Da es draußen ohnehin noch zu kalt ist - vor allem IM Wasser - widmen wir uns heute mal der Theorie des Schwimmens. Zu Gast ist Ilka Staub, Sportwissenschaftlerin an der Deutschen Sporthochschule Köln, dort widmet sie sich am „Institut für Vermittlungskompetenz“ dem Schwimmen. Anders und besser gesagt: Ilka ist DIE Expertin, wenn es ums Schwimmenlernen geht. Gemeinsam mit der DLRG arbeitet sie deshalb daran, Schwimmkurse und Schwimmabzeichen gut und sicher zu gestalten.
Dabei hält sie gar nichts davon, wenn in einem Schwimmkurs mal eben alle gleich behandelt werden. Man müsse schon sehr genau hinschauen, ob Kinder überhaupt schon mal mit Wasser in Berührung gekommen seien, und sei es auch nur in der elterlichen Badewanne. Denn auch solche Kinder gibt es - die das noch nie erlebt haben.
Ilka hält auch überhaupt nichts davon, den Kindern eine Schwimmart beizubringen - egal, ob Brust, Kraul oder Rücken - bevor sie nicht die Grundfertigkeiten beherrschen: Im Wasser untertauchen, gleiten, sich drehen, schweben, mit dem Atmen klar kommen.
Deshalb heißt ihr aktuelles Projekt auch „Die Eule und das Schwimmen“, für das sie sogar 1,6 Millionen Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung bekommen hat. Denn wichtig sei es, dass Schwimmlehrer und -lehrerinnen den Eulenblick auf ihre Schützlinge haben: Wer kann schon untertauchen, vertraut also dem Wasser, kann vielleicht darin schweben, also spielerisch damit umgehen. Erst dann könne man überhaupt mit Schwimmtechniken anfangen.
Soweit - in der Tat - die Theorie. Denn Schwimmlehrer kann sich jeder nennen, niemand achtet darauf, wie kindgerecht das Schwimmenlernen im jeweiligen Kurs tatsächlich stattfindet. Nur die Eltern wundern sich dann immer, warum es nicht vorangeht. Auch Ilka beklagt, dass es viel zu wenig Wasserflächen und zu wenig Fachpersonal gibt - kein Wunder, dass 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht schwimmen können, nur 40 Prozent machen in Deutschland das Bronze-Abzeichen.
Ilka selbst hatte als Kind einen gruseligen Schwimmunterricht, erzählt sie lachend. Ihre Schwimmlehrerin sei ein Drache gewesen, der alle Kinder einfach ins Wasser geworfen hätte. Ihrer Leidenschaft fürs Schwimmen hat das keinen Abbruch getan, sie weiß aber auch, dass sie da einfach Glück hatte - für andere ist so etwas oft ein lebenslanges Trauma. Um so mehr setzt sie sich heute dafür ein, dass es Kindern heute anders geht als ihr. Nicht nur in der Theorie - auch als Schwimmlehrerin.
Eigentlich erschien uns die Idee ziemlich gut: Wir gehen morgens um 7 Uhr vor der Arbeit schwimmen ins Freibad. Und nach der Arbeit fahren wir wieder hin und schauen, wie sich das Wasser in der Zwischenzeit erwärmt hat, um dann entspannt ein weiteres Mal einzutauchen.
Hintergrund: In Berlin werden in diesem Sommer - bis auf wenige Ausnahmen - die Freibäder nicht mehr beheizt, 300.000 Euro sollten dadurch eingespart werden. Schließlich wärme ja die Sonne das Wasser auch, das müsse reichen.
Das wollten wir testen. Also in aller Herrgottsfrühe los ins Olympiabad in Charlottenburg, Außentemperatur: 5 Grad. Wassertemperatur bei unserer Ankunft: 16 Grad. Brrr! Aber jetzt sind wir einmal da, also erstmal unter die kalte Außendusche und dann ins Wasser!
Eine von uns hat gerade mal 100 Meter geschafft, die andere immerhin das Doppelte. Und auch den Kopf mag man bei diesen Temperaturen nicht so gern ins Wasser stecken. Wieder draußen spürten wir einen leichten Schwindel - waren wir etwa zu schnell? Unter der Dusche dann - ganz schön blau unsere Hände … Okay, alles klar: Wir sind Weicheier! Und am Nachmittag würde dann ja alles besser werden!
Bis dahin studieren wir nochmal aufmerksam das neue Preissystem der Berliner Bäder. Also da gibt es jetzt drei Kategorien - nach welchen Maßstäben auch immer die Bäder danach eingeteilt wurden. So ist beispielsweise die Sport- und Lehrschwimmhalle in Schöneberg „nur“ Kategorie 3, das für´s Bahnen ziehen denkbar ungeeignete Stadtbad Neukölln dagegen Kategorie 1. Bei den Freibädern ist es ähnlich verwirrend: Das Sommerbad Wuhlheide ist Kategorie 2, Staaken-West dagegen Kategorie 3.
Nach der Kategorie richten sich dann auch die Preise. Bei den Sommerbädern noch halbwegs übersichtlich, wenn man alle Kategorien kennt - bei den Hallenbädern kommt dann noch die Wahl zwischen 90 Minuten, 150 Minuten oder Tagesticket dazu, da kann so ein Schwimmbadbesuch schnell mal 11,50 Euro pro Person kosten. Puh! Und Mehrfachkarten für die Hallenbäder gbt es offenbar auch nicht mehr, jedenfalls haben wir keine entdecken können.
Wichtiger Hinweis: Wer seine alte Hallenbad-Mehrfachkarte bis zum 5. September nicht abschwimmen kann, sollte sie an einer Scwimmbadkasse unbedingt zurückgeben und sich dafür einen Gutschein holen! Nach dem 5. September geht das nicht mehr!
Die Sommer-Mehrfachkarte gibt es jetzt übrigens online - das sind 20 Badbesuche für 80 Euro.
Hm. Die Bäderbetriebe nennen ihr neues Ticketsystem transparent und fair. Wir nennen es verwirrend.
Egal - jetzt aber erstmal zurück ins Schwimmbad. Wäre doch gelacht, wenn es am Nachmittag bei 15 Grad Außentemperatur nicht angenehmer wird! Aber nein. Der Blick auf die Temperaturtafel lässt uns schockgefrieren: Wassertemperatur 16 Grad, auch um 18 Uhr!
Kann ja auch gar nicht anders sein, macht uns die Bademeisterin klar. Draußen ist es einfach noch zu kalt. Außerdem wird das Wasser ständig umgewälzt - und fließt dabei durch Rohre im kalten Boden. Hm - hätten wir uns eigentlich denken können. Und schwimmen jetzt in den noch geöffneten Hallenbädern erstmal unsere Mehrfachkarten ab.
Unser heutiger Gast war auch für uns eine Überraschung - und eine wahre Wundertüte! Martin Fahnemann ist 47 Jahre alt und bereits seit 40 Jahren im Schwimmgeschäft. Seine Eltern haben in den 1970er Jahren den wohl ersten europäischen Versandhandel für Schwimmzubehör gegründet: Sport-Fahnemann. Und zwar in einem kleinen Ort namens Bockenem, südlich von Hildesheim.
Und so kam es, dass er schon sehr früh von seinen Eltern zu Events wie WM, EM oder Trainertagungen mitgeschleppt wurde. Und natürlich war er auch mal Cover-Boy für die Kataloge! Für seinen Vater war immer klar, dass sein Sohn mal das Geschäft übernehmen würde, und so kam es auch - allerdings anders als gedacht: Weil sein Vater sehr früh plötzlich verstarb, musste Martin direkt nach dem Abitur ins kalte Wasser springen: Gemeinsam mit seiner Mutter führte er das Sport-Geschäft weiter. Und während seine älteste Schwester Nathalie Pohl das Schwimmen beibrachte, baute er bei ihren Eltern eine Gegenstrom-Anlage ins Schwimmbecken.
Mittlerweile gibt es Sport-Fahnemann nicht mehr, der Versandhandel konnte auf dem wachsenden Online-Markt nicht mithalten. Aber Martin Fahnemann ist dem Schwimmgeschäft treu geblieben, kennt Hans und Franz in dieser Branche und reist vielleicht nicht immer mit Flossen, aber mit viel Begeisterung durch die Welt. Für adidas hat er 2003 bei der WM in Barcelona Werbung gemacht, beim Schwimmzubehör-Hersteller Finis nach seinem Sozialökonomie-Studium Produkte wie den Center-Schnorchel auch außerhalb der USA vermarktet. Zudem ist er Mitglied einer Gruppe, die mit dem Weltverband World Aquatics die Zulassung der Wettkampfanzüge diskutiert.
Und so gibt es eigentlich nichts, wozu er in der Schwimm-Welt nichts weiß und es hat uns großen Spaß gemacht, ihm zuzuhören: Wenn er darüber erzählt, was denn nun eigentlich der Unterschied ist zwischen einer Brille für 120 oder fünf Euro. Was es mit der Wiesbadener Rinne auf sich hat. Oder dass das Seepferdchen in der Schweiz ein Krokodil ist. Und er weiß sogar, wo unsere Badekappen hergestellt und bedruckt worden sind!
Und auch beruflich ist er weiter überaus aktiv, arbeitet für den Rettungsringe-Hersteller Restube, die Commercial Group und für Buddy-Swim, einer Mini-Marke aus Barcelona für Freiwasserschwimmer. Am glücklichsten aber ist er, wenn er in einem Schwimmbad noch irgendwo die Aufschrift „Fahnemann“ entdeckt. Die sieht man nämlich immer noch, auf Schwimmuhren, Trainingsbänken, Büchern oder Paddles. Wir werden ab jetzt auch die Augen offen halten!
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Diesmal sprechen wir mit jemanden, der etwas ganz Besonderes geleistet hat: Als einer von 33 Menschen weltweit und erste Frau Deutschlands hat Nathalie Pohl alle sieben Meerengen der Oceans Seven durchschwommen! In der letzten Etappe bezwang sie am 17. September 2024 den rund 40 Kilometer langen North Channel zwischen Irland und Schottland in einer Zeit von 11 Stunden und 5 Minuten - einen Monat vor ihrem 30. Geburtstag.
Jetzt erholt sie sich in Dubai, wir sprechen mit ihr um 7 Uhr morgens per Videocall, bei ihr ist es zwei Stunden später und natürlich ist sie auch an diesem Morgen schon geschwommen. Die langhaarige blonde Frau aus Marburg ist sehr offen und freundlich, berichtet freimütig davon, dass ihre letzte Meeresdurchquerung alles andere als schön gewesen ist: Erst war lange unklar, ob sie aufgrund des Windes überhaupt starten kann, dann war ihr die ganze Zeit schlecht, ihr Trainer im Beiboot seekrank - und das Wasser mit 14 Grad einfach scheußlich kalt. Umso größer die Freude, als sie endlich in Schottland angekommen ist - mit schweren Armen, erschöpft, aber hochzufrieden.
Nathalie schwimmt seit sie denken kann, verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend im Becken, war bei Wettkämpfen und Deutschen Meisterschaften dabei, trainiert bis heute sechs Stunden am Tag Auf ein Sportinternat wollte sie nie, Olympia war damit für sie von vornherein unerreichbar.
Und irgendwann kam der Punkt, dass sie das Immergleiche im Becken nicht mehr weitermachen wollte. Das Buch „Die Eisschwimmerin“ von Lynne Cox brachte sie auf die Idee, im Meer zu schwimmen - und zwar genauso wie Lynne Cox durch den Ärmelkanal. Zunächst keine wirkliche Erfolgsgeschichte, etwas, was Nathalie sympathisch macht: Wenn sie erzählt, dann berichtet sie nicht als erstes von ihren Erfolgen - sondern von ihren Niederlagen. Auch in ihrem Buch „Im Meer bin ich zuhause“ geht es in allererster Linie darum, wie schwer das Schwimmen im salzigen Freiwasser ist und wie oft sie daran gescheitert ist.
Vor dem Kaiwi-Kanal in Hawai, den sie 2022 durchschwommen hat, hatte sie den größten Respekt, erzählt sie uns. Das Problem waren aber gar nicht die Haie, nach denen sie immer wieder gefragt wird. Die viel realere Gefahr geht dort von Quallen aus. Mit der Portugiesischen Galeere, eine der giftigsten Quallen der Welt, hatte Nathalie eine höchst unangenehme Begegnung, ihr Haut war total verbrannt, die Spuren noch Monate später zu sehen.
Trotzdem: Jemand, der sagt, das ganze Schwimmen ist doch viel zu gefährlich, mach das nicht - der hätte keinen Platz in ihrem Leben. Deshalb ist es ihr sehr wichtig, dass ihre Familie sie unterstützt und besonders schön, dass ihr Papa, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Vermögensberatung AG, bei all ihren großen Schwimmen dabei ist. Sie weiß, dass es ein Privileg ist, sich immer wieder voll auf´s Schwimmen konzentrieren zu können, und engagiert sich als Gründungsmitglied des Vereins „Menschen brauchen Menschen“ dafür, dass Kinder kostenlos schwimmen lernen.
Sie ist Schirmherrin der Water Experience Academie und will sich bei Sea Shepherd für den weltweiten Meeresschutz einsetzen. Und sie wirbt für die lebensrettende Boje von Restube. Einige weitere Projekte sind bereits geplant, mehr möchte sie noch nicht sagen. Auch im Wasser geht es weiter - mit dem Australian Triple Crown und einem größeren Schwimmen nächstes Jahr im September - aber mehr wird noch nicht verraten!
Schwimmbäder sind eine bedrohte Spezies: Sie kosten Geld, sind betreuungsintensiv, finden schwer Personal und viele Kommunen können oder wollen sie sich kaum noch leisten. In der ostwestfälischen Stadt Erwitte kämpft das Freibad seit vielen Jahren ums Überleben. Seit 2003 wird es als Bürgerbad von einem Verein betrieben - und doch muss das 1933 erbaute Schlossbad jedes Jahr erneut bangen, ob es wieder öffnen kann.
Dabei gibt es hier sehr umtriebige Menschen, die im Bad nicht nur durchs Schwimmen auf sich aufmerksam machen: Im September 2023 initiierte die Künstlerin Petra Lüning zusammen mit anderen Künstler:innen hier die Ausstellung „freischwimmen - Kunst im Bad“, die weit über Erwitte hinaus auf große Begeisterung stieß - auch wir haben eine Folge (33) dazu gemacht.
Und damals entstand noch eine andere Idee: Warum nicht mal den Beckenboden bemalen? Mit den Namen von Sehnsuchtsorten beispielsweise. Wieviel Bahnen sind es bis Mallorca? Oder Hawai? Oder einfach ins Nachbardorf Stirpe? Am ersten April-Wochenende 2025 war es dann soweit: Eine gute Handvoll Helferinnen und Helfer - darunter auch eine Chlorsängerin - rückten an, um unter Anleitung der Gestalterin und Grafikerin Jenna Gesse mit der kunstvollen Arbeit im noch wasserlosen Schwimmbecken zu beginnen.
Jenna legte die Schablonen auf dem tiefblauen Beton-Beckenboden aus, umrandete sie mit schwarzem Edding - und wir hatten die verantwortungsvolle Aufgabe, sie mit schwarzer Farbe auszumalen - und zwar möglichst ohne zu kleckern! Die Sonne jedenfalls schien das Spektakel zu genießen und strahlte vom Himmel, so manch eine biss sich fast die Zunge ab, so groß war die Konzentration, bloß nicht überzumalen. Das war wahre Beckenbodengymnastik!
Jede Bahn bekam ihren Sehnsuchtsort und während unserer Podcastaufnahme entstand gleich noch eine neue Idee: Warum nicht in diesem Sommer so eine Art Rabattheftchen verteilen, in dem man eintragen kann, wieviel Bahnen man jeweils an einem Tag geschafft hat? Und wieviel dann am Ende des Sommers? Reicht es bis Sylt? Oder wenigstens bis Bielefeld?
Besonders schön der Satz in der Mitte des Schwimmbeckens: SIE HABEN IHR ZIEL ERREICHT. Mit einem schöneren Versprechen kann man gar nicht losschwimmen. Finden alle, die am Ende des Tages stolz ihr Werk betrachten. Und sind gespannt, wie es wohl wird, wenn man wirklich endlich losschwimmen kann. Weil Wasser im Becken ist. Am 18. Mai ist Saison-Eröffnung im Schlossbad Erwitte.
Als „Schwimmlehrer Gott“ hat Janis McDavid ihn im Gespräch mit uns bezeichnet - selbst ist Paul Reither wesentlich bescheidener. Paul war mal Leistungsschwimmer, hat 2017 die Jahrgangsmeisterschaften in 100 Meter Freistil gewonnen, sich für die Jugend-Europameisterschaften 2018 in Helsinki qualifiziert - bis zwei Unfälle seine Karriere im Alter von 19 Jahren abrupt beendete.
Das Schwimmen hat ihn trotzdem nicht losgelassen, was sicher auch an seinem Vater liegt, ebenfalls ein ehemaligiger Schwimmprofi: Denn Alexander Gallitz ist nicht nur Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands, sondern hat vor ein paar Jahren auch die Stiftung „Deutschland schwimmt“ gegündet. Damit Menschen mit Beeinträchtigungen bessere Möglichkeiten bekommen, schwimmen zu lernen.
Und so ließ sich auch Paul zum Inklusionsschwimmlehrer ausbilden und ist mittlerweile selbst Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Schwimmfähigkeit in Nürnberg. Das Wichtigste für ihn: Ruhig bleiben. Empathisch sein. Zu spüren, was der oder die andere will, auch im Wasser. Tauchen, Atmen, Schweben, Gleiten und Springen spielerisch auszuprobieren ist für ihn die Basis, um schwimmen zu lernen. Mit dieser Ruhe hat der 25jährige Paul auch Janis McDavid vor einem Jahr die Angst vorm Wasser genommen - mittlerweile schwimmt sein Zögling von einst im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Fisch im Wasser.
Selbst schwimmt Paul allerdings auch noch. Und das nicht nur zu seinem eigenen Vergnügen: Im August 2021 hat er mit seinem Vater Alexander Gallitz durch den Bosperus von Asien nach Europa geschwommen, um auf die abnehmende Schwimmsicherheit von Kindern aufmerksam zu machen. Denn da gibt es noch jede Menge zu tun!
Schwimmbäder sind Orte, an denen wir uns nicht aussuchen können, wem wir begegnen. Wer uns wild um sich spritzend auf der Bahn überholt. Auf der Decke nebenan seine Pommes isst. Oder in der Dusche gegenüber stundenlang seine Haare wäscht. Wir treffen auf Menschen aller Art - Dicke, Dünne, Junge, Alte, Menschen mit Beeinträchtigungen, mit auffälligen Tatoos, schreiend-bunten Badeanzügen oder knappen Badehosen, Menschen mit syrischen, deutschen, türkischen oder italienischen Wurzeln, kurz: auf ein Abbild unserer Gesellschaft.
Und selten sind es die Immergleichen und oft haben sie auch nicht die gleichen Vorstellungen wie wir davon, wie man sich in so einem Schwimmbad verhält, sei es im Wasser, am Beckenrand oder auf der Wiese. Und doch setzen sich Hunderttausende dieser Erfahrung immer wieder aus, weil - es eben auch schön ist. Bereichernd. Weil man immer wieder auch was lernen kann, wenn man nur die Augen und Ohren weit genug aufmacht. Selbst aufmerksamkeitsheischende und abwertende Berichterstattung über Auseinandersetzungen in Schwimmbädern halten sie nicht davon ab. Weil sie wissen: Das sind Einzelfälle - und nicht die alltägliche Realität.
Der Soziologe Rainald Manthe ist deshalb davon überzeugt, dass man Schwimmbäder nicht nur mühsam unterhalten, sondern regelrecht fördern sollte. Nicht die Öffnungszeiten verknappen, wie dieses Jahr mal wieder in Berlin, sondern lieber ausdehnen. Denn „Demokratie fehlt Begegnung“, so schreibt er es in seinem Buch und so erzählt er es auch hier im Podcast, „wir brauchen solche Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts“.
Warum also Schwimmbäder nicht zu einem Ort machen, an dem man gleich auch noch anderes erledigen kann? Seinen Pass verlängern beispielsweise. Oder sein e-Bike aufladen. Überhaupt sollten Bäderbetriebe die Menschen, die zu ihnen kommen, auch darüber hinaus noch mehr einbeziehen: Gemeinsam am Abend den Müll einsammeln. Verantwortliche für Blumen- und Rasenpflege finden. Gemeinsam mit dem Bademeister einen Sprungwettbewerb veranstalten.
Womöglich sogar beteiligen, wenn ein Bad saniert werden muss. Warum nicht die regelmäßigen Schwimmbadnutzer:innen mit einbeziehen in die Planung? Spendensammeln für „ihr“ Bad? Ideen abfragen, tatkräftige Hilfe annehmen. Der Staat, so Manthe, müssse die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Menschen an solchen Orten mehr einbringen können. Und nicht gleich vor der ganzen Bürokratie zurückschrecken, wenn sie beispielsweise für ein von Schließung bedrohtes Bad eine Genossenschaft gründen wollen. Denn die meisten Menschen wollen seiner Erfahrung nach nicht einfach nur konsumieren - sondern sich beteiligen. Demokratie eben.
Diese Begegnung wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir treffen Janis McDavid nach seinem Trainung im SSE, der Schwimm- und Sprunghalle im Berliner Europasportpark. Paralympics-Trainer Matze Ulm ist zufrieden mit der heutigen Leistung, wir können uns in einen kleinen Raum am Eingang zurückziehen.
Janis ist ein Phänomen, das wird gleich am Anfang klar. Mit seiner Statur erregt er Aufmerksamkeit wie ein Popstar, der 33jährige hat weder Arme noch Beine, erlebt es immer wieder, wie Leute ihn anstarren. Dabei führt er ein rasanteres Leben als die meisten von uns, fährt Rennwagen, hat den Kilimandscharo bestiegen, reist als Speaker durch die Welt, um für eine Arbeitswelt zu werben, in der alle Menschen diskriminierungsfrei arbeiten können.Für viele gilt er als einer der engagiertesten Vordenker für Inklusion und Gleichberechtigung.
Langer Zeit sein blinder Fleck: Schwimmen können. Als Kind wäre er fast ertrunken, wenn ihn seine Mutter nicht im letzten Moment gerettet hätte. In der Schule fühlt sich niemand in der Lage, ihm das Schwimmen beizubringen, lauter hilflose Versuche, alle schlugen fehl. Janis, der eigentlich nichts in seinem Leben für unmöglich hält, kommt an seine Grenzen. Doch dann verändert die Stiftung „Deutschland schwimmt“ sein Leben. Er erfährt, was er nie für möglich gehalten hätte: Das Wasser hält und trägt ihn, er kann schwimmen!
Das war im Frühjahr 2024. Seitdem trainiert Janis jeden Tag, optimiert seinen Schwimmstil, gleitet wie ein Delphin durchs Wasser. Ein riesiger Aufwand - allein der Rumpf sorgt für seine Fortbewegung, er hat keine Arme und Beine, die ihn unterstützen können. Doch seine Fortschritte sind enorm: Immer schneller legt er immer größere Strecken zurück. Sein Leben hat sich komplett verändert: kein Alkohol mehr, stattdessen jeden Tag eine Trainingseinheit in der Schwimmhalle.
Er sagt selbst - es ist wie eine Sucht. Vielleicht tritt er 2028 bei den Paralympics an, vielleicht auch nicht. Er bewundert den Para-Schwimmer Josia Topf, bei dem er seine ersten Trainingseinheiten machen durfte. Mittlerweile ist Janis auch Botschafter für die Stiftung „Deutschland schwimmt“, setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen selbstverständlich schwimmen lernen können. Was der Grund dafür ist, dass er ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen ist - vermutlich ein genetischer Defekt namens Tetraamelie - interessiert ihn nicht. Für ihn ist viel wichtiger, was seine Mutter vor vielen Jahren zu ihm gesagt hat: „Jeder Mensch hat eine Aufgabe in dieser Welt. Es liegt an dir herauszufinden, welche das ist.“ Janis hat viele Aufgaben gefunden.
Monika Keck ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Leben zurückgeschwommen. Am 26. Dezember 2004 hat die Sozialpädagogin aus Bayern in Thailand, auf einer Halbinsel südlich von Ao Nang den Tsunami überlebt. Und sich nach dieser Flutkatastrophe viele Jahre lang gefragt: Warum mussten über 230.000 Menschen sterben - und ich durfte überleben?
Die Erfahrung, der riesigen Welle gerade noch entkommen zu sein, hat sie viele Jahre traumatisiert. Selbst ins Schwimmbad hat sie sich zunächst nicht getraut, das Geräusch, wenn das Wasser in die Rinne am Beckenrand gurgelt, löste sofort Panik in ihr aus. Doch anstatt zu verzweifeln, begann sie eine Traumatherapie. Und als eine Freundin fragte, ob sie sie nicht beim Schwimmunterricht unterstützen könnte, schaffte sie den Rettungsschwimmer, erst in Bronze, dann Silber und Gold - und wurde Schwimmlehrerin.
Dabei war sie vor der Flutkatastrophe keine große Schwimmerin gewesen. Ab und an ins Schwimmbad, wie die meisten halt. Doch dann begann sie, ein paar Jahre nach dem Tsunami, ihre krebskranke Mutter zu pflegen. Und die war eine leidenschaftliche Schwimmerin, deren größter Wunsch es war, vor ihrem Tod noch einmal schwimmen zu gehen. Geschafft hat sie es leider nicht, das bedauert Monika bis heute. Doch die Gespräche mit ihrer Mutter, die Erfahrungen der Sterbebegleitung, die sie 2015 in ihrem Buch „Noch einmal schwimmen" verarbeitete, gaben ihr die Kraft, sich ihrer größten Angst zu stellen - und noch einmal an den Ort der Katastrophe, nach Thailand zu fahren.
2019 war das, 15 Jahre nach dem Tsunami, rund um ihren 50. Geburtstag. Bis heute hat sie das Gefühl, dass ihr Leben erst danach wieder so richtig begann. „Konfrontationstherapie“ nennt sie es selbst und atmet dabei tief durch. Auch darüber hat sie ein Buch geschrieben: „Welle der Veränderung“, erschienen 2024, zwanzig Jahre nach ihrer schrecklichen Erfahrung. Und noch mehr ist nach ihrem zweiten Besuch in Thailand passiert:
2020 ging sie das erste Mal in ihrem Leben im Freiwasser schwimmen. In Gedenken an ihre Mutter und all die anderen Toten, die sie am Ende ihres Lebens begleitet hat, die in Thailand gestorben sind, die ihr wichtig waren. Und fand schnell Mitstreiter:innen. Denn seitdem organisiert sie jedes Jahr im Sommer das 5-Seen-Schwimmen in Bayern - Weißlinger See, Wörthsee, Pilsensee, Ammersee und Starnberger See, an jedem Wochenende einer. Manch einer schwimmt mit, um der eigenen toten Freunde und Verwandten zu gedenken, andere, um ein Trauma zu überwinden, wieder andere, weil es einfach Spaß macht, immer in Gemeinschaft, nie um die Wette - und vor allem: immer mit Boje.
Eins wollen wir gleich als erstes klarstellen: Für diese Folge haben wir weder Geld noch sonstige Vorteile bekommen. Was stimmt ist, dass uns das Teil, um das es heute geht, im Vorfeld umsonst zur Verfügung gestellt wurde. Dass wir dann aber tatsächlich mit dem Erfinder eine ganze Folge dazu machen, liegt einzig und allein daran, dass wir es ziemlich überzeugend finden.
Es geht um Restube, eine bislang einzigartige Boje, die man sich zusammengefaltet in einer kleinen Tasche um den Bauch schnallen kann - beim schwimmen, segeln, angeln, kiten. Nichts baumelt herum, stört beim Schwimmen oder verfängt sich irgendwo. Gerät man in Not oder ist einfach erschöpft, kann man an einer Schnur ziehen - und innerhalb von Sekunden bläst sich die Boje auf und man kann sich daran festhalten.
Wir haben sie selber getestet und sind wirklich angetan. Kleiner Hinweis, aus eigener Erfahrung: Man muss natürlich die mitgelieferte CO2-Patrone vorher anschrauben, sonst tut sich gar nichts. Aber das ist super easy. Und sollte man die Patrone doch mal vergessen haben, kann man den gelben Schlauch auch einfach mit dem Mund aufblasen. Und wenn man die Boje nicht mehr braucht, lässt man einfach die Luft raus und falltet das Teil zurück in die kleine Tasche.
Erfunden hat die Restube-Boje der Maschinebauingenieur Christopher Fuhrhop, und mit dem reden wir diesmal. Die Idee kam ihm schon während seines Studiums, nachdem er bei Kite-Surfen fast ertrunken wäre. Der Gedanke: Immer etwas dabei zu haben, was einen zur Not vor dem Ertrinken rettet, aber bei der Aktivität an sich nicht weiter stört. Quasi ein Schutzhelm im Wasser.
Zusammen mit einem Studienkollegen und unterstützt durch ein Stipendium probierte er viele Materialien aus, Das Ergebnis: Die Boje ist komplett PVC-frei, verwendet wird hochwertiges Nylon-TPU-Material, was dazu führt, dass die Boje auch nach dem tausendsten Mal falten nicht porös wird, so Christopher. „Man kann da sogar mit dem Auto drüber fahren und es passiert nichts“, erzählt er.
Im Juni 2012 wurde die erste Restube-Boje verkauft, mittlerweile exportiert das Unternehmen nicht nur in europäische Länder, sondern auch nach Japan und in die USA. Genutzt wird die Boje zudem nicht nur von Freizeitsportlern, sondern auch bei Wettkämpfen und der professionellen Wasserrettung, beispielsweise in der Schweiz. Der Name entstand übrigens bei einem Wortspiel: rescue tube oder auch reste tube - retten und ausruhen - daraus wurde dann Restube.
Uns gefällt die Boje, auch wenn man natürlich nichts damit transportieren kann und sie mit knapp 80 bis 100 Euro nicht gerade billig ist. Aber sie gibt einem schon ein sicheres Gefühl, wenn man damit unterwegs ist. Einziger Wermutstropfen: Wer mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegt und Restube samt Patronen mitnehmen will, sollte sich vorher mit der Fluggesellschaft in Verbindung setzen. Eigentlich sind die Patronen kein Problem, auch Rettungswesten sind damit ausgestattet. Aber manchmal gibt es am Check-in eben doch Ärger. Und dann sollte man die Erlaubnis besser dabei haben.
Diesmal sprechen wir mit einem Kollegen - einem Investigativ-Journalisten, vor dem sich Funktionäre, Verbände und auch Sportler in der ganzen Welt fürchten. Hajo Seppelt hat international und national maßgeblich zur Aufdeckung von Dopingvergehen beigetragen und dafür zahlreiche Preise bekommen. Angefangen hat der einstige Berliner Jahrgangsmeister im Brustschwimmen 1985 als Sportreporter beim Sender Freies Berlin, von 1992 bis 2006 war er Live-Kommentator für das ARD-Fernsehen bei Schwimmwettkämpfen, war unterwegs bei Olympia, Europa- und Weltmeisterschaften.
Schon damals hat er sich mit dem Thema Doping befasst. 1997 erschien sein Film „Staatsgeheimnis Kinderdoping - Doping-Täter und -Opfer des DDR-Schwimmsports“. Das war eigentlich eher zufällig, erzählt er uns lachend im Gespräch, er sei damals verliebt gewesen in eine Kollegin, die ehemalige kanadische Leistungsschwimmerin Karin Helmstaedt, mit ihr zusammen habe er dann diesen Film gemacht. Auch wenn aus der Beziehung nichts geworden sei - das Thema Doping habe ihn nicht mehr losgelassen.
Gleichzeitig kommentierte er immer noch Schwimm-Wettkämpfe - und merkte zunehmend, wie sehr ihm die reine Ergebnis-Berichterstattung auf die Nerven ging. Aus seiner Sicht gab es viel mehr zu erzählen über die Sportler - aber vor allem auch über die Geschäftemacher, Ärzte und Verbände, die am Sport verdienen. Und mitunter tatsächlich auf ALLES setzen, damit am Ende eine Medaille, ein Sieg dabei herauskommt. Auch auf Doping. Ein mitunter lebensgefährliches Mittel zum Zweck.
Hajo ist ein Typ, das wurde bei unserem Gespräch sehr schnell klar - der macht, was er für richtig hält. Eine öffentlich gewordene privaten E-Mail, in der er die unkritische Sport- und Doping-Berichterstattung der ARD kritisierte, so erzählt es Seppelt, führte 2006 dazu, dass er nicht mehr von Wettkämpfen berichten durfte. Gebremst hat ihn das nicht. Beim WDR baute er eine Doping-Redaktion auf, seitdem ist er in Sportsendungen, Nachrichtensendungen und Magazinen sowie als Autor von Dokumentationen zum Thema Doping zu sehen, mittlerweile hat er auch eine eigene Produktionsfirma.
Aber kann man es einem Sportler verdenken, wenn er alles versucht, um noch schneller, besser, toller zu werden? Anders als früher, sagt Seppelt, kann er den einzelnen Sportler mitunter verstehen. Der Druck sei immens, die Medien machen zusätzlich Stimmung. Viele Leistungssportler sind noch sehr jung, glauben, dass das schon alles richtig ist. Ihn ärgern vor allem die großen Verbände, die mitmachen, vertuschen und mit dem Risiko der Sportler ihr Geld verdienen. Besonders schlimm sei dies, weil auch die WADA, die internationale Anti-Doping-Agentur häufig nicht wirklich hinschaue. Dabei ist sie dafür da, Doping zu verhindern.
Eigentlich, sagt Seppelt, sei Doping alles, was man dem Körper zuführt, um bessere Leistungen zu erzielen. Offiziell - und damit offiziell verboten - ist alles, was auf der Doping-Liste der Anti-Doping-Agenturen stehe, sei das nun Doping mit sauerstoffangereichertem Eigenblut, Anabolika, Hormone oder Medikamente wie Trimetazidin.
Das war im April 2024 bei 23 chinesischen Schwimmern nachgewiesen worden. Angeblich hatten sie im Hotel verunreinigtes Essen zu sich genommen. Die WADA akzeptierte diese Erklärung zunächst - und Hajo zeigte in seinem Film, dass diese Begründung sehr unwahrscheinlich - aber vor allem nie wirklich überprüft worden sei.
Übrigens: Wer glaubt, nur in China, Russland oder den ehemaligen Ostblockstaaten werde gedopt, der irrt. Doping im Sport gibt es überall. Im Herbst 2025 wird Hajo einen Film über Kinderdoping im Sport in aller Welt veröffentlichen. "Geheimsache Doping" heißt der Podcast, der er zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Hermes macht. Bereits 2019 hat er das Buch „Feinde des Sports“ veröffentlicht, in dem er über die Hintergründe seiner mitunter sogar gefährlichen Arbeit berichtet. Er selbst geht mittlerweile zu keinen (Schwimm-)Wettkämpfen mehr. Den Spaß daran habe er schon lange verloren.
Wie werden Kinder wirklich zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern? Die Erziehungswissenschaftlerin Ivy Podubrin ist sicher: Eher nicht durch herkömmliche Schwimmkurse, in denen manche Kinder mehr Ängste entwickeln als Spaß haben. Die Erziehungswissenschaftlerin hat mehrere Wochen die Moken beobachtet, ein Volk von Seenomaden, die in Südostasien leben.
Bei den Moken lernen die Kinder nicht schwimmen - und können trotzdem im Alter von 8 Jahren bis zu vier Minuten unter Wasser die Luft anhalten und bis zu 12 Meter tief tauchen. Aber nicht, weil ihnen das jemand „beibringt“ - sie lernen es von selbst, so die Erfahrung von Ivy. Sobald die Kinder der Moken laufen können, spielen sie am und im Wasser - immer unter Aufsicht, immer ohne Zwang. Die Kleinen wissen, davon ist Ivy überzeugt, dass sie einem ins Meer treibenden Gegenstand nicht einfach hinterher können - weil sie dann untergehen würden. Sie halten immer Kontakt zum Boden, auch die älteren Kinder gehen selten tiefer als bis zur Hüfte ins südchinesische Meer.
Und weil sie sich so nach ihrem eigenen Tempo richten können, lernen sie irgendwann automatisch, sich im Wasser zu bewegen. Ivy haben diese und andere, ähnliche Erfahrungen so beeindruckt, dass sie es sich zu ihrer Aufgabe gemacht hat, Eltern zu zeigen, wie sie ihren Kindern Schritt für Schritt die wichtigsten Fähigkeiten für ein sicheres Schwimmerleben vermitteln. In ihrer Online-Schwimmschule erzählt sie an den Elternabenden, wie Kinder es lernen, intuitiv zu schwimmen und für jede Situation im Wasser gewappnet zu sein.
Wir staunen jedenfalls darüber, wozu Kinder auch ohne Schwimmschule imstande sein können - wenn man ihnen genügend Zeit lässt, das ist Ivy wichtig. Und dass sie eben nicht nur im Schwimmbecken, sondern auch in offenen Gewässern lernen müssen, wie sie sich dort sicher bewegen. Gemeinsam mit 250 Familien hat Ivy ausprobiert, wie Kinder in nur drei bis sechs Wochen pro Jahr ganz leicht an Flüssen, Seen und Meeren in unseren Breitengraden schwimmen, tauchen und springen lernen können.
Eins aber ist Ivy sehr wichtig, egal, welche Art des Schwimmenlernens man bevorzugt: Kein Kind ist ein sicherer Schwimmer! Dafür, so sagt die Forschung, braucht es 15 wichtige Kompetenzen, die man zum Teil erst im Jugendalter wirklich beherrscht. Vorher sei einfach der natürliche Spieltrieb noch so ausgeprägt, dass sich die Kinder zu leicht ablenken lasssen - und gefährliche Situationen nicht überblicken.
Das hätten wir jetzt so nicht gedacht, aber Ivys Beispiele sind beeindruckend. Und auch Erwachsene gehen viel zu schnell in Seen, Flüsse oder Meere, deren Strömungen und Untiefen sie oft gar nicht einschätzen können. Deshalb: In einem Punkt hat Ivy sicher recht: Könnten wir alle wirklich sicher schwimmen, würde niemand mehr ertrinken. Das Gegenteil ist leider der Fall. Außer bei den Moken. Sie haben 2004 sogar den Tsunami überlebt.
Vermutlich haben wir uns alle schon mal gefragt, was das für Menschen sind, die im Schwimmbad auf ihren weißen oder blauen Plastikstühlen sitzen oder gemütlich am Beckenrand entlanggehen - und im Zweifel unser Leben retten. Denn auch diese haben natürlich ihre ganz eigene persönliche Geschichte. Einer von ist ist Raimund Schwabenbauer. Er arbeitet im Berliner Kombibad Seestraße und wenn er loslegt, hört man gleich, dass er kein gebürtiger Berliner ist. Auch nach Jahrzehnten in der Hauptstadt ist sein bajuwarischer Akzent unverkennbar, und vielleicht ist seine süddeutsche Mentalität auch der Grund, warum er so schnell mit den Badegästen ins Gespräch kommt.
Und so kommt es auch, dass uns Raimund als Gesprächsgast von einer Schwimmerin empfohlen wurde, die hier täglich ihre Bahnen zieht. Und seine Geschichte ist wirklich außergeöhnlich. Denn eigentlich ist er Architekt. Aber der Reihe nach.
Im Jahr 1958 wurde Raimund im bayrischen Nittenau bei Regensburg geboren, schon mit 13 wurde er Rettungsschwimmer, ein paar Jahre später Sporttaucher bei der heimischen Wasserwacht. Doch eigentlich wollte er Bauzeichner werden. Doch bevor es soweit war, machte der Bundesgrenzschutz ihm Mitte der 1970er Jahre ein allzu verlockendes Angebot: Sich acht Jahre zu verpflichten und das zu einem sehr guten Gehalt. Raimund schlug ein, war in Brokdorf und Gorleben im Einsatz und später bei der Sicherungsgruppe in Bonn, begleitete als Personenschützer ein Jahr lang den damaligen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff durch die Welt.
Dabei stellte er fest, dass sein alter Berufswunsch immer noch da war. Also holte er sein Abitur nach, ging nach Berlin und studierte hier Architektur, lernte schon während dieser Zeit seine Frau kennen. Sie hat eine Werbeagentur, für die er ebenfalls tätig wurde und die die beiden bis heute betreiben. Aber das Schicksal hielt für Raimund noch weitere Zufälle bereit, sein Cousin bot ihm an, als Bauleiter in seiner Trockenbaufirma zu arbeiten.
Raimund schlug ein, hier die harte Arbeit auf dem Bau, nebenher viel Kreatives in der Werbeagentur. Doch dann starb der Cousin und Raimund musste sich wieder neu orientieren. Die Trockenbau-Firma wollte er nicht übernehmen, stattdessen arbeitete er als Webdesigner, Platzwart und ein bisschen auch als Architekt bei einem Tennis-Verein.
So - und wie kam er jetzt an den Beckenrand? Natürlich durch - Zufall! Vor sechs Jahren im Januar wollte seine Frau mit ihm schwimmen gehen. Doch das Schwimmbad konnte nicht öffnen - kein Personal! Das wäre doch was für dich, du bist doch Rettungsschwimmer, meinte seine Frau und stellte kurzerhand den Kontakt zu den Berliner Bäderbetrieben her. Raimund machte mit fast 60 Jahren nochmal seinen Rettungsschwimmer Silber - und los ging´s. Seither ist er im Kombibad Seestraße nicht mehr wegzudenken und praktisch täglich vor Ort. Dabei könnte er mit seinen fast 66 Jahren längst in Rente sein. Ein paar Jahre will er es aber noch machen, sagt er - und grinst.
Eins ist ihm aber noch wichtig, weil er das immer wieder erlebt, wenn es zum Beispiel Gerangel auf der Schnellschwimmer-Bahn gibt, weil dort mal wieder jemand im Altdeutsch-Rücken-Stil unterwegs ist: Das müssen die Leute schon selber regeln, dafür sei er nicht zuständig. "Ich bin nicht von der Verkehrspolizei - sondern von der Feuerwehr!"
Folge 101: Bloß nicht festfrieren
Obwohl sie es erst seit sieben Jahren macht, ist sie bereits mehrfache Weltmeisterin: Die 48jährige Tina Deeken aus Hannover steht sogar im Guiness-Buch der Rekorde, über 250, 100 und 50 m Freistil ist sie die schnellste behinderte Eissschwimmerin der Welt! Gerade erst hat sie bei der Eisschwimm-WM im italienischen Molveno wieder 7 Medaillen gewonnen, 5x Gold und 2x Silber.
Das Besondere an diesen Eisschwimm-Meisterschaften: Sie sind inklusiv. Hier treten nicht wie bei Olympia erst die Schwimmer:innen und dann die Para-Schwimmer:innen an - seit 2022 wird der Wettbewerb gemeinsam ausgetragen. Über 700 Teilnehmende waren im Januar in Molveno am Start, bei Wassertemperaturen zwischen anderthalb und drei Grad.
Für Tina ist das Eisschwimmen eine doppelte Herausforderung. Das linke Bein der Sonderschulpädagogin ist vollständig gelähmt, auch ihr linker Arm wird zunehmend schwächer. Bevor sie starten kann, muss sie ihre Elektroprothese abnehmen, sie braucht Hilfe, bis sie sich vom Beckenrand ins eiskalte Wasser gleiten lassen kann. Weil auch der Boden neben dem Becken Molveno eiskalt war, musste sie aufpassen, dass sie vorher im Sitzen nicht festfriert, erzählt sie lachend. Und auch im Wasser selbst muss sie vorsichtig sein: Wenn ihr linker Fuß aufgrund der Kälte nicht mehr richtig durchblutet wird, merkt sie das nicht. Und selbst wenn, könnte sie ihn nicht bewegen, damit er wieder warm wird.
Doch auch wenn es jedes Mal wieder eine Überwindung für sie bedeutet, ins kalte Wasser zu rutschen - sie möchte es nicht missen. All der Schmerz, den sie an Land verspürt, ist beim Eisschwimmen für sie nicht mehr so wichtig. Ohnehin ist Wasser ihr Element: Sie geht jeden Tag um 6:30 Uhr schwimmen, vor der Arbeit - dann allerdings im warmen Wasser eines Schwimmbads, wo sie die verkrampften Muskeln der Nacht lockern kann und keine Hilfe braucht, um ins Becken zu kommen.
Tina mag es nicht gern, im Mittelpunkt zu stehen und sie hat lange überlegt, ob sie 2023 die Ehrung als Behindertensportlerin des Jahres in Niedersachsen annehmen soll. Aber am Ende siegte der Gedanke, dass sie eben auch eine Botschafterin ist, wenn sie als behinderte Sportlerin bei inklusiven Wettkämpfen auftritt: Sieh her, was ich schaffe - das kannst du auch! Mit Handbike und Rennrolli macht sie zudem regelmäßig beim Triathlon mit, ist deutsche Para-Meisterin auf der Sprint- und Kurzdistanz.
Wir haben in dieser Folge viel zusammen mit Tina gelacht, sie hat eine unfassbar positive Energie, das haben wir trotz Zoom-Schalte deutlich gespürt. Es ist aber auch klar geworden, wie mühsam es ist, all das zu tun, wofür sie so leidenschaftlich brennt, immer auf Hilfe angewiesen zu sein. Sie macht trotzdem weiter, hat auch für dieses Jahr schon viele Pläne - Hut ab!
Sie gilt als die erfolgreichste Schwimmerin der Nachwendezeit, hat Gold-Medailen bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und bei Olympia abgeräumt und wir freuen uns riesig, dass sie in unserer 100. Folge zu Gast ist: Britta Steffen. An einem Freitagmorgen um 7 Uhr sitzen wir bei ihr zuhause in Pankow an ihrem Küchentisch und sprechen über ihre Erfolge - und ihre Niederlagen.
Denn zweimal in ihrer Karriere war Britta Steffen für die Öffentlichkeit schon abgeschrieben, zweimal gelang ihr ein furioses Comeback. Aber, und das wird auch sehr schnell klar: Wer so weit oben an der Weltspitze schwimmt, steht unter einem enormen Druck: Druck, den sie sich selber macht, Druck, der bei großen Wettkämpfen entsteht und der Druck der Öffentlichkeit, die Erfolge sehen will und wenig Verständnis dafür hat, dass man eben nicht per Fingerschnipsen die Leistung abrufen kann, die man auch selber gern hätte.
Britta ist froh, dass social media damals noch keine beziehungsweise eine wesentlich kleinere Rolle spielte: „Das hätte ich vermutlich nicht ausgehalten.“.2000 war sie das erste Mal bei Olympia dabei, als 17jährige, bei der EM 2006 in Budapest schwamm sie in der 4x100 m Freistil-Staffel so schnell wie noch keine Frau zuvor, in Peking 2008 holte sie Doppel-Gold mit olympischen Rekorden und bei der WM 2009 stellte sie in 50 m Kraul einen Weltrekord auf, der erst acht Jahre später gebrochen wurde. Nebenher absolvierte sie auch noch ein Studium als Ingenieurswissenschaftlerin.
Und trotzdem galt sie in der Öffentlichkeit oft als „die Schwierige“, die Trainings-Weltmeisterin, die aber in den entscheidenden Momenten versagt. Die ihr Team in Stich lässt, so hatte es ihr Schwimm-Kollegin Franziska van Almsick vorgeworfen, als sie bei der WM 2011 in Shanghai nur 16. in den Vorläufen wurde und daraufhin alle weiteren Wettkämpfe absagte. Dabei war es „Franzi“, die die 19jährige Britta Steffen 2002 zur SG Neukölln holte, wo sie mit Trainer Norbert Warnatzsch ihre Karriere so richtig begann.
Heute, am Küchentisch, kann Britta sehr befreit von all diesen Dingen erzählen, die Mentaltrainerin Friederike Janofske - mit der sie heute in einer gemeinsam Coaching-Praxis GOLT zusammenarbeitet - hat ihr schon während ihrer Karriere sehr geholfen, mit ihren eigenen Erwartungen und dem permanentem Druck besser umzugehen. Dabei kam auch noch ein ganz anderes Trauma ans Licht, der Grund für plötzliche Angstattacken, die sich Britta lange nicht erklären konnte: Als sie als Kind ihr Seepferdchen machte, war sie nämlich eines Tages im Becken unter eine Schwimmmatte geraten - und fand den Ausgang nicht mehr.
Auch die ständige Debatte um ihr Gewicht ist Britta noch gut im Gedächtnis. Mehr als 60 kg bei ihrer Größe von 1,80 m durfte sie nicht wiegen, nicht immer hat sie das geschafft - dass das Gewicht auch bei Schwimmern so eine große Rolle spielt, war zumindest uns beiden nicht bewusst.
2013, mit 29 Jahren Jahren beendete Britta Steffen ihre Karriere und studierte ein weiteres Mal - diesmal Human Ressources Management. Schwimmen geht sie bis heute regelmäßig, mittlerweile auch mit ihren beiden Kindern, das jüngste kam im April 2024 zur Welt. Nach ihrer Elternzeit wird sie neben ihrer Coaching-Tätigkeit auch wieder als Laufbahnberaterin am Olympiastützpunkt tätig sein.
Übrigens - trotz ihrer hervorragenden Leistungen hasst Britta Steffen es, im Freiwasser zu schwimmen. Mindestens eine von uns kann das sehr gut nachvollziehen!
Folge 99: Die Eiserne
Seit knapp 40 Jahren schwimmt sie regelmäßig Wettkämpfe. Das ist viel, wäre aber womöglich nicht der Rede wert. Allerdings: Maren Piskora ist 90 Jahre alt! Erst mit über 50 hat sie angefangen, bei den Masters zu schwimmen, hat überhaupt erst Delphin, Kraul und Rücken gelernt. Deshalb war für sie der größte Erfolg die Masters WM 2000 in München. Damals, mit 66 Jahren, hat sie den 3. Platz in 400 m Lagen gemacht.
All die anderen Erfolge aufzuzählen würde Stunden dauern. Über 2000 Medailen hängen im Flur ihres Hauses in Gräfeling, einem Vorort von München. Ihren letzten großen Erfolg hatte sie bei den Kurzbahn-Europameisterschaften 2023 in Madeira. Mindestens dreimal war Maren Weltmeisterin im Brustschwimmen in ihrer jeweiligen Altersklasse, seit 1987 hat sie keine WM und keine EM ausgelassen. Eine Landkarte in ihrem Flur zeugt davon, wo sie überall schon war. Und auch dieses Jahr will sie unbedingt wieder unterwegs sein.
Vermutlich stand uns das ein oder andere Mal der Mund offen, während wir Maren zugehört haben (doch gut, dass das hier ein Podcast ist und kein Video). Denn dass diese Frau voller Willenkraft ist, das spürt man sogar in der Videoschalte. Vor wenigen Tagen erst war sie bei 4 Grad Wassertemperatur im Starnberger See, während der Corona-Zeit hat sie auch noch das Eisschwimmen für sich entdeckt. 1946 - da war sie zwölf - hat sie sich das Brustschwimmen selber beigebracht, abgeschaut von ihrem Bruder, der sie widerwillig zum Baden mitgenommen hatte.
Seit ihrer „Entdeckung“ ist sie aber nicht nur selber im Becken aktiv, in fast 30 Jahren hat Maren auch über tausend Kindern das Schwimmen beigebracht. Noch heute erkennt sie ihre einstigen Schützlinge auf der Straße. Während ihres Lehramtsstudiums in den 1950er Jahren war sie auch ein Jahr an der Deutschen Sporthochschule, wo sie nicht nur die Sportwissenschaftlerin Liselott Diem, sondern auch das Kleinkinderschwimmen kennengelernt hat.
Heute geht sie dreimal die Woche 1000 Meter schwimmen, fährt mit Bus und Bahn zur Schwimmhalle. Ihren eisernen Willen behält sie, auch wenn ihr der Körper mitunter einen Strich durch die Rechnung macht. Vier Wirbelbrüche hatte sie bereits wegen starker Osteoporose, den ersten 2018 während des Trainings. Doch zwei neue Hüftgelenke und Arthrose halten sie nicht davon ab, ins Wasser zu gehen. Wenn sie mal zögert, muss sie nur auf ihre zahlreichen Medaillen schauen, sagt sie: „Das ist die Anerkennung fürs Durchhalten und Weitermachen!“
Bei Wettkämpfen will sie in Zukunft allerdings nur noch Brust schwimmen. „Die finden sonst alle, ich bin zu langsam!“
Diesmal sprechen wir mit dem Geschäftsführer einer Institution, unter der wir uns beide vorher nicht allzuviel vorstellen konnten: Der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Christian Mankel ist uns per zoom aus Essen zugeschaltet und uns wird sehr schnell klar, wie wichtig die Gesellschaft ist. Denn als Fachverband der deutschen Bäderbranche vertritt sie nicht nur die Interessen der deutschen Bäderbetriebe in der Politik, sondern hat dabei auch gesellschaftliche Entwicklungen, innovative Techniktrends und (gesundheitliche) Zukunft der Gesellschaft im Blick.
Christian Mankel ist selber regelmäßiger Schwimmer, in sein Amt aber ist er durch reinen Zufall gekommen: Bei einem Badbesuch während der Coronazeit hat der Betriebswirt zufällig die Stellenanzeige gesehen - und so fanden beide zueinander. Sein großer Ehrgeiz: Klar zu machen, warum die Bäderlandschaft ein wichtiges Kulturgut ist, das man nicht nur erhalten, sondern auch weiterentwickeln muss - und dabei nicht nur den Kostenfaktor zu sehen. Da sind wir uns total einig - denn Bäder haben ja nun wirklich ein großes Potential: für die Gesellschaft genauso wie für die Gesundheit.
Kommune 2030+ heißt deshalb das ehrgeizige Programm, das Christian zusammen mit der Deutschen Gesellschaft entwickelt hat. Super smart Bäder mit virtual reality Brillen könnte er sich in Zukunft genauso gut vorstellen wie Pop up-Pools in der Nachbarschaft. Und: Bäder sollten nicht „nur“ auf Schwimmbecken reduziert werden, findet Christian: Hier könnte man auch Bürgeramtstermine anbieten, Sportangebote machen, Treffpunkt für alle Gesellschaftsschichten und Vorreiter für digitale Entwicklungen sein, Wasserressourcen schonen und zudem auch noch zum Klimaschutz beitragen. Man dürfe nicht nur die kurzfristigen Kosten sehen, meint er, sondern müsse den langfristigen Gewinn im Auge haben: „Wir brauchen eine kommunale Transformation!“, so sein Credo.
Wir lassen uns nur zu gern von seiner Begeisterung anstecken, bleiben aber trotzdem skeptisch: In Berlin wurden den Bäderbetrieben gerade 17 Millionen Euro gestrichen, die Kassen sind knapp. Und eine Bäder-Genossenschaft mag zwar in kleinen Kommunen funktionieren, wo sich alle verantwortlich fühlen - aber in der anonymen Großstadt? Schön wäre es ja!
Das neue Jahr hat begonnen - und wir sind im Schwimmbad. Diesmal aber nicht, um Meter zu machen, sondern um Dinge auzuprobieren, die das Schwimmen leichter oder lustiger machen. Getestet haben wir, was uns selber interessiert, aber auch zwei Leihgaben, die uns Martin Fahnemann nach Folge 92 zur Verfügung gestellt hat. Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Wer elektronische Gadgets im Wasser testen will, sollte sie vorher auch ausreichend aufladen!
Nun ja. Zum Einschwimmen haben wir uns an alte Zeiten erinnert: Schwimmen mit Brett! Natürlich nicht so wie früher im Schwimmverein, hintereinander und ohne zu quatschen, sondern entspannt nebeneinander her. Die bittere Erkenntnis: Unser Kraul-Beinschlag war eindeutig schon mal effektiver!
Weiter ging es danach mit einem Mittel- oder auch Frontschnorchel ohne Taucherbrille. Nur mit dem Mund ein- und auszuatmen erfordert allerdings beträchtliche Übung! Diverse Nasenduschen später stellten wir jedenfalls fest - nichts für uns. Eine Alternative wäre velleicht die Schnorchelmaske - werde wir bei Gelegenheit mal ausprobieren!
Auch sehr schön: Der gute allte Pull-Buoy, gern auch in Verbindung mit Paddles. Die Wasserlage ist sofort erheblich besser. Und weil eine von uns sich vorgenommen hat, in diesem Jahr beim Kraulen endlich auf beiden Seiten zu atmen, kann man das damit sehr gut üben. Aber Achtung bei den Paddles: Sie sind nicht in allen Bädern erlaubt. Und: Nicht gleich das Training mit Paddles starten, sondern erstmal warm machen! Empfindliche Zerrungen in der Schulter können sonst schnell die Folge sein!
Grad beim Kraulschwimmen im Meer oder im See kann es schon mal zum so genannten Schwimmerohr kommen, eine Entzündung im Ohr durch Bakterien im Wasser. Beim Hörakkustiker individuell angepasste Schwimm-Ohrstöpsel sorgen dafür, dass erst gar kein Wasser ins Ohr eindringt. Ist allerdings nicht ganz billig - um die 100 Euro muss man dafür schon hinlegen. Aber: Unser Test ergab, es fühlt sich gut an und die Stöpsel sind dicht. Es gibt natürlich auch günstigere Varianten, die Gefahr: Wasser dringt trotzdem ein, kann aber nicht gut wieder ablaufen. Deshalb unbedingt vorher ausprobieren, ob sie auch wirklich dicht sind.
Dann aber unsere beiden Highlights: Knochenschall-Kopfhörer! Zwei Varianten hatten wir zur Verfügung: Eine mit mp3-Payer, auf den man vorher schon draufladen muss, was man hören will. Und einen mit Bluetooth-Verbindung zur Smartwatch. Auch hier muss man vorher downloaden, live streamen funktioniert nicht. Und: Man muss die Smartwatch am Hinterkopf befestigen oder unter die Badekappe stecken.
Diese bluetooth-Variante hat bei uns leider nicht funktioniert - was sicher an der mangelhaften Vorbereitung lag (Nachtrag: Mittlerweile den Test zuhause nachgeholt und den Fehler gefunden. Trocken hat es jetzt geklappt, der Test im Wasser wird nachgeholt!). Die mp3-Kopfhörer waren aber prima. Unter Wasser hört man die Musik oder den Podcast sogar noch lauter, absolute Empfehlung, wenn man mal beim Schwimmen ein wenig Abwechslung braucht!
Wir haben dann auch nochmal nachgelesen und in der Tat ist das Problem der wackligen Bluetooth-Verbindung kein Einzelfall. Wer also auf der sicheren Seite sein will, sollte besser die mp3-Variante wählen und sich vorher seine Lieblingsstücke draufladen.
Bojen: Manche lieben sie, weil sie darin auch noch Klamotten mitnehmen können, andere finden sie lästig, aus Sicherheitsgründen aber interessant. Für letztere gibt es ein Modell von Restube: Die Sicherheitsboje liegt klein gefaltet in einer handtellergroßen blauen Tasche, die man sich um den Bauch schnallen kann. Braucht man Unterstützung, genügt ein Zug an einer Schnur und die gelbe Restube-Boje bläst sich in Sekunden auf. Klappt! Nicht vergessen, vorher die mitgelieferte CO2-Patrone anzuschrauben - aber auch die passst noch gut in die kleine Tasche.
Uns haben diese Tests großen Spaß gemacht. Was sollen wir für euch mal testen? Schreibt uns einfach hier oder unter chlorgesaenge@web.de
Zum Jahresausklang gibt es hier die Folge für alle eingefleischten Chlorgesänge-Freundinnen und -Freunde, die sich schon immer gefragt haben, woher nur unsere unglaubliche Professionalität kommt. Wir lüften das Geheimnis - und wünschen Euch allen viel Spaß! Wir hatten ihn jedenfalls 🤣.
Und was war eigentlich Eure Lieblingsfolge 2024?