Mein größter Dank geht an meinen Lehrer und Kollegen Siegfried Essen, der mich 2017 mit der spirituell-systemischen Aufstellungs- und Verkörperungsarbeit vertraut machte. Seine Arbeit und sein Ansatz waren vom ersten Moment an eine Wunder-volle Offenbarung.
Die Einzel- und Gruppen-Sessions bieten Menschen die Möglichkeit, sich selbst aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen, indem sie verschiedene Anteile von sich selbst oder im Gruppensetting auch andere Personen verkörpern.
Indem du deinen Körper bzw. dich als ganzes, individuelles Wesen kontinuierlich – am besten zumindest einmal täglich – annimmst, lenkst du deinen Fokus auf Versöhnung und bedingungslose Liebe statt auf Selbstzweifel und Mangel. Die Hirnforschung hat bestätigt, dass sich über die regelmäßige Wiederholung von bestimmten Verhaltensweisen in unserem Gehirn neue Nervenverbindungen bilden, auch im Erwachsenenalter. Das heißt, wir hören nie auf zu lernen und können altersunabhängig neue Fähigkeiten erwerben. Und genauso können wir Selbstannahme und Mitgefühl einüben.
Die unterschiedlichen Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, sind in unserem Körper gespeichert. Selbst wenn wir uns Dinge nur vorstellen oder träumen, reagiert der Körper. Unser Körperbewusstsein kann mit dem Bewusstsein eines Kleinkindes verglichen werden, das direkt und ehrlich ist. Der Körper reagiert, ohne zu denken und drückt unmittelbar aus, was er fühlt. Er reagiert auf das, was wir uns vorstellen.
In der Aufstellungs- und Verkörperungsarbeit geht es letztendlich immer wieder darum, uns die bedingungslose Liebe in verschiedenen Lebenssituationen bewusst zu machen UND uns auch für sie zu entscheiden. Wir sagen JA zu uns selbst und somit JA zum Leben, das wir sind. Einengende Gefühle von Scham, Selbstzweifel usw. halten uns davon ab, die Liebe in uns selbst anzunehmen. Das verletzte innere Kind in uns glaubt nach wie vor, dass es nicht verdient hat, bedingungslos geliebt zu werden. Es hat ja schon früh gelernt, dass es den Vorstellungen anderer entsprechen muss, um Anerkennung von den Eltern oder anderen Bezugspersonen zu bekommen.
Auch wenn wir in der Verkörperung immer wieder erfahren, dass wir bedingungslose Liebe in uns tragen und wir Liebe sind, warum fällt es uns dann so schwer, uns daran zu erinnern?
Der Körper lügt nicht, er sendet seine Signale direkt und klar. Wenn wir Platz in einer Position (einer Rolle) einnehmen, spüren wir sofort, ob wir uns hier wohlfühlen oder nicht. Von Spannung im Schulterbereich über plötzliche Müdigkeit oder den Drang uns hinzusetzen oder hinzulegen. Der Körper gibt uns klare Anweisungen, wenn wir ihm zuhören. Das Zuhören und nach innen lauschen ist zentral in der Aufstellungs- und Verkörperungsarbeit. Anstatt zu analysieren, warum wir uns fühlen, wie wir uns fühlen, nehmen wir wahr, ohne zu bewerten. Wenn sich eine Position nicht stimmig anfühlt, können wir uns weiter bewegen und solange ausprobieren, bis wir uns in unserer Haut wieder wohlfühlen. Wir entscheiden uns also, aktiv etwas für unser Wohlbefinden zu tun, anstatt in unangenehmen Positionen zu erstarren und uns über unser Leid zu beklagen.
Im Wort Herausforderung steckt das Wort HERAUS. Eine Ermutigung das, was fordert, HER-AUS zu lassen, indem wir das, was uns bedrückt, aussprechen oder verkörpern. Dinge, die wir verstecken oder unterdrücken, lösen sich leider nicht von selbst auf. Im Gegenteil, das Unterdrücken und Sicherstellen, dass unsere Geheimnisse verborgen bleiben, nimmt sehr viel unserer Lebensenergie in Anspruch. Manchmal unterdrücken wir auch Dinge, weil wir glauben, dass wir mit unseren Gefühlen nicht zumutbar sind. Somit unterdrücken wir gewisse Seiten und Anteile in uns. Sich verletzlich zu zeigen und sich zuzuMUTen verlangt Mut. Sobald wir das, was uns Angst macht, aussprechen, verliert es an Macht und Schwere und wir fühlen uns erleichtert. Häufige Reaktionen auf das Aussprechen von unterdrückten Gefühlen sind Aufatmen, spontanes und befreiendes Weinen oder Lachen.
Was in zwischenmenschlichen Beziehungen oft passiert, ist die sogenannte Verlagerung der Selbstverantwortung, die zu Recht zu Problemen führt. Die Selbstverantwortung ist verlagert, sobald wir jemand anderen für unser Wohlbefinden verantwortlich machen oder wenn wir uns für das Leben von jemand anderem verantwortlich fühlen. Wenn wir die Verantwortung für uns selbst wahrnehmen, werden wir wieder frei und befreien immer auch die anderen involvierten Personen.
Wie können wir gut mit unseren eigenen Grenzen umgehen?
Die eigenen Grenzen über den Verstand zu erkennen, erweist sich oft als schwierig, da wir oftmals denken, eine Grenze zu setzen oder “nein” zu sagen, sei nicht ok.
Zu glauben, dass es nicht ok ist, anders zu sein, führt oft dazu, dass wir uns verstecken oder nur die sogenannte „Schokoladen-Seite“ von uns zeigen. Das Verstecken braucht jedoch viel Energie. Schutzmauern und Scheinbilder müssen errichtet und aufrechterhalten werden. Das macht uns unfrei. Hier bietet die systemische Arbeit eine lebensbejahende Alternative mit dem Ansatz, dass alles sein darf und nichts muss. „Alles darf sein“, heißt, dass es für wirklich alles, auch für Angst, Scham, Verlust etc. Platz gibt, nichts wird ausgeschlossen und gleichzeitig muss auch nichts entsprechen oder erzwungen werden.
Oft halten wir uns selbst in Verhaltensmustern gefangen, weil die Gewohnheit eine vermeintliche Sicherheit und Einfachheit vortäuscht. Mittlerweile wurde auch neurobiologisch nachgewiesen, dass es für unser Gehirn tatsächlich anstrengender ist, ein einschränkendes Muster zu durchbrechen, als darin zu verharren. Unsere menschliche Biologie scheint sich also am geringsten Aufwand und nicht an unserer größten Zufriedenheit zu orientieren.
ENTwicklung bedeutet, sich aus etwas heraus zu wickeln. Wie der Schmetterling, der sich zuerst aus dem engen Kokon befreien muss, bevor er seine Flügel ausbreiten kann, um frei loszufliegen.