Der Buchhalter Justus hat einen Umschlag an sich genommen, der für Rose bestimmt war. Bei Rose wohnt er zur Miete. Jetzt plagt ihn sein Gewissen. Und sein Leben ändert sich! Vermutungen, Zweifel und Nachforschungen, die er zunächst auf Roses Leben bezieht, übertragen sich bald unmerklich auf sein eigenes. Dieser Wandel kommt Justus durchaus gelegen. Es ist der Gegenentwurf zu seinem bisher schwunglosen Leben.
Valerie Springer: “Witzig, wach, wortstark.”
Der Roman erzählt von Nina, einer Frau kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag, geschieden und Mutter zweier Kinder. Sie ringt mit den Veränderungen ihres Lebens, den Zeichen des Älterwerdens und der Tatsache, dass ihr Ex-Mann mit einer jüngeren Influencerin zusammenlebt. Als sie sich in den zwanzig Jahre jüngeren David verliebt, gerät ihr ohnehin fragiles Gleichgewicht ins Wanken. Die Autorin verbindet Themen wie Familie, weibliche Selbstbehauptung, gesellschaftliche Erwartungen und Liebe jenseits von Altersnormen. Neben der Liebesgeschichte behandelt der Roman auch Verlust, Geschlechterrollen und MeToo. Im Verlauf weicht der anfängliche Witz ernsteren Tönen, bis hin zu Darstellungen von Gewalt gegen Frauen.
Valerie Springer: „Angenehm zu lesen, direkt, ehrlich.“
Anna Maschik erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte einer norddeutschen Bauernfamilie über vier Generationen hinweg – von der Urgroßmutter Henrike, die Anfang des 20. Jahrhunderts Verantwortung für Hof und Familie übernimmt, bis zur jungen Erzählerin Alma, die die Erinnerungen der Ahnen zusammenträgt. In kurzen, mosaikartigen Kapiteln entfaltet sich ein vielschichtiges Bild von Krieg, Entbehrung, Neuanfang und familiären Spannungen. Maschik verbindet reale historische Ereignisse mit symbolhaften Momenten und zeigt, wie die Vergangenheit in der Gegenwart fortwirkt. Der Roman ist für den Österreichischen Debütbuchpreis 2025 nominiert.
Valerie Springer: „Karg, poetisch, kraftvoll.“
Vierzehn Texte, die zwischen kurzen Geschichten, autobiografischen Miniaturen und essayistischen Reflexionen angesiedelt sind, reicht diese Sammlung von historischen Porträts (etwa über den Architekten Adolf Loos oder den Kulturphilosophen Egon Friedell) bis zu Betrachtungen über Fake News, soziale Medien und den Einfluss von Kunst und Literatur.
Immer wieder kreisen die Texte um Grundfragen des menschlichen Daseins: Vergänglichkeit, Zufall, Schuld und die Suche nach Sinn.
Valerie Springer: „Philosophisch, präzise, nachdenklich.“
Zehn Autorinnen und Autoren stellen sich die Frage: Wie wollen wir schreiben, jede und jeder auf ganz eigene Weise. Sie erzählen, wann und wo sie schreiben, was sie antreibt und welchen Preis sie dafür zahlen. Sie fragen sich, für wen sie schreiben und welche Rolle Erwartungen, Konkurrenz oder Leistungsdruck dabei spielen. Ihre Essays treten in einen Dialog: mal bestätigend, mal widersprechend, mal überraschend ergänzend. So entsteht ein vielstimmiges Gespräch über die Voraussetzungen des Schreibens, seine Freiheiten und seine Zwänge.
Valerie Springer: „Vielstimmig, reflektiert, inspirierend.“
Als Schriftstellerin interessiert es Springer besonders, was andere über das Schreiben denken und schreiben. Dieses Buch bietet ihr die schöne Gelegenheit, solche Einblicke unmittelbar mitzuerleben.
In ihrem neuen Buch erzählt Alina Bronsky keine Romanhandlung, sondern verknüpft ihr Leben mit den Speisen, die sie geprägt haben. Jedes Kapitel widmet sich einem Gericht, von Porridge über Vogelmilchtorte bis Borschtsch, und dabei entfaltet sie persönliche Erinnerungen, Familiengeschichten und kulturelle Eigenheiten. Mit Humor und Melancholie zeigt Bronsky, wie Essen weit mehr ist als Nahrungsaufnahme: Es kann Heimat und Geborgenheit schenken, aber auch Macht, Kontrolle und Konflikte bedeuten. Ein sehr persönlicher Blick auf Esskultur und Beziehungen.
Valerie Springer: „Witzig, persönlich, delikat.“
Dagmar Leupolds neuer Roman erzählt in Ich-Perspektive von einer Tochter, die sich ihrer Mutter annähert – einer Frau, 1924 in Ostpreußen geboren, geprägt von Krieg, Verlust und Flucht. Die Erzählerin greift auf Erinnerungen, Fotos und Sprache zurück, um das Schweigen der Mutter zu durchdringen. So entsteht ein vielschichtiges Porträt von Fremdheit und Nähe, das zugleich ein Bild der Nachkriegsgeneration und ihrer Traumata zeichnet.
Valerie Springer: „Erinnernd, präzise, eindringlich.“
Eine kämpferische Streitschrift gegen patriarchale Machtstrukturen, die das Anthropozän in die Krise führen. Klemm zeigt, dass Herrschaftsordnungen nicht ewig bestehen müssen, und eröffnet mit dem Blick auf matriarchale Gesellschaften die Vision eines Zusammenlebens jenseits männlicher Dominanz.
Valerie Springer: „Scharf, klug, unbeirrbar.“
Ein still erzählter Roman über Rosa, eine pensionierte Krankenpflegerin, deren Leben von Verlusten und Distanz geprägt ist. Nach dem Tod ihres Partners und dem Abbruch familiärer Bande tastet sie sich langsam in neue Begegnungen vor. Eva Schmidt zeigt in knapper, eindringlicher Sprache, wie selbst in der Fremdheit vorsichtige Momente von Nähe und Verbindung entstehen.
Valerie Springer: „Leise, präzise, bewegend.“
Was bleibt, wenn das Fundament unseres Lebens zerbricht? Sofie liebt ihre Familie und glaubt fest an das Verbindende. Ein Geschenk ihres Vaters erfüllt ihren Traum: Tickets für das Konzert ihrer Lieblingssängerin. Doch der Abend endet in einer Tragödie: Bei einem Anschlag kommt Sofie ums Leben. Für ihre Eltern Markus und Kerstin bricht die Welt auseinander, während draußen gesellschaftliche Spannungen wachsen und ihr Verlust politisch instrumentalisiert wird. Im dunkelsten Moment erinnert sich Markus an Sofies Mut und wagt einen Schritt, der alles verändert: Er sucht die Familie des Täters auf.
Valerie Springer: "Leseempfehlung! Relevant, erschütternd, menschlich."
Fast drei Jahrzehnte nach Ein Halbjahr im Leben einer Infantin führt H. C. Artmanns Ehefrau Rosa Pock ihr literarisches Experiment fort. Die neue Ausgabe enthält sowohl den Text von 1995 als auch die Fortsetzung mit dem zweiten Halbjahr der tagebuchartigen Notizen voller Traumprotokolle, Reflexionen und präziser Alltagsbeobachtungen. Die „Infantin“ bleibt poetisch, sprachradikal und existenziell wach, nun abgeklärter, aber nicht resigniert. Im Spannungsfeld von Sprache und Schweigen sucht sie nach dem Unsagbaren – und macht deutlich, dass Denken in Sprache eine Form des Daseins sein kann. Ein philosophisch-poetisches Werk von großer Eigenständigkeit.
Valerie Springer: "Leseempfehlung! Präzise, konzentrierte Sprachkunst."
Isabel Allende blickt auf ihr Leben als Tochter, Mutter, Ehefrau, Schriftstellerin und Feministin zurück. Geprägt vom Vorbild ihrer starken, doch zurückgedrängten Mutter, entwickelt sie früh den Willen, für Selbstbestimmung einzustehen. In den 1960er-Jahren wird sie Teil der Frauenbewegung, findet im Schreiben ihre Stimme. Offen erzählt Allende von drei Ehen, vom Scheitern und Sich-Neuerfinden, und davon, wie sich weibliche Identität, Sexualität und Lebensentwürfe wandeln. Ein persönliches und politisches Memoir über Respekt, Liebe, Freiheit – und den unvollendeten Kampf um Gleichberechtigung.
Valerie Springer: "Lesenswert. Humorvoll, reif, weise."
Wie erreichen wir Gleichberechtigung? Viele hoffen, dass Erziehung patriarchale Strukturen von selbst auflöst – doch so einfach ist es nicht, sagt Mareike Fallwickl. In ihrem ersten Sachbuch Liebe Jorinde plädiert sie für einen Feminismus, der verbindet statt ausgrenzt: Während junge Frauen zunehmend feministisch denken, geraten viele junge Männer in den Bann frauenfeindlicher Ideologien. Fallwickl zeigt, warum es einen gemeinsamen Weg braucht, der auch Männer einlädt, mitzudenken und mitzugestalten – für mehr Gerechtigkeit und ein Miteinander, das alle einschließt.
Valerie Springer: "Lesenswert, informativ, öffnet Perspektiven."
Erzählt wird die Geschichte eines Ich-Erzählers (namentlich identisch mit dem Autor), der nach dem Tod seiner Eltern ins Wallis reist, um das Ferienhaus seiner Kindheit zu verkaufen. Dort trifft er auf eine von einer Naturkatastrophe veränderte Welt: Ein Bergsturz hat das Rhonetal geflutet und das Tal in eine abgeschottete, archaische Gesellschaft zurückgeworfen. Was als realistische Erzählung beginnt, verwandelt sich zunehmend in eine fantastische und mythisch aufgeladene Handlung, die historische, literarische und gesellschaftliche Motive miteinander verwebt.
Valerie Springer: "Poetisch. Lesenswert."
Eine Frau vor ihrer Zeit … die Suche nach dem Leben der eigenen Urgroßmutter.
Henning Sußebach begibt sich in seinem Roman-Sachbuch auf eine persönliche und zugleich historische Spurensuche: Er erzählt das Leben seiner Urgroßmutter Anna Kalthoff, die 1866 geboren wurde. Anna entscheidet selbst, was sie zu tun und zu lassen hat, wie sie leben und wen sie lieben will. Zwei Jahrhunderte später rekonstruiert der Urenkel Annas Leben und rettet die Geschichte einer selbstbewussten Frau vor dem Vergessen.
Valerie Springer: „Lesenswert! Schenkt Einblicke!“
Der Roman erzählt anhand der Lebensgeschichte dreier Männer und ihrer Partnerinnen die Geschichte der DDR über vier Jahrzehnte. Aus verschiedenen Hintergründen kommend, erleben die Figuren den sozialistischen Alltag zwischen Hoffnung, Anpassung und wachsender Ernüchterung. Politische Ereignisse und privates Erleben sind eng verwoben. Der Roman entfaltet ein Panorama der ostdeutschen Gesellschaft, das als verheißungsvoll beginnt, sich jedoch zunehmend als absurdes, widersprüchliches System entpuppt.
Valerie Springer: "Nüchtern geschildert, interessant, lesenswert!"
Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in das Mädchen Polina. Um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert der wundersam begabte Junge eine Melodie, die Polinas ganzes Sehnen und Wünschen umfasst. Doch sein Leben nimmt eine unvorhergesehene Wendung, Hannes hört auf, Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie.
Valerie Springer: "Leseempfehlung!"
Es ist August 1975, ein Sommer, der das Leben vieler Menschen in den Adirondack Mountains für immer verändern wird. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje im Sommercamp liegt, beginnt eine panische und groß angelegte Suche nach der 13-Jährigen. Das Verschwinden einer Jugendlichen im Naturreservat ist unter allen Umständen eine Katastrophe, aber Barbara ist keine gewöhnliche Camperin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, dem Jungen, der seit 14 Jahren vermisst wird. Kann das Zufall sein?
Valerie Springer: "Gut und spannend. Leseempfehlung!"
Ein junger Mann taumelt durch Berlin, auf der Suche nach einem verlorenen Vater und dem eigenen inneren Halt. Zehn Jahre nach dem Suizid des Vaters glaubt Mario, ihn in einem fremden Mann wiederzuerkennen: P., ein Obdachloser, gezeichnet von Heroin und Entfremdung. In stiller Besessenheit folgt Mario dem Unbekannten durch die Stadt, wird sein Schatten, sein stummer Begleiter.
Inga Machel erzählt aus der Perspektive des jungen männlichen Protagonisten. Die Geschichte braucht Zeit, um sich zu entfalten.
Wer sich auf das Milieu von Sucht, Obdachlosigkeit und seelischer Verlorenheit nicht einlassen will, wird keinen Zugang finden. Wer sich öffnet, wird mit einer Innenwelt konfrontiert, in der Vaterlosigkeit, Trauma und die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe in leisen Bildern aufscheinen.
Valerie Springer: “Empfehlenswert.”
Eine Spurensuche zwischen Freundschaft und Geschichte. Verena Boos entwirft ein vielschichtiges Porträt zweier Frauen, deren Lebenswege tief in die politischen und familiären Verstrickungen des 20. Jahrhunderts eingebettet sind. Die Geschichte beginnt mit dem plötzlichen Verschwinden von Marina, einer Meeresbiologin aus Valencia. Ihre langjährige Freundin Amalia, eine Kulturwissenschaftlerin aus dem Schwarzwald, begibt sich auf die Suche nach ihr und taucht dabei in die dunklen Kapitel der spanischen Geschichte ein.
Valerie Springer: "Leseempfehlung!"