
Die Geschichte dieses Albums ist untrennbar mit einem Lokal im 7. Wiener Gemeindebezirk verbunden: Der legendären Blue Box in der Richtergasse. Das Musiklokal war insbesondere in den 1980ern ein Ausgeh- und Szenetreffpunkt. Während Falco hin und wieder auf einen Frascati Spumante einkehrte, formte sich ein kreativer Pool, ein künstlerisches Sammelbecken von Punk, New Wave und Gothic. Heute kann der Mitbegründer und langjährige Betreiber Herbert „Herbie“ Molin auf eine bewegte Zeit zurückblicken.
Zentral daran beteiligt waren zwei schwarz gekleidete Kellnerinnen. 1984 haben Angie A.L. Mörth und Martina Aichhorn in der Blue Box das Duo Astaron gegründet, ein paar Jahre später ist ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschienen. Die beiden beherrschten keine Instrumente – das brauchten sie auch nicht. Eines spielen zu lernen wäre mit ihrer Antihaltung wohl weniger vereinbar gewesen als sich an Vierspur-Sequencern zu probieren. Ihre Liveshows waren eher aktionistisch, mehr Theater als Konzert und mit Fokus auf Stimmungen statt auf perfekten Gesang. In ihrem Selbstverständnis waren Astaron mehr Kunst- als Bandprojekt. Doch es wäre ein Fehler, die Strahlkraft des Albums zu unterschätzen. „Astaron“ wird bis heute international als Darkwave-Geheimtipp gehandelt – 2020 ist das Album erstmals auf Vinyl erschienen.
Mit Herbie Molin besprechen wir die Platte und die prägende Zeit in der Blue Box.