sondern auch andere Kunstformen nachhaltig geprägt.
Jeff Wall haftet der Ruf an, ein akribischer, überaus präzise arbeitender Künstler zu sein, der sich für seine inszenierten Fotografien oft sehr viel Zeit nimmt, so lange vorbereitet, korrigiert, aufnimmt und nachbearbeitet, oft wochenlang, bis man von der Vorarbeit nichts mehr sieht. So muten seine Bilder zwar wie aus dem Leben gegriffen an, entpuppen sich beim genaueren Hinsehen aber als konstruierte und arrangierte Scheinwirklichkeit. Oft arbeitet er über Wochen an einem Bild - über die Vorarbeiten für das im Jahr 2002 entstandene Bild “The Invisible Man” meint Wall, es habe zwei Stunden gedauert, das Buch von Ralph Ellison zu lesen, von der Bildidee zur Umsetzung seien es aber Monate des Nachdenken und Planens gewesen. Die praktische Ausführung dauerte dann sogar ein Jahr, in dem der Keller der Szene im Studio detailliert entwickelt und nachgebaut werden musste. Vielleicht auch wegen dieser Fokussierung auf jedes Detail hat Jeff Wall in seiner inzwischen vier Jahrzehnte umspannenden künstlerischen Karriere nur gut 170 Fotoarbeiten veröffentlicht, denen, wie Wall selbst lapidar feststellt, man den enormen Aufwand nicht ansieht. ______________________________ Literatur zu Jeff Wall: - Martin Schwander: "Jeff Wall", Fonadation Beyeler, Basel, 2024. (https://amzn.to/47CPX9M) - Valérie Hammerbacher: "Jenseits der Fotografie: Arrangement, Tableau und Schilderung - Bildstrategien in den Arbeiten von Jeff Wall", VDG Weimar, 2010. (https://amzn.to/3vxJb86) - Gregor Stemmrich (Hrsg.): "Jeff Wall - Szenarien im Bildraum der Wirklichkeit. Essays und Interviews.", Philo Fine Arts, Hamburg, 2008. (https://amzn.to/3HDcB7L)
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Diesmal gar keine Kunst - jedenfalls keine Abbildende: "Die Apfelsine des Waisenknaben" von Charles Dickens ist sicherlich eine der schönsten und bewegendsten Weihnachtsgeschichten die ich kenne - ich lese sie immer wieder gerne vor. Diesmal also für alle Zuschauer und Abonnenten als kleines Dankeschön für ein tolles Jahr! Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch nach 2023! #weihnachten #weihnachtsgeschichte #weihnachtsspecial #keinekunst #vorlesenmachtspass #vorleser #vorlesung #weihnachtsgrüße #hörbuch #audiobook #story
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Ray Douglas Bradbury war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor, zu dessen Schwerpunkten Science-Fiction, Horror und Phantastik zählten. Zahlreiche seiner Romane und Kurzgeschichten sind heute Klassiker des Genres, beispielsweise das im Wortsinne brandaktuelle "Fahrenheit 451", und werden nach wie vor weltweit gelesen. 1952 schrieb Bradbury für das Magazin "The Esquire" diese weihnachtliche Kurzgeschichte, in der ein Vater auf dem Weg zum Mars ein wenig improvisieren muss, um seinem Sohn trotz kleinlicher Bordgepäckvorschriften ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen. Büchertips von Ray Bradbury:"Fahrenheit 451" - https://amzn.to/3Tu3u06 "Schneller als das Auge - Erzählungen" - https://amzn.to/3tuXPMB "S is for Space - Meisterhafte Erzählungen" - https://amzn.to/3Ntgzmo
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Henry Moore gilt als einer der renommiertesten britischen Künstler des 20. Jahrhunderts, dessen Beiträge zur Plastik und Skulptur in ihrer organischen, von Einflüssen der Natur geprägten Formensprache wegweisend für die Entwicklung der zeitgenössischen Bildhauerei sind. Seine grafischen Arbeiten zeigen immer wieder seinen besonderen bildhauerischen Blick, sind aber hochgradig eigenständige Kunstwerke. Besonders berührende Beispiele hierfür sind die während des Zweiten Weltkrieges unter dem Eindruck des auch selbst erfahrenen Leids der Zivilbevölkerung entstandenen Zeichnungen Schutzsuchender in den “Shelter Drawings”. Literaturempfehlungen: - Andrew Causey: "The Drawings of Henry Moore" (https://amzn.to/3u4olwm) - Julian Andrews: "London's War: The Shelter Drawings of Henry Moore" (https://amzn.to/3u80KLr) - Chris Owen: "Drawing in the Dark: Henry Moore's Coalmining Commission" (https://amzn.to/3FP2b3F)
Giorgio Vasari (* 30. Juli 1511 in Arezzo; † 27. Juni 1574 in Florenz) war ein italienischer Architekt, Hofmaler der Medici und Biograph italienischer Künstler. Er schuf als Architekt und Maler beachtliche Werke, ist heute aber vor allem als „der erste Kunsthistoriker“ und „Vater der Kunstgeschichte“ bekannt. Er beschrieb das Leben und Werk zahlreicher italienischer Maler, Bildhauer und Architekten. Seine gesammelten Künstlerbiographien (Le vite, „die Viten“), 1550 erschienen, gelten als sein schriftstellerisches Hauptwerk.
In dieser Folge geht es um den Maler Cenni di Pepo, genannt Cimabue, der als einer der ersten Maler in Italien Cimabue mit dem Formalismus der Byzantinischen Kunst brach und großen Einfluss auf die Malerei des 14. Jahrhunderts in Italien ausübte. Cimabue war der Lehrmeister von Giotto.
Dies ist der erste Teil der #ASMR-Reihe, in der ich alle von Vasari verfassten und gesammelten Biographien vorlese.
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Wir hören „Vermeer“ – und denken: das „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“. Aber natürlich ist Vermeers Werk nicht auf dieses eine Bild beschränkt, vielmehr ist er nicht nur für Kenner der niederländischen Malerei ein scharf beobachtender Genremaler, der mit wachem Auge und klarem Blick die Menschen seiner Umgebung, allein und in Gesellschaft, in ihrem Habitat, den Räumlichkeiten des alltäglichen Lebens, beobachtet, ihre Handlungen und Interaktionen einfängt. Die Gemälde von Jan Vermeer haben eine besondere Wirkung auf uns – wir betrachten sie nicht, lassen nicht unseren Blick über die Bildfläche schweifen, vielmehr tauchen wir in sie ein, betreten den Raum, sind mit in den Räumen, in und bei der uns dargebotenen Szene und gehen in ihr auf. Von Vermeers Bildern geht auch deshalb eine wahrnehmungspsychologische Sogwirkung aus, der wir uns nur schwer entziehen können, zumal wir uns als Betrachter auch immer wieder mit einem uns unmittelbar ereilenden Blick einer der Figuren konfrontiert sehen. Das heute als „Das Mädchen mit dem Weinglas“ betitelte Gemälde zeigt den Blick in einen Raum, in dem sich drei Personen um einen Tisch gruppieren. Wir erblicken im Vordergrund eine sitzende junge Frau in kostbarem roten, mit goldenen Ärmelstickereien verziertem Seidenkleid, die den Betrachter unvermittelt und direkt, aber lächelnd anblickt. In der rechten Hand hält sie, ein wenig geziert ein gefülltes Weinglas. Der sich zu ihr herunterbeugende Mann, er scheint um einiges älter zu sein als die Frau, scheint diese mit stützend-schiebender Hand zum Trinken animieren zu wollen. Sein Blick von unten herauf in das Gesicht seiner Begleiterin erscheint ungeduldig und ungebührlich forschend, so, als suche er nach Anzeichen von Schwäche. #kunstgeschichte #kunst #abitur #kunstmalerei #schule #Leistungskurs #niedersachsen #vermeer #janvermeer #johannesvermeer #bildung #tutorial #analyse #bildanalyse #kunstlehrer #kunstlehrerin #art #arthistory #artist #education #school #malerei #painting
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Es ist wenig überraschend, dass in der Geschichte dessen, was wir heute „Kunst“ nennen die Darstellung des Menschen die dominante Bildgattung, das bevorzugte Thema ist. Schließlich beschäftigen wir uns doch am liebsten mit uns selbst, oder…?Die Geschichte des Portraits beginnt lange vor den Mumienportraits der Ägypter oder den Fresken der Griechen und Römer, setzt sich fort über Mittelalter und Renaissance bis in die Postmoderne unserer Gegenwart. Künstler wie da Vinci, Albrecht Dürer, Hans Holbein oder Rubens ebnen den Weg für die umfassende Darstellung des Menschen in seiner physischen Erscheinung, ehe in mit dem Beginn der Neuzeit die Impressionisten, Kubisten und Realisten das Bildnis nach und nach von der Imitation der Außenwelt, der Mimesis, befreien.#portrait #kunstgeschichte #abitur #art #bildung #portraitpainting #portraitmalerei #kunst #malerei #painting #arthistory
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Die Landschaftsmalerei hat sich über die Jahrhunderte zum dominierenden Genre der Malerei entwickelt. Der Begriff Landschaftsmalerei beschreibt die bildhafte künstlerische Darstellung von Ausschnitten sowohl aus dem von der Natur als auch dem von Menschenhand bestimmten Raum. Bildgegenstand können dabei konkrete und idealisierte natürliche Landschaften beispielsweise vom Hügelland bis zum Hochgebirge sein, Seestücke, Ebenen, Flüsse, Bergseen und Gipfelformationen oder Motive an der Meeresküste. Häufige Motive sind auch menschlich geprägte Kulturlandschaften ebenso wie Garten- oder Parklandschaften, Industriemotive und Fabriklandschaften. #kunst #abitur #bildung #kunstgeschichte #art #landscape #landschaft #landschaftsmalerei #überblick #Übersicht #geschichte