Eine einzigartige Suche unternahm der französische Autor zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die nicht nur in einen geradezu gigantischen Roman mündete, sondern auch Erkenntnisse und Empfindungen enthält, die ihresgleichen so nicht noch einmal findet.
Hier kommt also der erste Beitrag des neuen Podcasts über die Dinge, in denen doch so manches Leben zu entdecken ist. Nicht mehr so oft wie zuvor, dafür aber ausgiebiger.
Videos Arte-Dokumentation „Ein Schriftstellerleben“, https://www.youtube.com/watch?v=4uTe7wS5rw8, Zugriff am 17.11.2022 und andere unter "Marcel Proust" bzw. auf Youtube.
Musik: https://soundcloud.com/royaltyfreemusic-nocopyrightmusic/sets/creative-commons-music
1: Ibrahin Alsalith, BWV 639 Wilhelm Kempff; 2: Shoegazar Debussy, Clair de Lune, 3: Mariej Wota, Debussy, Suite Bergamasque IV, 4: Eleanor Jones Hudson (1907), 5: Fanny Brice, My Man (1922).
Wie ist das mit den Dingen? Sind sie einfach nur tot? Keineswegs meint der neue Podcast bei El Schalom in historisch-literarischen Betrachtungen. Schon am kommenden Dienstag wird aus gegebenen Anlass der nächste Beitrag erscheinen.
Titelmusik: Die Gebrüder Brett DGB, Pitti dampft (free licence); Straßenmusik in Oaxaca, Mexico (2019).
Was dachte er, als er starb, getroffen von der Kugel eines Soldaten, der den Befehl bekam, den Gefangenen zu erschießen? Historisch lässt sich das nicht erfassen und das ist eine Begründung dazu, einen Roman schreiben zu müssen. Nicht, um phantasiereich es auszumalen, sondern um auf der Grundlage aller erreichbarer Quellen eine Annäherung vorzunehmen an das Denken dieses seltsamen Mannes.
Damit endet die Lesung des Romans.
In seinem abschließenden Polizeibericht für Interpol belegt Kommissar Vandenbergh seinen massiven Verdacht gegen Klaus Altmann in Bolivien.
Bemerkung: der Tod des italienischen Verlegers Feltrinelli 1972 in Mailand wurde nie aufgeklärt. Die hier dargestellte Version ist eine Fiktion und Verdächtigung ohne klare Indizien.
Das Kapitel legt offen, was die Ich-Kapitel miteinander verbindet: ein kleines rotes Buch, das Sia seit ihrer Rettung durch Don Victorio schrieb und nun in einem letzten Abschnitt einen Abschiedsbrief an Vandenbergh enthält. Sie gab ihm das Buch mit, damit er nicht vergisst, irgendwann zurückkehrt. Dabei wird auch noch manch anderes Geheimnis ihres Auftrages bekannt.
Die Wege trennen sich, da gibt es noch einiges Erschreckende zu erfahren, da gibt es viel nachzudenken über all das Verlorene, da gibt es den schmerzlichen Abschied zwischen Vandenbergh und Sia, aber nicht ohne ein weitreichendes Versprechen.
In diesem Kapitel lernen wir La Gringa kennen, ein Mitglied der Guerilla Boliviens. Dafür gibt es das reale Vorbild von Monika Ertl (1937-1973). Die hier wiedergegebenen Details stimmen so gut wie vollständig mit deren Lebenslauf überein. Sie ist in Deutschland als "Rächerin Ché Guevaras" bekannt, weil es hochwahrscheinlich ist, dass sie hinter dem Anschlag auf den bolivianischen Konsul Quintanilla Pereira steckt. Dieser war bei allen Guerilleros besonders deshalb verhasst, weil er Ernesto Guevara nach seiner Ermordung die Hände abschlagen ließ. Außerdem plante sie gemeinsam mit dem Ehepaar Klarsfeld und Regis Debray die Entführung Klaus Barbies, um ihn in Frankreich vor Gericht zu stellen. Nur ein Jahr nach den geschilderten Ereignissen, am 12. Mai 1973, wurde Ertl sehr wahrscheinlich durch den bolivianischen Geheimdienst oder auch Klaus Barbie, der dabei immer im Hintergrund mitwirkte, ermordet. Ob sie auch gefoltert wurde, konnte nie festgestellt werden, da ihre Leiche an einem unbekannten Ort begraben wurde.
Es ist mir als Autor ein Anliegen, mich von dem gewaltsamen terroristischen Handeln einer Frau wie Monika Ertl deutlich zu distanzieren, wie das auch bei Ché Guevara notwendig ist. Allerdings ist ein Unterschied zu machen zwischen der brutalen Morderei eines Nazis wie Klaus Barbie und den Freiheitskämpfern in Bolivien.
Ich möchte insbesondere in diesem Kapitel herausstellen, dass ich den Weg eines gewaltlosen Widerstandes für am angemessensten halte gegen die immer noch herrschende diktatorische und kapitalistische Ausbeutung zumeist indigener Bevölkerungsschichten.
Demasiada erzählt den Guerilleros, wie sie am 9.Oktober 1967 in La Higuera dem gefangenen Ché Guevara begegnete.
Diese Begegnung ist dokumentiert in dem Film "Das bolivianische Tagebuch", ausgestrahlt am 7.Oktober 2007 auf Arte. Die Dialoge sind großen Teils originalgetreu wiedergegeben.
Aus der Sicht eines Befreiungskämpfers wird die Ankunft der drei aus La Paz Hinzugekommenen geschildert.
Nur knapp überleben Vandenbergh und seine Begleiterin einen neuen Anschlag, als sie auf dem Weg zu den Guerilleros sind.
Auch ohne dass das vielgebrauchte Wort genannt ist, entfaltet sich hier kraftvoll das, was es wirkt und bedeutet, von Goethe bis Rilke, von Hölderlin bis Ché Guevara: Die Liebe als Gegenkraft des Schlimmen, Mitkraft der Gerechtigkeit.
Erneut schauen wir in das Hirn des Nazis, was schwerfällt, nur mit zerquetschender Stimme möglich scheint, aber notwendig, um die Primitivität dieses Denkens zu entlarven und ihm damit seine Macht zu nehmen.
Vandenbergh erinnert sich an die letzten Gespräche mit Blum und an Nachrichten, die dieser aus Wien erwartete, die zur Lösung seines Falls beitragen könnten. Gemeinsam mit Demasiada entschlüsselt er eine geheimnisvoll verborgene Botschaft.
Vandenbergh und die Frau besprechen die gemeinsame Flucht aus La Paz. Doch wohin können sie gehen?
Auf dem jüdischen Friedhof im Vorort Miraflores kommt es zur Begegnung zwischen Vandenbergh und dem weiblichen Ich.
Kommissar Vandenbergh, der noch mit der genauen Untersuchung der Briefbombe beschäftigt ist, begibt sich danach zum Haus von Blum und trifft dort auf obskure Gestalten.
Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin erleben wir den Tod Blums, der noch einen Auftrag mitgibt.
Blum kehrt nach Hause zurück. Viel geht mit ihm, manche Sorge eher um die anderen als um sich. Mit einer Flasche Wein soll der Tag ausklingen ...
Blum und Vandenbergh treffen sich noch einmal im Café Vienna und nun erzählt der holländische Kommissar Blum von seinem scheinbar unlösbaren Fall, für den Blum aber wichtige Hinweise hat.
Nach ihrer Genesung erfährt die junge Frau etwas über das Leben ihres Retters und wie man die Rettung beginnen kann: rette erst nur ein Leben, darin steckt schon alles.