Sabine Kroissenbrunner im Gespräch mit Christian Reder
BEREIT ZUM AUFBRECHEN
Schwierige Zeiten heute? Immer schon. Und immer schon im Aufbruch – in eine solidarische Zukunft. Christian Reder, geb. 1944, stellt auf 384 Seiten dar, welche Arbeitserfahrungen, Projekte und Versuche ihn seit jeher geprägt haben und auf welche Widerstände, Diskussionskulturen und politische Abgründe er, nunmehr 81 Jahre alt, gestoßen ist. Dabei kompromisslos weltoffen zu sein, aber vor allem auch zu bleiben, hat aus dem studierten Staatswissenschaftler einen gefragten Analysten, aus dem Projektberater einen produktiven Essayisten, aus dem Welterkunder (u. a. Nicaragua, Syrien, Libyen, Ukraine, Afghanistan …) einen Krisenmanager und Finanzier von Hilfs- und Bildungsprojekten gemacht. Sein Plädoyer für selbstbestimmtes Arbeiten ist eine Grundsatzdevise geblieben, die sich an den österreichischen Verhältnissen in Politik und Wirtschaft, Medien oder Universitätsbetrieb ordentlich gerieben hat – „wert zu was“ kann man links auf der PC-Tastatur lesen, eine weitere Frage, die allen seinen Projekten zu unterliegen scheint. Neben der Vielzahl an Büchern und Publikationen unterstützt die von ihm geleitete RD Foundation Vienna politische und humanitäre Projekte: überschaubar, aber zielgerichtet, nachhaltig.
Ein Leben in Österreich als „Projektarbeit“ – darf man das überhaupt?
Christian Reder, Politikwissenschaftler, Projektentwickler, Essayist, Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zu analytisch-kulturübergreifenden Themen. Seit 1985 Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien, Leiter des von ihm aufgebauten Zentrums für Kunst- und Wissenstransfer, Emeritierung 2012. Die 2011 mit seiner Frau Ingrid Reder zur Bestärkung der Zivilgesellschaft, plausibler Projekte und Publikationen gegründete gemeinnützige Privatstiftung RD Foundation Vienna. Research. Development. Human Rights, finanzierte auch die Konferenzen des Vienna Process for a Democratic Afghanistan, als nun weithin anerkanntes Forum des Exils, dessen in diesem Herbst publiziertes Programm alternative Perspektiven zur Taliban-Herrschaft präzisiert. Im Mandelbaum Verlag erschienen von ihm zuletzt: Bereit zum Aufbrechen. Arbeitserfahrungen, Projekte, Versuche (2025); Grenzland Ukraine. Unterdrückte Potenziale. Drastische Gewalterfahrungen (2022); Daniel Defoe. Ein Essay über Projekte (als Herausgeber mit ausführlichem Kommentar, Neuauflage 2022); Mediterrane Urbanität. Perioden vitaler Vielfalt als Grundlagen Europas (2020), Noch Jahre der Unruhe … Ali M. Zahma und Afghanistan (2018; Farsi 2023).
Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin, Bruno Kreisky Forum
Robert Misik im Gespräch mit Nils Kumkar
POLARISIERUNG
Über die Ordnung der Politik
Die Debatte um »Polarisierung« ist von einem Widerspruch geprägt. Während immer mehr Menschen eine »Spaltung der Gesellschaft« fürchten, zeigen Umfragen, dass die Einstellungen der Bürger:innen gar nicht auseinanderdriften.
Nachdem er sich zuletzt mit »alternativen Fakten« befasste, widmet sich Nils C. Kumkar nun einem anderen Aspekt, der die Debatte über die Debatten verwirrt. Er zeigt, dass die Beobachtung der Gesellschaft notwendigerweise Polarisierung wahrnimmt, da Letztere im politischen System mit seinen Unterscheidungen zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen Regierenden und Regierten angelegt ist. Spaltung, so Kumkar, lässt sich letztlich nicht überwinden. Die Frage wäre, wie man produktiver spalten kann. Kumkar bietet nicht nur eine Klarstellung in der Diskussion über Polarisierung, sondern auch eine neue Erklärung für den Erfolg des Rechtspopulismus.
Nils C. Kumkar, geboren 1985, ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am SOCIUM der Universität Bremen. Er forscht zu sozialer Ungleichheit und zu politischem Protest. Kumkar ist ein gefragter Ansprechpartner für Fernseh- und Rundfunkanstalten und schreibt u. a. für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Oliver Jens Schmitt
MOSKAUS WESTLICHE RIVALEN
Der Experte für die Geschichte Südosteuropas, Oliver Jens Schmitt, lehrt an der Universität Wien. In diesem Herbst hat er eine extrem fakten- und detailreiche Monografie über die „Westlichen Rivalen Moskaus – eine europäische Geschichte vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer“ vorgelegt, die sieben Jahrhunderte West-Ost-Beziehungen umfasst. Schmitt legt darin dar, dass sich Geschichte eben doch wiederholt und Moskaus Herrscher die Staaten und Völker in ihrer Peripherie nicht nur seit jeher mit Kriegen überzogen, sondern auch seit Jahrhunderten Anspruch auf ein russländisches Imperium erhoben. Schmitt zeigt in seinem neuen Buch zudem auf, warum die westlichen, einst einflussreichen Rivalen Moskaus von alten und neuen Großmächten zerschlagen und aufgeteilt wurden – und warum der Anspruch der russischen Nachbarn auf Selbstbestimmung bis heute so regelmäßig übergangen wird. Oliver Jens Schmitt stellt sein neues Buch, das schon jetzt ein Standardwerk ist, im Gespräch mit Osteuropa-Expertin Cathrin Kahlweit vor.
Oliver Jens Schmitt, schweizer Historiker, Osteuropaexperte und Buchautor
Cathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Volker Depkat
EUROPAS LIEBE ZU DEN USA – EIN MISSVERSTÄNDNIS?
Der in den USA geborene Amerikanist Volker Depkat, der an der Universität Regensburg lehrt, ist einer der besten Kenner US-amerikanischer Geschichte und Gegenwart; seine Podcasts und Texte zu Exzeptionalismus, Nationalismus und Trumpismus tragen seit Jahren dazu bei, die Entwicklung auf der anderen Seite des Atlantiks besser zu verstehen. Zugleich hat der renommierte Forscher aber auch einen sehr klaren Blick auf das Amerikabild der Westeuropäer, das – wie er nicht müde wird zu betonen – in den Nachkriegsjahren geprägt wurde, aber teils von völlig falschen Voraussetzungen ausgeht.
Über die transatlantischen Beziehungen, Trumps Vorbilder im Osten und die autoritären Tendenzen in Washington spricht Depkat mit der Osteuropa-Expertin Cathrin Kahlweit.
Volker Depkat, deutsch-US-amerikanischer Historiker
Cathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
In cooperation with the Austrian Research Foundation for International Development (ÖFSE)
Irene Horejs in conversation with Kathryn Nwajiaku-Dahou and Stephan Klingebiel
DOES THE „ZEITENWENDE“ MEAN THE END OF INTERNATIONAL AID?
At the beginning of 2025, President Trump started his 2nd Presidency by shutting down USAID and 90% of US foreign aid. The “stop work order” hit aid organizations and vulnerable communities particularly in Africa like a bomb. Aid organizations stopped working from one day to the other, US financed medicines stopped being distributed, health centers and medicine stores remained closed. Some UN agencies like UNHCR and WFP, both highly dependent on US finance, were forced to drastically reduce their operations and staff– all with a devastating impact on the affected populations.
However, Donald Trump was not the first one to cut down foreign aid agencies and budget. In 2020, Boris Johnson dissolved DFID, the highly prestigious aid agency of the UK and merged parts of it into the Foreign and Commonwealth Office. More recently, other EU donor countries like the Netherlands, Belgium, France, Germany and Austria reduced their aid budgets and framed them into short term interests like curbing migration, securing trade and others.
Does the “Zeitenwende” mean the end of international solidarity and of development as a global good coordinated by a set of norm giving, multilateral institutions? Are we confronted to a new politization of aid? Or is this only an “easy” way to save strained budgets in face of the new imperative of rearmament? What is the impact on developing countries, affected populations and how do they react? Are there any alternative means to finance not only humanitarian aid, social and economic development but also the necessary actions against climate change?
Introductory Remarks:
Werner Raza, Scientific Director, ÖFSE
Kathryn Nwajiaku-Dahou, Director of the Politics and Governance programme at the Overseas Development Institute (ODI), UK
Stephan Klingebiel, Head of the research department „Inter- and Transnational Cooperation“ at the German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Moderator:
Irene Horejs, Former Director of DG ECHO and former EU Ambassador to Peru, Mali and Niger
This second event under the focus “Humanity in der Zeitenwende” is organised in cooperation with the Austrian Research Foundation for International Development (ÖFSE).
Gudrun Harrer in conversation with Michel Cousins
THE LONG AND WINDING ROAD TO PEACE IN LIBYA
Libya, 14 years after the overthrow of the regime of Muammar al-Gaddafi, is a country shattered by war, internal divisions and power plays of external actors. The national wealth like oil ressources which should guarantee economic success, and social stability and development, remains contested and is distributed along lines of political affiliation. The UN-led process to unify the power centres of Tripoli in the West and Benghazi in the East was supposed to create united institutions but was inconclusive. Elections are on the agenda, but many fear the results could exacerbate the rivalry and ignite a new round of conflict, as they did in 2014. It is impossible to understand the set up of Libyan politics and society without looking at the history and social makeup of today’s Libya, which Michel Cousins calls a “community of communities” – which, however, can be of very different nature, like tribal, regional or related to towns or neighborhoods. Another important source of legitimacy is military power. People accepted Gaddafi, as they now accept Khalifa Haftar in the East, because he was/is in control. Can – or how can – Libya stay united as a state and not turn to a military dictatorship with one strong man on top? The answer would be some sort of devolved – federal? – system in which there is a nominal head of state (possibly even a constitutional monarch) but one in which the communities have a voice. Only then also elections can work.
The European Union, too, has a strong interest in a stable and prosperous Libya which during the last years has developed into a transit country for African immigration to Europe and a hub for modern slavery mafias that commit terrible crimes and human rights violations. The EU’s cooperation with Libyan authorities and other political or military forces on migration issues has been criticized by NGO’s as morally bankruptcy. Can we do better to support Libya’s civil society on the democratic aspirations?
Michel Cousins, analyst and writer on Libya
Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer in Modern History and Politics of the Middle East at the University of Vienna and the Diplomatic Academy of Vienna
Raimund Löw im Gespräch mit Jörg Wuttke, Alexandra Siebenhofer, Marina Rudyak und Felix Lee
OPTION CHINA?
Was ist möglich, was unmöglich, in den Beziehungen zwischen Europa und China in Zeiten der allgemeinen Verunsicherung durch Donald Trump? Bedeutet die Allianz des chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit Russlands Kriegsherrn Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong un, dass die neue Supermacht China das Interesse an der alten Welt Europas verliert? Oder gar zu feindschaftlicher Distanz übergeht?
Es diskutieren der ehemalige Chef der Europäischen Handelskammer in Peking Jörg Wuttke, inzwischen Partner der dga-Albright Stonebridge Group in Washington DC, Journalist und Chinaexperte Felix Lee, Marina Rudyak vom Centrum für Asien- and Transkulturelle Studien der Universität Heidelberg und die ORF-Asienkorrespondentin Alexandra Siebenhofer.
Raimund Löw, Journalist und Gestalter des Podcast Falter Radio. Er war Korrespondent des ORF in Peking, Brüssel und Washington DC. Buch (gemeinsam mit Kerstin Witt-Löw) „Weltmacht China. Mit einem Vorwort von Hugo Portisch“ (2018)
Marina Rudyak, Sinologin, Centrum für Asien- and Transkulturelle Studien (CATS) Universität Heidelberg
Alexandra Siebenhofer, Leiterin ORF Auslandsbüro Peking
Felix Lee, studierte Soziologie, Volkswirtschaft und Politik und absolvierte die Berliner Journalistenschule. Von 2003 bis 2022 arbeitete er als Wirtschafts- und Politikredakteur der taz. Ab 2010 war er neun Jahre China-Korrespondent in Peking. Er arbeitete für Table Media, bevor er Redakteur bei Süddeutsche Zeitung Dossier wurde. Sein Buch »China, mein Vater und ich« wurde zum Spiegel-Bestseller, gewann den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2023 und war ein Jahr lang unter den Top 10 des manager magazin.
Jörg Wuttke, bei Dentons Global Advisors in Washington DC. Er war BASF Repräsentant in Beijing und bis 2023 zehn Jahre Präsident der EU-Handelskammer in China.Wuttke ist Mitglied des Beratergremiums des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin seit der Gründung 2013. Er lebte mehr als drei Jahrzehnte in Peking.
Robert Misik im Gespräch mit Onur Erdur und Monika Mokre
DIE SCHULE DES SÜDENS
Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie
»Wer das Buch von Onur Erdur liest, spürt das befreiende Gefühl, dass die Welt des Denkens widersprüchlicher, reicher, auch trostreicher ist als die anstrengenden Moralisierungen der Gegenwart.« – Elisabeth von Thaden, Die ZEIT
»Brillant und elegant.« – Robert Misik im FALTER
In seiner Ideengeschichte in acht Porträts erschließt Onur Erdur eine neue Geografie des französischen Denkens, das die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte: Die Theorien von Intellektuellen wie Michel Foucault, Jean-François Lyotard, Pierre Bourdieu, Hélène Cixous uva. wurden maßgeblich in Nordafrika oder in der Auseinandersetzung mit den französischen Kolonien geformt.
Was Erdur gelungen ist, ist schlicht und einfach eine packend zu lesende Geschichte der (post-)kolonialen Hintergründe französischer Philosphie.
Erdurs Spurensuche führt ihn nach Algier, wo der junge Soldat Pierre Bourdieu mitten im Algerienkrieg seinen Wehrdienst ableistet; ins Küstendörfchen Sidi Bou Saïd nördlich von Tunis, wo Michel Foucault zu einer Haltung des philosophischen Hedonismus gelangt; oder nach Casablanca, wo sich Roland Barthes in einer Art Erleuchtung zu einem Romancier fantasiert – und zu Jacques Derrida, Hélène Cixous oder Jacques Rancière, die ihre algerische Herkunft philosophisch reflektieren.
Die Wiener Kulturwissenschaftlerin Monika Mokre kommentiert und diskutiert Erdurs Studie zwischen französischem Poststrukturalismus und den gegenwärtigen Positionen postkolonialen Denkens.
Onur Erdur, 1984 in Diyarbakir geboren, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er forscht und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin zu Fragen der globalen Ideengeschichte.
Monika Mokre, geboren 1963, ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Arndt Freytag von Loringhoven
PUTINS ANGRIFF AUF DEUTSCHLAND
Der erfahrene Diplomat, ehemaliger Vizechef des deutschen Bundesnachrichtendienstes BND und Ex-Geheimdienstkoordinator der Nato, ist ein langjähriger Experte für das Ost-West-Verhältnis. Freytag von Loringhoven, der an den Botschaften Paris, Moskau, Prag und Warschau tätig war, befasst sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit Moskaus Blick auf EU und Nato, aber auch mit den Auswirkungen von Desinformation, Propaganda und Cyberattacken. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Leon Erlenhorst hat er ein Buch über „Putins Angriff auf Deutschland“ geschrieben, das indes nicht nur die bilateralen Beziehungen, sondern auch die gezielten Attacken auf Demokratie und freiheitliche Grundwerte ins Visier nimmt. Im Gespräch mit Cathrin Kahlweit erläutert Freytag von Loringhoven, der das Auswärtige Amt, den BND und die Nato hervorragend von innen kennt, was geschehen muss, um die westlichen Gesellschaften zu stärken.
Arndt Freytag von Loringhoven, deutscher Diplomat i. R., ehem. Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes, ehem. Beigeordneter Generalsekretär der NATO
Cathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
Robert Misik im Gespräch mit Heinz Fischer, Hilde Hawlicek und Wolfgang Greif
INS RAMPENLICHT
Persönlichkeiten der SPÖ zu Beginn der Zweiten Republik
„In diesem Buch geht es nicht um Karl Marx und auch nicht um Victor Adler, Karl Renner, Otto Bauer, Adolf Schärf, Bruno Kreisky oder etliche andere Lichtgestalten der österreichischen Sozialdemokratie, deren Leben und Leistungen abgeschlossen vor uns liegen.
Es geht vielmehr um eine weitere Gruppe sozialdemokratischer Pionierinnen und Pioniere aus Österreich, und zwar Männer und Frauen, deren Arbeit und Einsatz als „wegweisend“ für die Sozialdemokratie, für die Gewerkschaftsbewegung, für Menschenrechte, für Gleichberechtigung und auch für den Frieden gelten. Sie standen und stehen jedoch nicht im gleichen Ausmaß im Rampenlicht der Öffentlichkeit wie die zuvor genannten Persönlichkeiten.“ HBP a.D. Dr. Heinz Fischer im Vorwort zum BuchDie Biografien jener 25 Frauen und Männer der SPÖ, die im soeben erschienen Buch zusammengetragen wurden, reichen alle weit in die Erste Republik zurück. Sie durchlebten in den bitteren Jahren von Diktatur, Faschismus und Krieg 1934 – 1945 persönlich und politisch allesamt dramatische und opferreiche Erfahrungen. Ihr gesellschaftliches Wirken reichte zumeist weit in die Zweite Republik hinein.
Es geht aber nicht nur darum, das Leben und Wirken dieser „anerkannten Köpfe hinter den Kulissen“ mit ihren Leistungen beim Wiederaufbau der SPÖ und der Republik nach 1945 vor dem Vergessenwerden zu bewahren.
In der Zusammenschau dieser Portraits wird auch ein Abschnitt in der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung in einer Phase des grundlegenden Wandels nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sichtbar: gekennzeichnet von organisatorischen und personellen Kontinuitäten der sozialdemokratischen Bewegung wie auch von weitreichenden ideologischen und strategischen Brüchen innerhalb der SPÖ.
Zu den Portraitierten zählen u. a. Rosa Jochmann, Karl Czernetz, Maria Emhart, Josef Hindels, Peter Strasser sowie Marianne und Oskar Pollak. Portraitiert von den Herausgebern und zahlreichen Co-Autor:innen wie Helmut Konrad, Brigitte Kepplinger oder Florian Wenninger.
Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer und die ehemalige Unterrichts- und Kulturministerin Dr. Hilde Hawlicek haben einige dieser im Buch beschriebenen Persönlichkeiten noch selbst gekannt und teilen ihre Erinnerungen und gemeinsamen Erfahrungen.
Begrüßung:
Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin Bruno Kreisky Forum
Martin Birkner, Mandelbaum Verlag
Zum Buch:
Peter Autengruber und Alexander Neunherz, Co-Herausgeber
Im Gespräch:
Heinz Fischer, Jurist, Bundespräsident der Republik Österreich von 2004-2016
Hilde Hawlicek, AHS-Lehrerin, Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Sport von 1987-1990, SPÖ Delegationsleiterin im Europäischen Parlament von 1995-1999
Wolfgang Greif, Historiker, ehem. Leiter der Abteilungen Bildung sowie EU/Internationales in der Gewerkschaft GPA, Co-Herausgeber
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist
Tessa Szyszkowitz in conversation with Jonathan Coe and Giuliano da Empoli
IN PRAISE OF POLITICAL LITERATURE
When politics goes low, literature goes high: When, how and why do authors give their novels a political twist?
When Michelle Obama coined the phrase “When they go low, we go high” at the Democratic Party conference in 2016 she was talking about ethical leadership. Different from politicians, authors do not have an obligation to be either ethical nor leaders. Or do they?
Literature has been abused for political propaganda throughout history. Vergil’s “Aeneis” portrayed the emperor Augustus as heroic and his regime as a gift from God. In more modern times Jean Paul Sartre and Theodor Adorno had a public spat about Pros and Cons of political Literature: In his essay “What is literature?” Sartre advocated for engaged literature to further social change. In his essay “Commitment” Adorno called such literature as ineffective and even harmful.
Both Jonathan Coe and Giuliano da Empoli are known for their political literature. While Coe often uses humour and satire to mix social commentary into his bestsellers – as in his Brexit-Satire Middle England – da Empoli comes from the other direction entirely. His first time novel and instant bestseller The Wizard of the Kremlin – Der Magier im Kreml – was a beautiful novel about a trade he knows all too well himself. He writes about Vladislaw Surkow, former influential chief advisor to the Russian president Vladimir Putin, after da Empoli served as a political former advisor to former Italian prime minister Matteo Renzi.
Jonathan Coe, born 1961, is a British novelist. He would possibly rather be known as a musician –he still plays keyboards and composes music for two bands: The Peer Group and Italy’s Artchipel Orchestra. But since he became too successful as a novelist, people know him as an author. “What a Carve Up!”, “The Rotters club”, “Middle England” are only a few highlights in his oeuvre. He received many prizes among them The Costa Novel of the Year and the Prix du Livre Européen. His newest novel was published this August in German: “Der Beweis meiner Unschuld”, Folio Verlag, 2025.
Giuliano da Empoli, born 1973, is the Swiss Italian author of The Wizard of the Kremlin – Der Magier im Kreml, a first time novel and bestseller about Vladislaw Surkow, former influential chief advisor to the Russian president Vladimir Putin. He is a former political advisor himself, he served as the deputy mayor for cultural affairs in Florence to Matteo Renzi, and later as his political advisor during Renzi’s term as head of the Italian government (2014-2016) – an experience recounted in Le Florentin („The Florentine“) Giuliano da Empoli is a professor at Sciences Po university, the founder of the pro-European political thinktank Volta in Milan and has just publishedhis new book Die Stunde der Raubtiere (L’Heure des prédateurs, The Hour of the Predator,), a reflection on the current era of new autocrats allied with tech magnates.
Tessa Szyszkowitz is an author and UK correspondent for the Austrian weekly Falter. Her latest book was “Echte Engländer – Britain and Brexit” (2018)
In cooperation with the Austro-French Centre for Rapprochement in Europe (CFA/ÖFZ)
Raimund Löw in conversation with Gudrun Harrer, Christian Berger and Myriam Benraad
EUROPE’S ROLE IN THE MIDDLE EAST: BETWEEN ASPITRATION AND ACTION
Hamas’ 7 October 2023 attack on Israel set off a devastating war in Gaza, followed by a twelve-day clash with Iran. Both conflicts have been reshaping Middle Eastern politics. They have sidelined the United Nations and left little space for diplomacy, exposing the limits of multilateral action. For the European Union, the war poses a strategic dilemma. The EU is the largest donor to the Palestinians and has long positioned itself as a normative power, yet it remains largely excluded from peacemaking efforts. Internal divisions and strained transatlantic ties hamper a common strategy, even as Europe’s own security is directly affected by turmoil on its doorstep. To stay relevant, the EU must move beyond the role of donor and define a coherent approach that balances humanitarian credibility with strategic influence in a region where force increasingly trumps principle.
Opening
Sabine Kroissenbrunner, Secretary General of the Bruno Kreisky Forum
Discussion
Gudrun Harrer, Senior Editor and Middle East editor at the newspaper Der Standard
Christian Berger, Director of the Crisis Response Centre at the European External Action Service (EEAS), Brussels
Myriam Benraad, Political scientist specialised in the Middle East, Institut catholique de Paris (ICP) / Sciences Po, Paris
Moderation
Raimund Löw, Historian, journalist, columnist for the Vienna Weekly „Falter“
Conclusion
Dietmar Schweisgut, Secretary General of the Austro-French Centre for Rapprochement in Europe
Tessa Szyszkowitz in conversation with Dani Gal, Guli Dolev-Hashiloni and Atheer Elobadi
ISRAELI AND PALESTINIAN VOICES IN DIALOGUE IN TIMES OF GENOCIDE IN GAZA
Civil society activists on international solidarity and the attempt to uphold the rule of international law
Israelis for Peace is as Berlin based group of Israeli activists. These Israeli citizens, currently living in Germany, have come together out of a strong sense of responsibility to contribute to peace, equality, and justice for everyone living in Israel-Palestine. Their engagement reflects the conviction that voices from civil society can and must play a central role in shaping a more just and peaceful future. Standing Together Vienna is a Jewish-Arab alliance for peace in the Middle East. The group is an initiative with members from different backgrounds that promotes dialogue and co-existence as a means of achieving a just peace in the Middle East.
The panel will discuss how this can be achieved in Austria and Germany. The discussion will address some of the most pressing issues of the present moment: the ongoing atrocities in Gaza, and forms of protests inside Israel that often remain invisible in the international debate. The event highlights non-violence, justice, and democratic rights and underscores the importance of transnational solidarity and civic courage in times of crisis.
Dani Gal, (* 1975, Jerusalem) lives and works in Berlin. He studied at Bezalel Academy for Art and Design in Jerusalem, Staatliche Hochschule für Bildende Künste Stäadelschule in Frankfurt and in Cooper Union in New York. His films and installations have been shown at the 54th Venice Biennale (2011), Istanbul Biennale (2011), New Museum New York (2012), Kunsthalle St. Gallen Switzerland (2013), The Jewish Museum New York (2014), Berlinale Forum Expanded (2014), Kunsthaus Zurich (2015) Kunsthalle Wien (2015), Documenta 14 (2017), Centre Pompidou (2018, 2023) and at Club TransMediale Festival Berlin (2020).
-In 2024-25 Gal was Fellow in the Centre for Advanced Studies INHERIT. Heritage in Transformation ist ein vom BMBF gefördertes Käte Hamburger Kolleg – Humboldt-Universität zu Berlin.
– In 2019 he was artist-in-residence with Blood Mountain Projects and research fellows at the Vienna Wiesenthal Institute.
Guli Dolev – Hashiloni is a writer and researcher based in Berlin. He is a founding member of Israelis from Peace, holds an MA in Contemporary Middle East Politics (University of Haifa) and an MA in Global History (Freie Universität Berlin) and translates from German and Yiddish to Hebrew. He is a current fellow at the LABA residency in Künstlerhaus Bethanien, and his debut novel „Tsulul“, taking place in a human rights NGO based in Tel-Aviv, came out earlier this year in Hebrew.
Atheer Elobadi is a Palestinian and Israeli citizen who grew up in Tira, Israel, where he became politically active early on. He left Israel in 2008 and moved to Austria in 2009, where he became involved in social and political movements, including the organisation “Vielmehr für alle” and refugee and homeless aid. He is a co-founder of Standing Together Vienna, an initiative that promotes dialogue and cooperation between Israelis and Palestinians as well as the promotion of peace, justice and equality. He is also a member of the artistic-political collective OneState Embassy, which uses performative art and diplomatic interventions to challenge political structures, promote intercultural dialogue and explore new forms of belonging beyond nation states.
Tessa Szyszkowitz, Austrian journalist and author, is a UK correspondent for Austrian weekly Falter and other German and Swiss publications. She curates Philoxenia at Kreiskyforum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London. Her book “Der Friedenskämpfer” (2011) was a biography of Issam Sartawi, a Palestinian politician who tried to establish dialogue with Israelis with support of Bruno Kreisky.
Solmaz Khorsand in conversation with Ali Fathollah-Nejad & Azadeh Kian
INSIDE IRAN - REGIME RESILIENCE AND THE STRUGGLE FOR CHANGE
There is a saying among Iranians. ‚There will always be a market for Iran experts.‘ And they are right. Since the revolution in 1979 and the Islamist takeover, the world has been captivated and frightened by the (wannabe) regional hegemon whose rulers have suppressed the population, particularly women and minorities, funded terrorist groups in the region, and toyed with the nuclear threat of becoming a nuclear power. Since 13 June, when Israel attacked Iranian soil and the 12-day war that followed, a fragile ceasefire has been in place. Commentators around the world foresee the next round coming soon and expect it to be more brutal and lethal than the first.
How stable is the Islamic Republic’s regime? What would happen if the Supreme Leader, Ali Khamenei, were to die? Can Iran’s democracy movement, which has survived for the past 46 years, gain momentum and lead the country towards a free and democratic future? A feminist revolution on the horizon as it was called for during the „Woman, life, freedom“ protests after the death of Mahsa Jina Amini in 2022?
To discuss these issues, renowned experts Azadeh Kian and Ali Fathollah-Nejad will join journalist Solmaz Khorsand for a conversation that will provide insight into the inner workings of the Iranian regime, the mistakes of the West, and the long history of Iranian resistance.
Solmaz Khorsand, Independent journalist and podcaster; fellow at the Institute for Human Sciences (IWM)
Ali Fathollah-Nejad, German-Iranian political scientist, Director of the Center for Middle East and Global Order (CMEG), and author of most recently Iran – How the West Betrayed its Values and Interests (in German) (Berlin: Aufbau).
Azadeh Kian, Iranian-French academic, Professor of Sociology, director of the Social Sciences department and director of the Center for Gender and Feminist Studies at the University Paris Cité
Robert Misik im Gespräch mit Ingrid Brodnig und Johannes Hillje
MEHR EMOTIONEN WAGEN
Wie wir Angst, Hoffnung und Wut nicht dem Populismus überlassen
Ein Plädoyer für eine demokratische Emotionskultur
Populisten und Extremisten dominieren die politischen Emotionen. Sie schüren nicht nur Wut, sondern gelten ihren Anhängern auch als Hoffnungsträger. Demokratische Kräfte wirken dagegen oft blutleer und technokratisch. Dabei lehrt die Geschichte, dass man die Emotionen nicht den Radikalen überlassen darf. In seinem aktuellen Buch fordert Johannes Hillje ein Umdenken und zeigt, wie Emotionen zur Politik gehören und in den Dienst der Demokratie gestellt werden können. Anhand von eigenen Studien und konkreten Beispielen beweist Hillje, dass Hoffnung, Wut und Angst zu einer neuen demokratischen Emotionskultur gehören.
Hillje ist als Forscher seit Jahren mit sozialpsychologischen Dynamiken und politischen Emotionen befasst und macht immer wieder auch große empirische Forschungen. So arbeitete er an der großen Feldstudie „Die Rückkehr zu den politisch Verlassenen“ mit, die er seinerzeit auch im Bruno Kreisky Forum vorstellte.
Ingrid Bordnig, Autorin und Journalistin, beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft. Ein Schwerpunkt ist dabei der Umgang mit Desinformation und Hasskommentaren. Brodnig hat sechs Bücher verfasst, zuletzt “Wider die Verrohung”, das Tipps gibt, um sich für eine sachliche demokratische Debatte einzusetzen.
Ingrid Brodnig, Journalistin, Buchautorin und Kolumnistin der Tageszeitung Standard
Johannes Hillje studierte Politische Kommunikation an der London School of Economics und Politikwissenschaft und Publizistik an der Universität Mainz. Danach sammelte er Erfahrungen im Journalismus und bei den Vereinten Nationen in New York. Heute arbeitet der ehemalige Wahlkampfmanager als selbstständiger Politik- und Kommunikationsberater für Unternehmen, Ministerien, Politiker und Parteien und kommentiert häufig in den Medien. Hillje lebt mit seiner Familie in Berlin.
Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist
Johannes Hillje:
Mehr Emotionen wagen.
Piper Verlag, 2025, 22,70 €
Irene Horejs in conversation with Claude Maon, Knut Dörmann, Günther Barnet and Shoura Zehetner-Hashemi
HUMANITARIANS UNDER ATTACK
Does the “Zeitenwende” threaten International Humanitarian Law and humanitarian action?
Since WWI and WWII, the international community has established a series of legal and institutional instruments to reduce the horrors of war and put efforts of prevention and peaceful resolution of conflicts in the centre of multilateral policy. The Geneva Conventions of 1949 and their Additional Protocols constitute the core of International humanitarian law (IHL) – the “ius in bello” – whose purpose is to protect the lives and dignity of civilians, civilian infrastructure, access to food, water, medicine and humanitarian support – to allow for UN aid agencies, the Red Cross and Red Crescent and humanitarian NGOs to alleviate the suffering of civilians in warfare.
After decades of Western leadership in strengthening the humanitarian system and in establishing mediation capacities and enforcement procedures of human rights by reinforcing international institutions (like the UN High Commission for Human Rights, the special UN rapporteurs, the International Criminal Court etc), the same Western nations suddenly seem to accept a world in which armament and war are again the means of first choice to deal with conflicts. Today´s wars in Gaza, Sudan and Ukraine are marked by the ferocity of killing, blatant disregard for international humanitarian law and the deliberate obstruction of humanitarian aid. And while humanitarian needs are multiplying, funding is being cut, not only by the US but also by EU member states. Today the humanitarian system is under-funded, overstretched and constantly under assault. Humanitarian workers face indiscriminate hostilities, deadly attacks and incessant obstruction of their work.
This event is the first one under the focus on “Humanity in der Zeitenwende”. We will discuss the implications of the permanent violations of IHL and the reduction of finance on humanitarian action and affected populations in current conflicts. What are the implications of EU double standards in the interpretation of IHL on future political developments, in particular in the context of rearmament policies in Europe? How to give humanity a stronger voice in this period of the “Zeitenwende”?
Knut Dörmann, former Head of the Delegation to the EU, NATO and the Kingdom of Belgium and former Chief Legal Officer and head of the ICRC’s Legal Division,
Claude Maon, Director of the International Legal Department at Médecins Sans Frontières, Brussels
Günther Barnet, Department for Regional Cooperation with Africa and the Middle East, Austrian Ministry of Defence
Shoura Zehetner-Hashemi,Lawyer, Executive Director Amnesty International Austria
Moderator:
Irene Horejs, Former Director of DG ECHO and former EU Ambassador to Peru, Mali and Niger
Raimund Löw in conversation with Reinhard Heinisch, Christian Grose and Linda Feldmann
HOW TRUMPS WAR AGAINST THE UNIVERSITIES IS CHANGING AMERICA
Outstanding universities are a source of research and innovation in the United States. Bright young people from all over the world used to dream of attending American elite universities. Not any more. The Trump administration considers Harvard and other institutions of higher education as liberal adversaries. Foreign students, an important source of income for universities, feel rejected. Billions of dollars of grants and federal contracts are frozen. Political activism is attacked as antisemitic. What does this assault on the famous elite universities mean for the education system as a whole? How efficient is the resistance against the threats from Washington DC? How successful are the attempts of the administration to create a climate of intimidation and to lead America in an authoritarian direction?
Reinhard Heinisch, Professor of Austrian Politics in Comparative European Perspective Department of Political Science, University of Salzburg
Christian Grose, Academic Director, USC Schwarzenegger Institute and Professor of Political Science and International Relations Professor of Public Policy University of Southern California
Linda Feldmann, Washington Bureau Chief The Christian Science Monitor
Moderation: Raimund Löw, journalist and historian, is editor of the podcast Falter Radio. He has been foreign correspondent for Austrian Radio and Television ORF in Washington DC, Beijing, Brussels and Moscow. He is author and coautor of several books on international affairs including Welt in Bewegung (2022), Weltmacht China (2018)
Robert Misik im Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit und Claus
Leggewie
ZURÜCK ZUR WIRKLICHKEIT
Hellwach und blitzgescheit, der Liebe zum Widerspruch ebenso treu wie der Melange aus Realpolitik und Utopie: ein unverzagter Blick zurück nach vorn.Katastrophen darf man nicht persönlich nehmen, auch wenn eine Hoffnung nach der anderen schwindet: die auf dauerhaften Frieden, auf ein starkes Europa, auf ein multikulturelles Zusammenleben, auf eine nachhaltige Weltgesellschaft.
Was ist schiefgegangen, wo liegen die Fehler, aber auch: Was ist trotz allem möglich? Ohne Illusionen, ohne Weinerlichkeit, ohne Zorn und ohne Rechthaberei schauen Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie zurück und gleichzeitig mitten hinein in die aktuelle Wirklichkeit.
Ihr unangepasstes Denken und die lange politische Erfahrung machten beide zu begehrten Kommentatoren, sei es zum Nahostkonflikt, dem Aufstieg der Rechten oder zur französischen und US-amerikanischen Politik. Die aus langen Diskussionen gewonnenen Einsichten sind in einer politisch so heiklen Lage wie der jetzigen von besonders hohem Wert.
In diesem Buch erzählen sie von Meilensteinen in ihrem Leben und verraten auch weniger Bekanntes wie etwa die herausfordernden Beratungstätigkeiten für Merkel und Macron.
Daniel Cohn-Bendit, genannt Dany, Ikone im französischen Mai 1968 und bekannt geworden als anti-autoritäre Autorität der 70er. Kein Berufsrevolutionär geworden, sondern Kindergärtner, Buchhändler, Herausgeber des Sponti-Magazins ›Pflasterstrand‹, Realo-Anführer bei den Grünen, 1990 Stadtrat für Multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt, dann zwanzig Jahre Mitglied des Europaparlaments, abwechselnd als Spitzenkandidat in Deutschland und in Frankreich.
Heute Autor von Dokumentarfilmen, Debattenredner und Kommentator des Zeitgeschehens in französischen und deutschen Medien.
Claus Leggewie, Jahrgang 1950, Politologe und Publizist. Zehn Jahre Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen und Berater der Bundesregierung in Sachen Globale Umweltveränderungen. 2021 Honorary Fellow am Thomas Mann House in Los Angeles.
Derzeit Ludwig-Börne-Professor an der Universität Gießen und Initiator des ›Panel on Planetary Thinking‹, das die Grenzen zwischen Natur und Kultur verflüssigt. Bei Wagenbach erschien u.a. »Die Konsultative. Mehr Demokratie durch Bürgerbeteiligung« (mit Patrizia Nanz) sowie »Die Visegrád-Connection. Eine Herausforderung für Europa« (mit Ireneusz Paweł Karolewski).
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist
Petra Ramsauer im Gespräch mit Wolfgang Petritsch, Kristina Meyer und Tobias Lang
WILLY BRANDT, BRUNO KREISKY UND DER NAHE OSTEN
Seit ihrer Zeit als Gegner und Verfolgte des Nationalsozialismus im Stockholmer Exil in den 1940er Jahren verband Willy Brandt und Bruno Kreisky eine lebenslange private wie politische Freundschaft. Eines der zentralen Themen ihrer engen Zusammenarbeit – ob als Bundeskanzler, als Parteivorsitzende oder in der Sozialistischen Internationale – war die Nahostpolitik, die in den „langen“ 1970er Jahren von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt war. Trotz gemeinsamer Initiativen zur Befriedung des Nahostkonflikts, darunter das kontrovers diskutierte Treffen mit PLO-Chef Jassir Arafat in Wien im Juli 1979, unterschieden sich die Perspektiven und Politikstile Brandts und Kreiskys im Umgang mit diesem hochkomplexen Thema.
In zwei kurzen Impulsvorträgen beleuchten die Historikerin Kristina Meyer und der Politikwissenschaftler Tobias Lang die Israel- und Nahostpolitik der beiden Staatsmänner und diskutieren anschließend mit Botschafter i.R. Wolfgang Petritsch und der Journalistin Petra Ramsauer über das Vermächtnis und die Gegenwartsrelevanz jener politischen Zusammenarbeit von Brandt und Kreisky.
Kristina Meyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung in Berlin. Sie forscht zur Geschichte der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, zur Geschichte der Sozialdemokratie und zur Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen. Für ihr Buch „Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945-1990“ erhielt sie 2015 den Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte. Derzeit arbeitet sie an einem Forschungsprojekt zum Dreiecksverhältnis zwischen Willy Brandt, Bruno Kreisky und Olof Palme mit einem besonderen Fokus auf deren Nahostpolitik. Seit 2019 ist Kristina Meyer außerdem Sprecherin des SPD-Geschichtsforums.
Tobias Lang ist Direktor des Austrian Center for Peace (APC) in Schlaining/Burgenland. Er studierte Politikwissenschaft in Wien. Als Mitarbeiter mehrerer Regierungsbüros und Klubdirektor im Burgenländischen Landtag sammelte er Organisations- und Führungserfahrung an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung.
Er forscht vor allem zu religiösenMinderheiten in Syrien, Libanon und Israel. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf Österreichs Außenpolitik im Nahen Osten. Derzeit arbeitet sehr an seiner Dissertation über Bruno Kreiskys Nahostpolitik.
Wolfgang Petrisch, Botschafter i.R., ist Präsident des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (oiip). Während seiner diplomatischen Karriere war er u.a. bei den Vereinten Nationen in New York, Botschafter in Belgrad und bei der OECD, Hoher Repräsentant der EU in Bosnien und Herzegowina und Botschafter bei den VN in Genf.
Von 1977 bis 1983 Sekretär und Pressesprecher von Bundeskanzler Bruno Kreisky, über den er im Jahre 2010 eine Biographie, und 2019 ein weiteres Buch veröffentlichte.
Petra Ramsauer hat in Wien Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Naher Osten und in Paris Journalismus studiert. Seit 1989 ist sie als Redakteurin, sowie als in Krisen- und Kriegsberichterstatterin für diverse österreichische und internationale Medien tätig. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Preise, unter anderem den Concordia Preis für Menschenrechte über ihre Arbeit zu Migration in Libyen. Sie berichtete regelmäßig aus Israel und den Palästinensischen Gebieten, Syrien, dem Irak, Iran, sowie Ägypten, Libyen und den Sahel-Staaten. Sie hat acht Bücher veröffentlicht; zuletzt, im Herbst 2024 den Bestseller „Nahost Verstehen“ (edition a). Seit 2025 ist sie auch als Psychotherapeutin (i.A.u.S) mit Schwerpunkt Trauma und Konflikt/Flucht in freier Praxis tätig.
Viola Raheb in conversation with Brant Rosen, Mitri Raheb and Mohammed Abu-Nimer
RELIGION AND ETHICS IN TIMES OF WAR
Can religion be a recourse for peace and justice
In times of conflict and war, religions and their ethical foundations occupy a complex and often contradictory role. While rooted in moral teachings that advocate for compassion, the sanctity of life, and forgiveness, religions also have the potential to become powerful forces for peace. Religious leaders and organizations can champion non-violence, provide humanitarian aid, and alleviate suffering, elevating peace as a moral imperative. Yet paradoxically, these same traditions are sometimes invoked to justify war—through interpretations of ‘just war’ theories or the dehumanization of others. Religion and ethics can act as both constraints on violence and catalysts for conflict, depending on the context and interpretation. This challenge is compounded by the marginalization of voices within religious communities that advocate against war and violence, making it urgent to amplify these perspectives and foster cross-faith dialogue.
With a special focus on the Israel-Palestine conflict, the panel discussion seeks to explore these pressing issues, identify pathways for collective action, and uphold peace as a universal value.
Brant Rosen, is a Reconstructionist rabbi, writer, and activist based in the United States. He is the founder and rabbi of Tzedek Chicago, a congregation grounded in social justice and anti-Zionist principles. Rosen is a co-founder of the Jewish Voice for Peace Rabbinical Council and the author of Wrestling in the Daylight: A Rabbi’s Path to Palestinian Solidarity.
Mitri Raheb, is a Palestinian Lutheran pastor, theologian, and prominent Christian leader based in Bethlehem. He is the founder and president of Dar al-Kalima University and the author of numerous books on Middle Eastern Christianity and Palestinian identity. Raheb is an advocate for peace, justice, and cultural empowerment in the Palestinian territories.
Mohammed Abu-Nimer, is a peacebuilding scholar and practitioner, specializing in conflict resolution and interfaith dialogue. He is a professor at the School of International Service at American University in Washington, D.C., and Senior Advisor at the KAICIID Dialogue Centre. Abu-Nimer has led peace and dialogue initiatives across the Middle East, South Asia, and Africa.
Viola Raheb, scholar of religious studies lecturer, writer and Senior Fellow at BKF