Die Arbeit mit suchtkranken Menschen ist zutiefst menschlich, aber auch emotional fordernd. Sie bringt dich immer wieder mit deiner eigenen Innenwelt in Kontakt – mit Gefühlen wie Hilflosigkeit, Wut, Frustration, Mitgefühl, Traurigkeit oder auch Hoffnung. Um wirksam und präsent zu bleiben, ist es wichtig, dass du dir selbst genauso achtsam und mitfühlend begegnest wie den Menschen, die du begleitest.
ACT bietet dir dafür einen stabilen inneren Rahmen:
1. Achtsame Selbstwahrnehmung:
Nimm deine Reaktionen bewusst wahr. Welche Gedanken oder Emotionen steigen in dir auf, wenn jemand zum wiederholten Mal rückfällig wird? Wenn du Hoffnung spürst – oder Enttäuschung? Statt diese Gefühle zu verdrängen oder zu bewerten, erlaube dir, sie wahrzunehmen, ohne dich mit ihnen zu identifizieren. Du bist nicht dein Ärger, nicht deine Erschöpfung – du bist der Raum, der sie hält.
2. Defusion und Abstand zu inneren Geschichten:
Gedanken wie „Ich komme nicht durch“ oder „Das bringt nichts“ können auftauchen – das ist normal. ACT lehrt dich, diese Gedanken nicht als absolute Wahrheiten zu sehen, sondern als Geschichten, die dein Verstand dir erzählt. Du kannst sie wahrnehmen und dennoch so handeln, wie es deinen beruflichen und menschlichen Werten entspricht.
3. Eigene Werte klären:
Warum machst du diese Arbeit? Was ist dir wirklich wichtig im Kontakt mit deinen Klient\*innen – Mitgefühl, Würde, Hoffnung, Klarheit, Präsenz? Wenn du dich immer wieder mit deinen Werten verbindest, kannst du trotz Rückschlägen wirksam bleiben, weil du weißt, wofür du stehst. Auch wenn der Weg nicht linear verläuft, kannst du in deiner Haltung klar bleiben.
4. Psychologische Flexibilität bewahren:
Menschen mit Suchterkrankungen schwanken häufig zwischen Nähe und Rückzug, Einsicht und Abwehr. Wenn du lernst, flexibel auf diese Dynamiken zu reagieren, ohne deinen eigenen inneren Halt zu verlieren, kannst du stabil begleiten. Das bedeutet nicht, immer alles aushalten zu müssen – sondern bewusst mitzugestalten, wann Nähe, wann Abgrenzung und wann Selbstfürsorge wichtig ist.
5. Verantwortung teilen, nicht übernehmen:
ACT erinnert daran, dass Veränderung von innen kommt. Deine Aufgabe ist es, Räume zu schaffen, in denen Werteorientierung möglich wird – nicht, die Verantwortung für die Veränderung zu tragen. Du begleitest. Du unterstützt. Aber du trägst nicht allein.
Fazit:
Du bleibst wirksam, wenn du mit deiner Innenwelt in Kontakt bleibst, ohne dich von ihr überwältigen zu lassen. Wenn du flexibel bleibst, ohne dich zu verlieren. Und wenn du in deinen Werten verwurzelt bleibst – auch dann, wenn der Weg der anderen Menschen nicht geradlinig verläuft.
Show more...