
Der Islam betrachtet **Einsamkeit* differenziert und strebt ein **Gleichgewicht** zwischen *spiritueller Zurückgezogenheit* und **aktiver Teilhabe an der Gemeinschaft** an.
- **Spirituelle Einsamkeit**: Eine zeitweise gewählte Einsamkeit, etwa zur Selbstreflexion, zum Gebet oder zur inneren Einkehr, wird im Islam anerkannt und als wertvoll betrachtet. Beispiele hierfür sind die Praxis des *I'tikaf* (Rückzug in die Moschee während der letzten zehn Tage des Ramadan) oder das zeitweilige Alleinsein des Propheten Muhammad vor seinem Wirken. Diese Formen der bewussten Einsamkeit dienen dazu, die Beziehung zu Allah zu stärken und sich selbst zu finden[3][5]. Sie können zur seelischen Heilung beitragen und stehen in der islamischen Tradition als legitime Praxis, sofern sie einen klaren spirituellen Zweck verfolgen[5].
- **Dauerhafte oder unfreiwillige Einsamkeit**: Einsamkeit wird im Islam als schmerzlicher Zustand wahrgenommen, der für den Menschen auf Dauer nicht erstrebenswert ist. Es gilt das Sprichwort: „Alleinsamkeit gebührt lediglich Allah.“ Das bedeutet, dass *andauerndes Alleinsein* als unnatürlich und belastend gesehen wird[4][5]. Der soziale Mensch ist auf Gemeinschaft und das Miteinander angewiesen. Der Prophet Muhammad riet davon ab, sich dauerhaft zu isolieren oder alleine zu reisen, aus Sorge, dass dies zu Traurigkeit, Schwermut oder negativen Gedanken führen könne[7].
- **Gemeinschaft und Verantwortung**: Das **Leben in der Gemeinschaft** wird im Islam stark betont. Viele religiöse Pflichten (z. B. das gemeinschaftliche Gebet, Wohltätigkeit, soziale Verpflichtungen) richten sich darauf, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Gemeinschaft gilt als Schutz vor Einsamkeit und möglichen seelischen Belastungen[3][5][7]. Der Einzelne hat eine Verantwortung gegenüber anderen und gilt nie als isolierte Einheit, sondern immer als Teil des Ganzen[11].
**Fazit:** Im Islam ist nicht die Einsamkeit als Selbstzweck, sondern die bewusste, zeitlich begrenzte Rückbesinnung auf sich selbst und den Schöpfer als spirituelle Praxis anerkannt und sogar empfohlen. Dauerhafte Isolation wird hingegen nicht angestrebt. *Aktive Teilhabe an der Gemeinschaft* und soziale Verantwortung gelten als Grundpfeiler des islamischen Lebens[3][5][7][11].