Es war kontrovers und unterhaltsam, aber auch nachdenklichund aufrüttelnd:
Zur Eröffnung unseres diesjährigen Festivals hatten wir das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 mit seiner Reihe „Die Gegenwart des Exils: Friedman fragt…“ zu Gast.
Passend zu unserem Jahres-Motto „Fremde (und) Heimat“ fragte Prof. Dr. Dr. Michel Friedman den ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Bodo Ramelow: Wie findet man Heimat?
Beide kamen schnell ins Gespräch: Was bedeutet ‚Heimat‘ für zwei Menschen, die schon vor Langem nach Deutschland oder Thüringen ‚zugezogen‘ sind? Bald entwickelte sich die Frage angesichts des Zustands unserer Demokratie jedoch weiter: Wann ist das nicht mehr Deine Heimat?
Den geschichtlichen Hintergrund der Frage „Wie findet man Heimat?“ lieferte Dr. Sylvia Asmus, Direktorin des Exilarchivs: Sie stellte zu Beginn dar, wie Thomas Mann es nach 1945 begründete, nicht aus dem Exil nach Deutschlandzurückzukehren.
Alle Fotos: Jana Groß, instagram.com/tschanina22/
Etwa 100.000 Menschen kamen aus Vietnam in die DDR, und etwa 60.000 waren 1989/90 im Land. Eine von ihnen: Huong Trute. Schon Ende der 1970er kam sie mit 18 Jahren zum ersten Mal zur Ausbildung und zum Studium in die DDR, 1987 zum zweiten Mal, diesmal als Dolmetscherin für Vertragsarbeiter.Auch nach der Wiedervereinigung blieb sie. Heute betreibt die studierte Ingenieurs-Pädagogin das Restaurant “Orchidea Huong” in Wernigerode und wurde vielfach für ihr Engagement in der deutsch-vietnamesischen Community ausgezeichnet.
Eine sehr persönliche Migrations- und eine sehr bewegte und bewegende Lebensgeschichte…
In den hitzigen Debatten über Migration und Integration unserer Tage wird schnell vergessen, wie gewaltig die Herausforderungen im Umgang mit den Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg waren. Über 12 Millionen Menschen kamen aus Mittel- und Osteuropa in die westlichen und diesowjetische Besatzungszone, in denen die Städte zerstört waren und die Wirtschaft am Boden lag. Wie gelang trotz dieser Schwierigkeiten ihre Integration? Worin unterschied sich der Umgang in Ost und West? Und wie gehen wir heute mit diesem Teil der deutschen Migrationsgeschichte um?
Darüber sprachen wir mit Dr. Gundula Bavendamm, derDirektorin des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung.
Foto: Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Im letzten Jahr der DDR kam Ayman Qasarwa zum Studium nach Thüringen – und blieb. Heute ist er Vorstand von Migranetz Thüringen e.V. und Geschäftsführer DaMOst e.V., dem Dachverband migrantischer Organisationen in Ostdeutschland – und damit eine der wichtigsten Stimmen für migrantische Communities in Ostdeutschland.
Wir sprechen mit ihm über sein Ankommen in Thüringen in denwilden, auch von starkem Rassismus geprägten Jahren der Wiedervereinigung, über seine zweite Heimat Weimar und darüber, wie wichtig es ist, dass sich migrantische Interessen organisieren. Ihnen eine Stimme geben, Sichtbarkeitschaffen: Was sind die Freuden, Tücken und Herausforderungen dieser wichtigen Aufgabe? Und was ist das Besondere daran, wenn man das in Ostdeutschland tut?
Ein sehr persönlicher Blick auf seinen Lebensweg mit einemHerzen zwischen zwei Heimaten. Und ein wichtiges Gespräch für mehr Verständnis in der Migrationsgesellschaft…
Hört selbst.
Hasko Weber, bis vor kurzem Generalintendant am Deutschen Nationaltheater, spricht mit uns über seine 12 Jahre in Weimar, seinen Aufbruch ans Staatstheater Cottbus und darüber, ob man in der Theaterwelt überhaupt eine „Heimat“ finden kann. Und immer wieder: Wie kann Theater in den Turbulenzen unserer Zeit Haltung zeigen? Ein sehr persönlicher Rück- und ein kleiner Ausblick.
Foto: DNT Weimar, Andreas Schlager
Erste Folge zu unserem Motto 2025: "Fremde (und) Heimat"
Wir starten in die Podcasts zu unserem Jahresmotto 2025 mit einem Gespräch mit Dr. Michael Mayer von der Akademie für politische Bildung Tutzing.
Es geht um das Grundrecht auf Asyl und die Frage, wie Art. 16a eigentlich vor über 75 Jahren ins Grundgesetz kam. Es warten einige spannende Einsichten und Neuigkeiten. Denn es waren weniger die heute oft ins Feld geführten "Lehren aus der Geschichte", sondern viel pragmatischere Gründe. Doch hört selbst...
Titelbild: "Bewohnerinnen und Bewohner des Durchgangslagers für Flüchtlinge aus der Sowjetzone in Wentorf bei Hamburg während des Besuches von Bundeskanzler Konrad Adenauer", Fotograf(in): W. Bodde, 1953, Bundesarchiv, B 145 Bild-P006930
Städtische Siedlungen entstanden ab einem bestimmten Niveau des Wohlstands und der kulturellen Entwicklung entweder durch Zusammenschluss dörflicher Siedlungen zu größeren Einheiten oder sie wurden in einem zeremoniellen Gründungsakt im Zusammenhang mit Kolonisation oder militärischer Eroberung neu angelegt. Einige dieser Städte entwickelten sich zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren größerer Reiche und wuchsen auch in ihrer Bevölkerungszahl und Ausdehnung erheblich an. Reste dieser eindrucksvollen Metropolen kann man auch heute noch bei einem Ausflug nach Rom oder Athen bestaunen.
Doch wie »funktionierten« diese Metropolen eigentlich? Wie groß waren sie überhaupt? Wo kamen Nahrung und Wasser für so viele Menschen her? Wer regelte den Verkehr und wer räumte den Müll weg? Wir schauen auf die Großstädte der Antike besonders aus diesem sozial- und alltagsgeschichtlichen Blickwinkel. Deutlich wird bei allen Unterschieden, dass diese Städte unseren heutigen (und deutlich größeren) Städten in vielem ähnlicher waren, als man denkt. Selbst ohne Strom und Internet…
zu Gast:
Prof. Dr. Stefan Pfeiffer ist seit 2013 Professor für Alte Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und forscht unter anderem zu Ägypten in der griechisch-römischen Zeit.
Prof. Dr. Charlotte Schubert war von 1993 – 2021 Professorin für Alte Geschichte an der Universität Leipzig. Neben Forschungen zum antiken Athen beschäftigte sie sich auch mit antiker Landverteilung, Medizingeschichte und den Digital Humanities.
Moderation:
Dr. Michaela Rücker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Alte Geschichte der Universität Leipzig und forscht u.a. zu antiker Medizin und Magie, Nomadenbildern und Fremdheitsvorstellungen in der Antike.
Landwirtschaftliche Flächen zu bewirtschaften, darin steckt pure Gegenwart: Es handelt von Besitzverhältnissen, von Höfen, Landmaschinen und Großgeräten, von Produktionsweisen, vom Säen und Ernten, vom Streiten und Träumen und Hoffen. Der ländliche Raum und die Menschen, die ihn zu einem solchen machen, versprühen Gegenwart, in der verschiedene Vergangenheiten nachhallen: Reichsnährstand, großbäuerliche Agrarindustrie, Kollektivierungen, Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und deren Auflösungen, Bodenverseuchung durch Überdüngung und EU-Umwelt- und Arbeitsvorschriften.
Wir sprechen über Widerstandsfähigkeit, Eigensinn und sozialen Wandel sowie über die Schichten der Vergangenheit, die »im Dorf« oft beschwiegen werden, aber dennoch die Verhältnisse »auf dem Acker« und »zwischen den Leuten« weiterhin bestimmen.
Zu Gast:
Johanna Hohaus, M.A. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Universität Halle und führt in ihrem
Promotionsvorhaben zahlreiche Interviews mit DorfbewohnerInnen, Bauern und Bäuerinnen aus Sachsen-Anhalt.
Claudia Gerster betreibt mit ihrem Ehemann das Sonnengut Gerster in Dietrichsroda und ist vielfach gesellschaftlich und politisch engagiert, etwa im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.
Dr. Peter Wurschi ist Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur des Landes Thüringen und fordert auch eine Aufarbeitung der Transformationsphase im ländlichen Raum.
Moderation:
PD Dr. Heiner Stahl ist Historiker an der Universität Erfurt und ist fasziniert von der Gegenwart der Geschichte in unserer Gesellschaft.
(Bild: Bundesarchiv: Bild 183–1990–0120–014)