Circa 2,5 Millionen Russlanddeutsche sind in den letzten Jahren aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland zurückgekehrt. Nachdem diese Menschen für lange Zeit entweder ignoriert (»die werden sich schon anpassen«) oder skandalisiert (»die bleiben nur unter sich, werden kriminell oder rechts«) wurden, werden sie erst in jüngster Zeit öffentlich differenzierter wahrgenommen.
»Die« Russlanddeutschen gibt es nicht. Ihre Erfahrungen und vor allem ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten sind sehr vielfältig. Für die allermeisten von ihnen war neben ihrer einzigartigen Migrationsgeschichte der christliche Glaube eine verbindende Prägung und das in ziemlicher Vielfalt: lutherisch oder katholisch, pfingstkirchlich, baptistisch oder mennonitisch.
Vor welchen Herausforderungen haben Menschen gestanden, die durch Verfolgung und Vertreibung in einer totalitären Gesellschaft schweres Leid erfahren haben? Wie verändert sich der Glaube von Menschen, die von einer religionsfeindlichen Diktatur in eine Gesellschaft kommen, in der Religion frei gelebt werden darf, deren Vielfalt und Freiheit aber auch als Überforderung erlebt werden kann? Wie gehen wir mit Entwicklungen um, wo sich einige von ihnen sehr kritisch von einer liberalen und pluralen Gesellschaft (beziehungsweise ihren Kirchen) absetzen? Und wie können wir lernen, ihre Erfahrungen als Bereicherung unserer Gesellschaft und unserer Kirchen wahrzunehmen?
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