„Clio auf die Ohren“ ist der Podcast des Historischen Seminars an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Wir arbeiten aus der geschichtswissenschaftlichen Forschung und Lehre heraus. Manchmal podcasten hier Lehrende, manchmal Studierende, immer aber sind es Menschen mit großer Neugier und einer Begeisterung für geschichtswissenschaftliche Erkenntnisreisen.
Manche Podcasts verstehen wir als eine Art Bohrung, um historische Tiefenschichten zu bergen, die im historischen Wissen unserer Gegenwart verschüttet worden sind. In anderen Podcasts begeben wir uns auf die Suche nach Antworten auf historische Fragen – und Ihr dürft neben uns herlaufen! Alle unsere Podcasts versuchen, die Grenzen des geschichtswissenschaftlich Diskutierbaren auszuloten: Wo sind diese Grenzen, wie erreichen wir sie?
Das gilt auch für die Themenwahl: Nur zu gerne loten wir Themen jenseits des Alltagskanons aus. Dabei leitet uns eine Frage: Was können wir im Gespräch oder in der Suchbewegung zu einem konkreten historischen Problem über die Welt zu dieser Zeit lernen, politisch, sozial, ökonomisch oder kulturell? Begleitet uns gerne bei unseren Bohrungen und Suchbewegungen!
Kontakt: Dr. Andreas Frings, afrings@uni-mainz.de
„Clio auf die Ohren“ ist der Podcast des Historischen Seminars an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Wir arbeiten aus der geschichtswissenschaftlichen Forschung und Lehre heraus. Manchmal podcasten hier Lehrende, manchmal Studierende, immer aber sind es Menschen mit großer Neugier und einer Begeisterung für geschichtswissenschaftliche Erkenntnisreisen.
Manche Podcasts verstehen wir als eine Art Bohrung, um historische Tiefenschichten zu bergen, die im historischen Wissen unserer Gegenwart verschüttet worden sind. In anderen Podcasts begeben wir uns auf die Suche nach Antworten auf historische Fragen – und Ihr dürft neben uns herlaufen! Alle unsere Podcasts versuchen, die Grenzen des geschichtswissenschaftlich Diskutierbaren auszuloten: Wo sind diese Grenzen, wie erreichen wir sie?
Das gilt auch für die Themenwahl: Nur zu gerne loten wir Themen jenseits des Alltagskanons aus. Dabei leitet uns eine Frage: Was können wir im Gespräch oder in der Suchbewegung zu einem konkreten historischen Problem über die Welt zu dieser Zeit lernen, politisch, sozial, ökonomisch oder kulturell? Begleitet uns gerne bei unseren Bohrungen und Suchbewegungen!
Kontakt: Dr. Andreas Frings, afrings@uni-mainz.de
Im Naturhistorischen Museum in Mainz finden sich drei merkwürdige Tiere zwischen Pferd und Zebra: drei Quaggas, ein Hengst, eine Stute und ein Fohlen. Das Quagga gilt als ausgestorben, es gibt aber Rückzüchtungsprojekte. Wie kamen die drei präparierten Tiere aus Südafrika nach Mainz? In diesem Podcast erzählen Maja Ulrich, Kevin Keller und Robin Marc Swann die faszinierende Geschichte dieses ausgestorbenen Zebras aus Südafrika. Sie beleuchten die europäische Kolonialzeit, in der das Quagga gejagt und schließlich ausgerottet wurde, wie auch das Nachleben des Quaggas in Naturhistorischen Museen und die ethischen Debatten um seine Rückzüchtung. Bernhard Gißibl, Historiker am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, gibt Einblicke in die Haltung der Kolonialisten gegenüber dem Quagga und die Bedeutung von Naturkundemuseen in dieser Ära – und Bettina Henrich, Zoologische Präparatorin am Naturhistorischen Museum in Mainz, erläutert die Schwierigkeiten der fachgerechten Präparation. Der Podcast leistet so nicht nur einen Beitrag zur großen Debatte um das Artensterben und den Biodiversitätsverlust, sondern auch zur historischen Aufarbeitung dieser Entwicklungen mit einem Blick auf den kolonialen Griff nach der Natur.
Literaturtipps:
Die Ernährung der Weltbevölkerung heute ist nur dank der Entwicklung der modernen Ammoniak-Synthese im sogenannten Haber-Bosch-Verfahren möglich; ohne reaktiven Stickstoff und darauf basierenden Dünger wäre etwa die Hälfte der Weltbevölkerung nicht zu ernähren. Statistisch gesehen besteht unser Körper also etwa zur Hälfte aus „Material“, das künstlich hergestelltem Stickstoff zu verdanken ist. Wie konnte es soweit kommen? Dieser Frage geht Aline Ollivier in unserem neuen „Clio-auf-die-Ohren“-Podcast nach. Sie spricht mit Anne Preger über die Entdeckung der stickstoffbasierten Düngung mit Guano und Chile-Salpeter im 19. Jahrhundert und den Durchbruch der industriellen Herstellung von reaktivem Stickstoff mit Hilfe des Haber-Bosch-Verfahrens im 20. Jahrhundert. Mit Gunter Mahlerwein diskutiert sie, welche Rolle diese Entwicklungen für die regionale Agrargeschichte hier in Rheinhessen spielten.
Literaturtipps:
Tiere vor Gericht? In der europäischen Vormoderne wurden Schweine, Mäuse und sogar Heuschrecken wegen Verbrechen wie Mord oder Diebstahl angeklagt und verurteilt. Welche juristischen Vorstellungen von Rechten und Pflichten von Tieren stecken hinter solchen Tierprozessen? Warum wurden Tiere wie Menschen behandelt, obwohl sie als Sachen galten? In diesem Podcast begibt sich Magdalena Anstett auf eine Recherche zur Geschichte der Tierrechtsfrage; sie spricht mit dem Mediävisten Prof. Dr. Peter Dinzelbacher über die Hintergründe und die Bedeutung dieser vormodernen Praxis und mit der Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Anne Peters, Direktorin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, über die aktuellen Debatten um den Rechtsstatus von Tieren und die Herausforderungen, die sich aus einer möglichen Weiterentwicklung der Tierrechte ergeben. Dabei geht sie einer für die moderne Tierrechtsbewegung kritischen Frage nach: Warum fällt es uns heute so schwer, die Binarität von Menschen als Träger von Rechten und Pflichten einerseits und der gesamten belebten Natur, auch von Tieren, als Objekt von Rechten an unsere gegenwärtigen Vorstellungen anzupassen? Stellt uns die eigene Rechtsgeschichte hier vor besondere Herausforderungen?
Literaturtipps:
Eine der letzten großen Missernten der europäischen Geschichte wurde durch die sogenannte Kartoffelfäule ausgelöst. Diese Pilzkrankheit vernichtete 1845, befördert von den ungewöhnlichen, feuchtkalten Witterungsbedingungen auf dem europäischen Kontinent, bedeutende Teile der Kartoffelernte. Neben Belgien und den Niederlanden war besonders Irland von der „Kartoffelkrankheit“, wie sie im damaligen Volksmund genannt wurde, betroffen. Etwa eine Million Iren starben, etwa doppelt so viele verließen die Insel und wanderten aus. Aber auch in der Provinz Rheinhessen, heute Mainz und Umgebung, gab es eine Teuerungskrise. In diesem Podcast besprechen wir mit Nicolas Schreckenbach, welche Formen diese Teuerungskrise vor Ort annahm und wie die Obrigkeiten reagierten. Auf dem Weg dorthin klären wir auch die Arbeitsweisen der modernen Klimageschichte und tippen auch die Frage an, ob diese Krise auch das Vertrauen in die legitime Herrschaft so erschütterte, dass die Teuerungen zu den revolutionären Unruhen rund um das Jahr 1848 beitrugen.
Literaturtipps:
Das Extremhochwasser im Winter/Frühjahr 1784, das mit Eisgängen und Überschwemmungen einherging, entfaltete seine Wirkung m Gegensatz zu regionalen Ereignissen (wie dem Erdbeben von Lissabon) überregional. Es führte zu Toten und Verheerungen in West-, Mittel- und Osteuropa. In diesem Podcast widmen wir uns einer Mikroperspektive und schauen uns die Auswirkungen dieses Hochwassers in Neuwied an, einer multikonfessionellen Stadt, die erst im 17. Jahrhundert neu begründet worden war. Dabei diskutieren wir mit Christian Zimmermann, der über diese Geschichte in lokalen Archiven geforscht und darüber auch seine Masterarbeit geschrieben hat, auf welche Art und Weise die Menschen vor Ort mit diesem Extremereignis umgegangen sind.
Literaturtipps:
Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Bei dieser „Nachhaltigkeit“ geht es also um eine Art Generationengerechtigkeit, und das ist für Historiker:innen schwierig zu greifen, denn zum einen beschäftigen wir uns normalerweise nicht mit zukünftigen Generationen, und zum anderen denken wir auch nicht gerade täglich über Fragen von Gerechtigkeit nach, denn das ist ein ethisches Geschäft.
Im Sommersemester 2024 sind wir in sehr unterschiedlichen Hauptseminaren in verschiedenen Epochen der historischen Nutzung von Ressourcen, der Frage des Umgangs mit Ressourcen und des Umgangs des Menschen mit seiner natürlichen Umwelt nachgegangen. In diesem Podcast darf Andreas Frings Studierenden zu Nachhaltigkeit in der geschichtswissenschaftlichen Lehre interviewen. Wir sprechen über Nutzung von Ressourcen und Umgang mit Ressourcen. Genauer: Wir sprechen über Starkregenereignisse und verheerende Hochwasser im Spätmittelalter, über Wölfe als bedrohliches Stereotyp in der wissenschaftlichen Literatur der Frühen Neuzeit, Landgewinnung für die Landwirtschaft im sowjetischen Zentralasien und umweltpolitische Kontroversen rund um den Baikalsee, den tiefsten und wasserreichsten See der Erde. Und wir unterhalten uns an diesen Beispielen auch über das geschichtswissenschaftliche Studieren, das mit Überraschungen gepflastert sein kann.
Literaturtipps:
Wir verzichten für diesen Podcast auf Literaturverweise. Stattdessen laden wir Sie herzlich ein, selbst über ein Geschichtsstudium nachzudenken. Keine Lektüre kann den Besuch eines geschichtswissenschaftlichen Seminars ersetzen.
Mit dem Aralsee verbinden wir, wenn wir schon einmal davon gehört haben, das Bild verrosteter Schriffswracks in einer Wüste, die lange zuvor einmal ein Meer gewesen sein muss. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war der Aralsee sogar der viertgrößte Binnensee der Erde; 1950 umfasste er noch 65.000 Quadratkilometer Wasseroberfläche, heute sind es knapp 8.000 Quadratkilometer. Dieses Austrocken des Aralsees ist wohl eine der größten globalen Umweltkatastrophen des 20. Jahrhunderts – und es verdankt sich einer schon weiter zurückreichenden, sowohl zarenzeitlichen als auch sowjetischen Nutzung der wasserzuführenden Ströme Amu-Darja und Syr-Darja für landwirtschaftliche Projekte. Kurzum: In der Geschichte des Aralsees spiegelt sich die Kehrseite der technisch-rationalen Moderne.
Gemeinsam mit den Osteuropahistorikern Paul Josephson und Jörn Happel rekonstruiert Eneko Mauritz in diesem Podcast die komplexe Geschichte der Erschließung des Aralsees im späten 19. Jahrhundert bis in die Wassernutzung der sowjetischen Landwirtschaft hinein und macht so die Hintergründe dieser Umweltkatastrophe hörbar.
Literaturtipps:
Nach zwei Podcasts, in denen Studierende auf Experten zugegangen sind und Interviews mit Hans-Christian Petersen und Viktor Funk geführt haben, möchten wir in diesem dritten und letzten Podcast der Substaffel über russlanddeutsche Spätaussiedler eine solche Spätaussiedlerin selbst sprechen lassen. Hierfür hat Dennis Wambolt unterstützt von Jenny Babikir seine eigene Großmutter angesprochen - und das Interview, das alle Klischees und Stereotype gleich hinter sich lässt, gewährt einen ganz wunderbaren Einblick in die Perspektive einer Russlanddeutschen.
Wie und wo werden russlanddeutsche Spätaussiedler heutzutage in öffentlichen medialen Zusammenhängen dargestellt und repräsentiert, wie thematisieren sie sich selbst, und welche Schwierigkeiten wirft es auf, dass es sich eben nicht um eine überschaubare homogene Gruppe handelt? Im zweiten Podcast zu den russlanddeutschen Spätaussiedlern in der zweiten Staffel "Migrationen und Mobilität im 20. Jahrhundert" gehen Kristine Fabert, Niklas Fink, Julian Münch und Philipp Dewes mit Viktor Funk ins Gespräch, einem russlanddeutschen Journalisten, Publizisten und Romanautor, der diese Fragen aus vielen Perspektiven beantworten kann.
Literaturtipps:
Viktor Funk:
Russlanddeutsche - wer ist das eigentlich, wer gehört dazu? Im Auftakt zur vorläufig letzten thematischen Einheit unserer zweiten Staffel "Migrationen und Mobilität im 20. Jahrhundert" gehen Arsena Kara, Theresa Jürgens, Jennifer Dinges und Claartje Ille mit einem Experten für russlanddeutsche Geschichte ins Gespräch - mit Hans-Christian Petersen, Osteuropahistoriker am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) mit Sitz in Oldenburg.
Dieser Podcast wurde im Sommer 2022 begonnen. Der russische Angriff auf die Ukraine hat einige Sachverhalte möglicherweise geändert. Überprüfen können wir das nicht.
Literaturtipps:
Hans-Christian Petersen:
Online verfügbare Überblickstexte:
Im Alter von 84 Jahren trat die Umweltaktivistin Jean Hill entschlossen gegen die Plastikflut in der kleinen Stadt Concord in Massachusetts an. In einem Bürgerentscheid (dem ersten hierzu in den USA) wurden Einwegplastikflaschen unter einem Liter in der ganzen Kommune verboten.
Im dritten Podcast einer dreiteiligen plastikhistorischen Reihe schauen wir uns die komplexe Welt des Lobbyismus rund um das Thema Plastik an: Wie können Bürgerinitiativen und Umweltschutzorganisationen gegen die Interessen der Plastikindustrie ankämpfen – und wie versuchen diese wiederum, politische Entscheidungen zu beeinflussen? Anhand konkreter Beispiele, darunter der Kleinstadt Concord in den USA, zeigt der Podcast die Spannungsfelder zwischen Umweltbewusstsein, wirtschaftlichen Interessen und politischer Entscheidungsfindung. Dabei werden sowohl die Strategien der Plastiklobby als auch die Bemühungen um nachhaltige Alternativen kritisch hinterfragt.
Gemeinsam mit Experten wie dem Historiker Roman Köster und der Polymerchemikerin Katharina Landfester gehen wir den vielen Facetten des „Werbens“ für und gegen Plastik und Plastikmüll nach. Dieser Podcast wurde von Nora Sophie Büssow, Samuel Fillmann und Carl Frederic Staudt entwickelt, aufgezeichnet und produziert.
Literaturtipps:
Quellen zu den O-Tönen im Cold Open:
Zu den größten Produzenten von Plastikmüll weltweit gehört: die moderne Medizin. Doch das wird nur in Expertenkreisen thematisiert, denn egal wie übel Plastikmüll sein mag, auf die moderne Medizin wollen wir – aus guten Gründen – nicht mehr verzichten.
Im zweiten Podcast einer dreiteiligen plastikhistorischen Reihe werfen wir einen Blick auf die spannende, aber auch kontroverse Beziehung zwischen Plastik und moderner Medizin. Wir hinterfragen, wie Plastik zu einem unverzichtbaren Material im Gesundheitswesen wurde und welche Rolle es dabei spielt, Risiken zu minimieren – sowohl für Patient*innen als auch für medizinisches Personal. Gleichzeitig beleuchten wir die Schattenseiten: den enormen ökologischen Fußabdruck, den Plastik hinterlässt, und die gesundheitlichen Risiken, die von Kunststoffen ausgehen können.
Gemeinsam mit Expert:innen, mit der Neonatologin Frau Prof. Dr. Med. Eva Mildenberger und dem Medizinhistoriker Prof. Dr. Med. Michael Sachs, untersuchen wir, ob die Medizin von heute ohne Plastik denkbar wäre und welche Innovationen die Abhängigkeit von Plastik in der Zukunft verringern könnten. Dieser Podcast wurde von Aline Melissa Ollivier, Marvin Gauch und Johannes Frederik Lilienfein entwickelt, aufgezeichnet und produziert.
Literaturtipps:
Plastik und Kunststoff sind nicht genderneutral – auch wenn es zunächst so wirkt. Oder würdet Ihr „Männer“ eher mit Plastik oder eher mit „Holz“, „Stahl“ und anderen Stoffen verbinden? Wie ist es mit „Natürlichkeit“ und „Künstlichkeit“ von Plastik?
Im ersten Podcast einer dreiteiligen plastikhistorischen Reihe beleuchten wir die faszinierende Verbindung zwischen Plastik und Geschlechterrollen. Wir reisen zurück in die 1950er und 1960er Jahre, als das „Plastikzeitalter“ begann, und untersuchen die gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen von genderspezifischen Produkten wie Tupperware und Barbie. Gemeinsam mit Expert:innen wie Dr. Jan Logemann und Nadia Shehadeh hinterfragen wir, wie diese ikonischen Plastikprodukte weibliche Rollenbilder geprägt, aber auch Möglichkeiten für mehr Selbstbestimmung eröffnet haben. Von Tupperpartys über Barbiepuppen bis hin zu aktuellen Trends diskutieren wir, wie diese Konsumartikel sowohl feministische Fortschritte als auch problematische Stereotype verkörpern.
Mit diesem Podcast laden wir unsere Hörerinnen ein, über den Einfluss von Konsumkultur auf Geschlechterrollen und Emanzipation nachzudenken. Dieser Podcast wurde von Rafaela Kontós, Joshua Porth und Till Loh entwickelt, aufgezeichnet und produziert.
Literaturtipps:
In geistes- und sozialwissenschaftlichen Debattenbeiträgen wird das Konzept des „Anthropozän“ seit mindestens zehn Jahren munter gefeiert. Dabei war es ursprünglich ein geologisches Konzept. Seine Geburtshelfer, Paul Crutzen und Will Steffen, konnten zeigen, dass es sinnvoll sein dürfte, sich aus einer solchen geologischen Perspektive auf ein Anthropozän-Verständnis zu einigen, das den Beginn der „Menschenzeit“ in die 1950er Jahre datiert. Denn ab dann beginnt die menschliche Aktivität, planetare Prozesse auf nie dagewesene Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch genau dieser Zeitraum gilt geschichtskulturell gerade nicht als Ausgangspunkt katastrophaler Verwerfungen; viel eher verbindet man diese Zeit mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, und damit setzt auch das Wirtschaftswunder ein. Steffen nennt diese Zeit nun die „Große Beschleunigung“ – und das ist nicht positiv gemeint.
Offenbar gibt es ganz unterschiedliche Perspektiven auf diese Nachkriegszeit, und vielleicht lohnt es sich, sie gegeneinanderzustellen und auf ihre Tragfähigkeit abzuklopfen. Genau dies hat Thomas Klisch getan – und dafür auch mit Sebastian Bartsch und Gabriele Dürbeck gesprochen.
Literaturtipps:
Zu den entscheidenden Wendepunkten der vormodernen russländischen Geschichte gehört die "Smuta", auch "die Zeit der Wirren" genannt. Damit meinen wir die Zeitspanne zwischen dem Ende der alten Rjurikidendynastie im Großfürstentum Moskau nach dem Tod Fjodors I., dem Sohn Ivans des Schrecklichen. Das war 1598. Vielleicht sollten wir da auch schon vom Zarentum Russland sprechen, denn Ivan der Schreckliche selbst, oder auf Russisch eher der Grausame, der Strenge, hatte sich 1547 zum Zaren krönen lassen. 1598 starb seine Dynastie mit seinem Sohn Fjodor aus; und erst 1613 gelang es, mit der Familie der Romanow eine neue, als legitim wahrgenommene Dynastie zu etablieren. Dazwischen beanspruchten mindestens fünf Menschen die legitime Herrschaft. Es gab Hungersnöte, vor allem ab 1601 – die klimatisch vielleicht härtesten Jahre der russländischen Geschichte, soweit wir sie kennen. Es gab ausländische Interventionen, etwa einen polnischen und einen schwedischen militärischen Einmarsch. Es gab mehrere falsche Zarensöhne, also Männer, die behaupteten, sie seien in Wahrheit der Sohn Ivans, der 1582 zur Welt gekommen und 1591 in Uglitsch an einem Unfall verstorben war.
Was hatten diese wirren Jahre mit einem Vulkanausbruch in Südamerika zu tun? Darum geht es in diesem Podcast, in dem Isabel Jarczyk mit Christoph Helo, Jan Kusber und Andreas Frings spricht. Dies ist der zweite Podcast der dritten Staffel von "Clio auf die Ohren" mit dem TItel "History for Future", in der es um klima- und umwelthistorische Geschichten geht.
Literaturtipps:
Noch im Winter 1962/63 fror der Rhein auf weiten Teilen zwischen Mainz und Emmerich zu und sorgte über Wochen für einen totalen Stillstand der Binnenschifffahrt. Die heutigen Winter vermögen kaum noch den Rhein oder andere, langsamer fließende Gewässer, zufrieren zu lassen. Nun sorgen Dürresommer und Wassermangel dafür, dass die Schifffahrt auf dem Rhein mit existenziellen Problemen zu kämpfen hat. Wie sich die Menschen, die an und auf dem Rhein leben, an die neuen Gegebenheiten anpassen und welche Auswirkungen der Klimawandel für Natur und Tierwelt im Südwesten hat, greift dieser erste Podcast der dritten Staffel von "Clio auf die Ohren" auf.
In dieser dritten Staffel mit dem TItel "History for Future" geht es um klima- und umwelthistorische Geschichten. Zur Zeitgeschichte des Rheins interviewt Paul Martin Lorenz zum einen Robert Egeling vom NABU-Rheinauen-Zentrum in Bingen und zum anderen Andreas Fink vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Literaturtipps:
Zu diesen Fragen gibt es noch keine überzeugende zeithistorische, umweltgeschichtliche Forschung.
Dass Israel allen Jüdinnen und Juden weltweit die Einreise und die israelische Staatsbürgerschaft ermöglicht, geht auf die Geschichte der Verfolgung der Vernichtung europäischer Juden durch den deutschen Nationalsozialismus zurück, zugleich aber auch auf eine Geschichte jüdischer Einwanderungen nach Palästina, die vor die Staatsgründung Israels 1948 zurückreichen und in mehreren Wellen, sog. "Alijahs", erfolgten. In der Einwanderung deutschsprachiger Jüdinnen und Juden vor allem in den 1930er Jahren, den sog. "Jeckes", kommen beide Aspekte zusammen, deren Geschichte von Rebecca Sarah Schlaadt, Alica Schirmer und Felix Marcel Hackhausen in diesem Podcast rekonstruiert wird. Und auch in anderer Hinsicht ist die Einwanderung der "Jeckes" interessant: Wir stoßen etwa auf ambivalente Stereotype, von denen wir einige auch aus bundesdeutschen Debattenlagen kennen. Die Sammlung und Musealisierung dieser Einwanderung ist auch keine "Erfolgsgeschichte", sie ist kompliziert und lohnt das genauere Hinschauen - und Hinhören.
Literaturtipps:
Ist die deutsche Gesellschaft eine Einwanderungsgesellschaft? Oder eine von Zuwanderung geprägte Gesellschaft? Diese politisierende und emotionalisierende Frage hat ganz unterschiedliche gesellschaftliche Diskussionen ausgelöst. Bis heute gibt es trotz zahlreicher Sonderausstellungen kein nationales deutsches Einwanderungsmuseum - anders als etwa in den USA oder in Frankreich. Eine Initiative in Köln, die auf das Engagement migrantischer Gruppen zurückgeht (DOMiD: Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland), wird inzwischen aus öffentlichen Mitteln gefördert, um das zu ändern und in Köln (Stadtteil Kalk) ein "Haus der Einwanderungsgesellschaft" aufzubauen; inzwischen hat sich die Initiative für den Museumsnamen „SELMA“ entschieden. In diesem Podcast rekonstruieren Simon Paul Kohnert, Antonia Görgen und Michael Albert Klein die mäandrierenden Wege und Knackpunkte der bundesdeutschen Auseinandersetzung mit der eigenen Einwanderungsgeschichte mit einem Fokus auf deren Sammlung und Musealisierung.
Literaturtipps:
Die 2. Staffel von Clio auf die Ohren unter dem Label "Migrationen und Mobilität im 20. Jahrhundert" geht weiter! In den nächsten drei Folgen geht es darum, wie Einwanderungsgeschichten gesammelt und ausgestellt und damit zum Bestandteil von Geschichte werden. Ellis Island, Lower East Side Tenement Museum, Cité de l'histoire de l'immigration: In diesem Podcast widmen sich Annika Jäggi, Hannah Antoni und Leonie Sophie Renz einer vergleichenden Perspektive auf die drei international vielleicht bekanntesten Einwanderungsmuseen (zwei davon in New York, eines in Paris). Was wird dort gezeigt, wer trägt dafür die Verantwortung? Wie wurde der Ort für die Ausstellung gewählt? Mit diesen Fragen fächern sie das Tableau an Entscheidungen auf, die hinter einem solchen Einwanderungsmuseum stehen.
Literaturtipps:
Die Wagen so bunt, die Pferdchen so zottig, sie zogen die Wagen so schwer? Stereotype über Mobilität, über "fahrendes Volk", über ständiges Wandern und ein Leben in Wohnwagen begleiten deutsche und südosteuropäische Sinti und Roma seit Langem. Diese stereotypen Beschreibungen kennen viele sicher auch aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Doch wie konnte sich das Bild der nomadenhaften Lebensweise bis heute so hartnäckig halten? Wie ist es entstanden? Wie hängen in diesem Stereotyp Mobilität und das ebenfalls hartnäckige Vorurteil halblegaler oder illegaler Erwerbswege zusammen? Und vor allem: Was macht das mit den Menschen, die so beschrieben werden? Über diese und weitere Fragen unterhalten wir uns in diesem Podcast mit Hans-Christian Maner vom Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte im Historischen Seminar der JGU Mainz.
Literaturtipps