Fred Chin und Fan Yun sind zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Arten zu Opfern der jahrzehntelangen Diktatur in Taiwan geworden. Fred Chin wurde Anfang der 1970er-Jahre unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Fan Yun wurde Ende der 1980er-Jahre massiv von der Geheimpolizei überwacht.
Beide verbindet hingegen eine Erfahrung: Keiner der damaligen Täter oder ihre Nachfahren haben sich in den Jahrzehnten seit dem Ende der Diktatur zu einer Entschuldigung durchringen können.
Damit bleiben wichtige Fragen ungeklärt: Was trieb die Täter von damals an? War es Angst? Überzeugung? Waren sie widerwillig oder gleichgültig? Was denken sie heute über die Taten von damals? Und können unter diesen Umständen überhaupt Versöhnung oder ein gesellschaftlicher Konsens über die Vergangenheit entstehen?
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Welche Folgen die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Anfang 2024 für die Fortsetzung der Vergangenheitsaufarbeitung haben
- Wie andere Länder im Vergleich zu Taiwan mit dem Erbe ihrer Diktaturen umgegangen sind
- Warum Fred Chin nach seiner Freilassung aus der Haft beinahe zum Mörder geworden wäre
- Welche Wünsche und Hoffnungen Cheng Chu-mei, Fan Yun und Fred Chin für die Zukunft haben
- Welche Lehren die Opfer der Diktatur aus ihren Erfahrungen für die weitere politische Entwicklung ziehen
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial
- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human Rights Museum führt
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von Überwachungsmaßnahmen
- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for Transitional Justice
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Christina Sadeler 2024: Taiwan: and the winner is… democracy!
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Meinungsumfragen unter Taiwanerinnen und Taiwanern haben in den vergangenen Jahrzehnten deutliche Verschiebungen der Identitäten gezeigt. Der Anteil derjenigen, die sich ausschließlich als taiwanisch verstehen, ist stark gestiegen, der Anteil derjenigen, die sich ausschließlich als chinesisch verstehen, ist auf einen fast nicht mehr messbaren Bereich gesunken. Noch immer gibt es auch die Gruppe von Menschen, die sich als Beides verstehen, wofür es eine Vielzahl an Gründen und Interpretationen gibt.
Aber haben diese Veränderungen auch etwas mit der Art und Weise zu tun, wie sich die Menschen in Taiwan mit ihrer Geschichte auseinandersetzen?
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Warum die Frage, wie sich die Menschen in Taiwan identifizieren, geopolitische Konsequenzen hat
- Welche Positionen die Kuomintang (KMT), die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) und die Kommunistische Partei Chinas im Hinblick auf die Beziehungen zwischen Taiwan und China haben
- Warum in Schulen einst kaum über taiwanische Geographie und Geschichte gesprochen wurde, und warum sich das geändert hat
- Warum es wichtig ist, sich auch die Diktaturerfahrungen der Indigenen in Taiwan anzuschauen und wie sie bis heute um politische Rechte und ihr kulturelles Erbe kämpfen
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Savungaz Valincinan, Aktivistin der Indigenous Youth Front
- Ispalidav Ciang, junger indigener Aktivist in Taiwan
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von Überwachungsmaßnahmen
- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for Transitional Justice
- Stephan Thome, Autor und Schriftsteller in Taiwan
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Indigenous Youth Front, Taiwan
- Café Lumaq, Taipeh
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Hoch über den Dächern Taipehs blickt der einstige Diktator, General und Anführer der Partei Kuomintang (KMT) nach Westen. Auf dem riesigen Platz – groß, wie ihn wohl nur Diktaturen errichten – weht die taiwanische Flagge. Eine Gruppe Touristen hat sich eingefunden. Sie fotografieren die Halle, in der die Kolossalstatue des Diktators wacht, und die Soldaten, die in einer Zeremonie die Flagge einholen und erneut hissen.
Orte wie die Chiang Kai-shek Memorial Hall stehen sinnbildlich für den gespaltenen Umgang der taiwanischen Gesellschaft mit der Vergangenheit. Während einige für den Abriss der Halle oder ihre Umwidmung in eine Halle der Demokratie plädieren, wollen andere an diesem Ort die Erinnerung an Chiang Kai-shek wachhalten. Doch worin liegt diese Polarisierung begründet?
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie die beiden wichtigsten politischen Parteien Taiwans, die KMT und die DPP, zur Aufarbeitung der Vergangenheit stehen und warum sich das Thema leicht politisch instrumentalisieren lässt
- Warum ein genauer Blick in die Praktiken der Diktatur, etwa durch das Ill-Gotten Party Assets Settlement Committee, auf Widerstand stößt
- Was unter Transitional Justice zu verstehen ist
- Welche Empfehlungen die Transitional Justice Commission gab
- Wie sich der Umgang mit der Vergangenheit zwischen Taiwan und Deutschland unterscheidet
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation und Memorial Museum
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von Überwachungsmaßnahmen
- Hsu Yu-wei, Commissioner des Ill-Gotten Party Assets Settlement Committee
- David Lin, Commissioner des Ill-Gotten Party Assets Settlement Committee
- Stephan Thome, Autor und Schriftsteller in Taiwan
- Su Ching-hsuan, Politikwissenschaftler der Universität Pingtung
- Yeh Hong-lin, ehemalige amtierende Leiterin der Transitional Justice Commission
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Christina Sadeler 2023: Vergangenheitsbewältigung in Taiwan: Wieder ein Chiang an der Macht.
- lll-Gotten Party Assets Settlement Committee
- Abschlussbericht der Transitional Justice Commission (CN)
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Kurz nachdem Fan Yun im Jahr 2020 in das taiwanische Parlament gewählt wurde, erhielt sie eine beunruhigende Nachricht. Die Polizei habe über sie während ihrer Zeit als Präsidentin einer Studierendenvereinigung eine Akte angelegt. Wenn sie wolle, könne sie sich die anschauen.
Fan Yun traute ihren Augen kaum. Die Akte war viele hundert Seiten stark und enthielt detaillierte Aufzeichnungen. Gespräche wurden so minutiös wiedergegeben, dass nur Personen aus dem engsten Freundeskreis die Informationen an den Staat weitergegeben haben konnten. Nur wer? Diese Frage blieb für Fan Yun offen. Die Namen und Funktionen aller Informanten waren geschwärzt.
Die Frage, wie mit Kollaborateuren aus der Zeit der Diktatur umzugehen ist und welche Akten zugänglich gemacht werden sollen, spaltet die taiwanische Gesellschaft. Doch dem ging zunächst ein jahrzehntelanger Kampf und detektivische Aktenarbeit voraus, um die Wahrheit überhaupt ans Licht zu bringen.
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie Institutionen wie das National Human Rights Museum in Taiwan Informationen über die Vergangenheit aufarbeiten
- Welche Akten zur Verfügung stehen und welche nicht
- Wie die 228 Memorial Foundation arbeitet und was sie herausgefunden hat
- Welche Positionen es in Bezug auf das Recht auf Akteneinsicht gibt
- Ob sich die Situation in Taiwan mit der in Deutschland nach der Revolution von 1989 vergleichen lässt
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial Museum
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von Überwachungsmaßnahmen
- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human Rights Museum führt
- Hsueh Hua-yuan, Historiker und Direktor der 228 Memorial Foundation
- Huang Lung-hsin, Abteilung für Ausstellungen und Bildung des National Human Rights Museums
- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for Transitional Justice
- Su Ching-hsuan, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Pingtung
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- National Human Rights Museum, Taiwan
- Memorial Foundation of 228
- Yu, Pei-yun (Text) / Zhou, Jian-xin (Illustration) 2024: Tsai Kun-lin – A Graphic Novel from Taiwan. Baobab Books.
“Untold Her Story”. Ein Film von Zero Chou (2022).
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Südwestlich von Taipeh, in der Nähe des Ortes Daxi, erinnert ein skurriler Ort an die Jahrzehnte der Diktatur in Taiwan. Hunderte Statuen des einstigen Diktators Chiang Kai-shek wurden hier im Cihu-Skulpturenpark aufgestellt. Oft stehen sie in Gruppen zusammen. Fast wirkt es, als wäre Chiang Kai-shek ins Gespräch mit sich selbst vertieft.
Die meisten dieser Statuen standen ursprünglich in oder vor Schulen oder Verwaltungsgebäuden. Doch der Umgang mit ihnen war nach dem Ende der Diktatur der KMT umstritten. Sollten sie bleiben, wo sie sind? Sollten sie zerstört werden? Vielfach entschieden sich Entscheidungsträger für einen Kompromiss – und verfrachteten sie nach Cihu. So waren sie aus den Augen, aber wer dem ehemaligen Diktator die Ehre erweisen wollte, konnte dies im gepflegten Park in Cihu weiterhin tun.
Der Umgang mit den Chiang Kai-shek Statuen ist nicht die einzige Bruchlinie, die sich in der taiwanischen Gesellschaft im Umgang mit der autoritären Vergangenheit zeigt. Auch in den Museen wird deutlich, dass die Gesellschaft bislang keinen Konsens in der Bewertung der Geschichte gefunden hat. Trotzdem wurden eine Reihe wichtiger Gedenkstätten und Ausstellungsorte errichtet, mit dem Ziel, die Relevanz der Vergangenheit für die Gegenwart zu vermitteln.
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie Besucher des Parks in Cihu die Vergangenheit bewerten
- Warum in der Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh die gespaltene Erinnerung mit Händen zu greifen ist
- Warum das National Human Rights Museum erst auf Druck von Opfern errichtet wurde
- Welche Narrative die Debatten in Taiwan prägen
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Besucher des Cihu-Skulpturenparks
- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human Rights Museum in Taiwan führt
- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for Transitional Justice
- Stephan Thome, Autor und Schriftsteller in Taiwan
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan, die als Studentin massiv überwacht wurde
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2022: Pflaumenregen (Roman). Berlin: Suhrkamp.Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- National Chiang Kai-shek Memorial Hall: Ausstellungen Taiwan’s long walk to freedom of speech und Chiang Kai-shek and the Republic of China
- National Human Rights Museum Taiwan
- Cihu Skulpturenpark
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Im Jahr 1949 herrschte in der Führungsriege der Partei Kuomintang (KMT) vermutlich Panik. Auf dem chinesischen Festland war die Partei unter ihrem Anführer Chiang Kai-shek im Begriff, den Bürgerkrieg gegen die Kommunistische Partei unter Mao Zedong zu verlieren. Scheinbar die letzte Rettung: Vielleicht könnte sich die Staatsführung der Republik China nach Taiwan absetzen, dort neue Kräfte sammeln und die Rückeroberung des Festlandes angehen.
Doch wer konnte garantieren, dass sich die KMT wenigstens auf Taiwan an der Macht halten würde? Auf der Insel hatte die KMT erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Herrschaft von der japanischen Kolonialmacht übernommen. Viele Inselbewohner schienen der Regierung verdächtig. Nicht zuletzt, weil es erst im Jahr 1947 auf Taiwan einen großen Volksaufstand gegeben hatte, der nur mit Gewalt niedergeschlagen werden konnte.
Auf Gewalt besann sich das Regime um Chiang Kai-shek auch nun. Es setzte die Verfassung aus und etablierte das Kriegsrecht. Parteigründungen wurden verboten, die Meinungsfreiheit unterdrückt. Erst vierzig Jahre später sollte sich Taiwan unter dem Druck der Straße von der Diktatur zur Demokratie wandeln.
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Warum Taiwan erst im 17. Jahrhundert erstmals von Chinesen regiert wurde und wer zuvor auf der Insel lebte
- Wie Taiwan zur japanischen Kolonie wurde und warum das die Insel weiterhin prägt
- Wie Chiang Kai-shek und die KMT die Herrschaft übernahmen und wie sie ihre jahrzehntelange Diktatur etablierten
- Wie die Demokratiebewegung erstarkte und sich Taiwan schrittweise zu einer stabilen Demokratie entwickelte
- Warum die Vergangenheitsaufarbeitung nicht sofort mit der Demokratisierung Fahrt aufnahm
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial Museum
- Hsueh Hua-Yuan, Historiker und Direktor der 228 Memorial Foundation
- Ondine Shiau, Vorsitzende der Tsai Jui-Yueh Culture Foundation und Expertin für die taiwanische Tänzerin Tsai, die ebenfalls Opfer der Diktatur wurde
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan, die als Studentin massiv überwacht wurde
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Dokumentarfilm des National Human Rights Museums in Taiwan “Menschenrechte: Ein beschwerlicher Weg”
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Anfang der 1970er-Jahre wurde Fred Chin plötzlich festgenommen. Kurz zuvor hatte es einen Bombenanschlag auf ein amerikanisches Büro in Taiwan gegeben. Ob Fred Chin Kommunist sei, wollten die Ermittler wissen. Und ob er gemeinsam mit anderen die Bombe gelegt habe.
Dass Chin unschuldig war, interessierte die Polizei nicht. In einem Militärgefängnis folterten ihn Mitarbeiter der Staatspolizei. Ihr Versprechen: Sobald er ein falsches Geständnis unterschriebe, ende die Folter sofort und er komme wieder frei. Tatsächlich folgte auf das Geständnis eine zwölfjährige Haftstrafe, die der damals 22-Jährige größtenteils auf einer abgelegenen Gefängnisinsel absitzen musste.
Chins Schicksal ist nur eines von Zehntausenden. Während der Diktatur der Partei KMT in Taiwan wurden Unschuldige gefoltert, mit dem Tode bestraft, überwacht und ins Gefängnis gesteckt.
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie Unschuldige während der Diktatur in Taiwan zu langen Haftstrafen oder sogar zum Tod verurteilt wurden
- Warum das Regime die freie Meinungsäußerung unterdrückte und welche Folgen das hatte
- Wie die Geheimpolizei zahlreiche Menschen lückenlos überwachte
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human Rights Museum in Taipeh führt
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial Museum
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan, die als Studentin massiv überwacht wurde
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Fred Him-San Chin 2023: Facing the calamity: A step through hurts and hardship and look beyond for generations to come.
- Fred Chin Oral History Videodokumentation vom National Human Rights Museum in Taiwan
- Nylon Cheng Memorial Museum - Virtuelle Tour
- Dokumentarfilm “Immolation – Commemorating the 20th Anniversary of the Martyrdom of Nylon Cheng”
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.
Im Februar 1947 versammelte sich eine wütende Menschenmenge vor Polizeiwachen und dem Büro des staatlichen Monopolamtes in Taipeh. Beamte der Behörde hatten am Tag zuvor bei einer Kontrolle eine Frau rüde behandelt. Als Umstehende protestierten, löste sich ein Schuss. Ein Mann starb. Der sogenannte “Zwischenfall vom 28. Februar” bildete den Auftakt großer Proteste überall in Taiwan. Die Menschen demonstrierten gegen die Korruption der Regierungspartei Kuomintang (KMT) unter ihrem Anführer Chiang Kai-shek sowie der Verwaltung auf Taiwan unter Gouverneur Chen Yi und forderten Selbstverwaltung.
Die Provinzverwaltung ging auf die Forderungen ein – zum Schein. Wenig später schlugen Soldaten den Aufstand brutal nieder. In Taiwan begannen Jahrzehnte der Diktatur. Zehntausende wurden erschossen oder vor Kriegsgerichten zum Tode verurteilt. Andere wurden gefoltert, ins Gefängnis gesteckt oder von Geheimdiensten überwacht. Erst Ende der 1980er-Jahre gelang Taiwan der Übergang zur Demokratie. Unter dem Druck der Straße hob die Regierung das Kriegsrecht auf, ließ die Gründung neuer Parteien zu und organisierte Wahlen.
Dennoch belasten die Jahrzehnte der Diktatur die taiwanische Gesellschaft. Wie sollen Opfer entschädigt und Täter zur Verantwortung gezogen werden? Welche Akten sollen freigegeben werden, welche nicht? Wer darf sie lesen? Was soll mit Denkmälern und Erinnerungsorten geschehen? Und: Ist Versöhnung möglich?
Um diese Fragen geht es in den kommenden sieben Folgen von “Viele Opfer, keine Täter?” Wer Taiwan, einen Brennpunkt der Weltpolitik, verstehen will, muss die Geschichte der Insel kennen.
Im Trailer berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:
- Warum das Thema Vergangenheitsaufarbeitung in Taiwan auch in Deutschland relevant ist
- Wie sie vor Ort recherchiert haben
- Ob sich die Vergangenheitsaufarbeitung in Taiwan und Deutschland ähnelt
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei Baldwin Giang und für das Logo bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan Fellowship des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer durch die Internationalen Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von Über Geschichte.