
Mit dem 2016er Emocore-Meisterwerk "Stage Four" veröffentlichten Touché Amoré unbestreitbar eines der eindringlichsten Alben über Trauer und Verlust aller Zeiten. Ihre vierte Platte landete in ihrem Erscheinungsjahr auf zahlreichen Jahres-Top-Listen weit oben, wurde vom VISIONS Magazin kürzlich sogar zu einem der besten Alben des Jahrzehnts gekürt und gilt als absolute Sternstunde melodischen Hardcores. Interessant, dass in der Rezeption trotzdem wenig über Musik, sondern vielmehr über die Mutter von Jeremy Bolm geredet wird, deren Krebstod auf dem Album eindringlich behandelt wird. Julius und Jakob bringt das zu einer kontroversen Diskussionen über eine der wichtigsten Grundfragen der Kunst: Geht ein Werk in seiner Bedeutung über die Intention des Künstlers hinaus? Sind klare Aussagen über künstlerische Ideen überhaupt möglich? Und ist es wichtig, für das Verständnis eines Albums die Perspektive seines Urhebers einzunehmen oder verdirbt dieser Blickwinkel gar den Wert der Kunst? Im Gespräch erörtern die beiden dabei vielschichtige Sichtweisen auf diese Problemstellungen und streifen nicht nur die radikalen Thesen des französischen Literaturkritikers Roland Barthes', der Mitte der 60er sogar für den "Tod des Autors" plädiert hatte, sondern lassen den Blick von David Bowie bis hin zu Queen auch über andere große Geschichten der Pop-Historie schweifen. Am Ende steht eine intensive und differenzierte Debatte über ein gleichsam kompliziertes wie emotionales Thema und die Suche nach den Ursprüngen menschlichen Verlangens nach trauriger Musik, die in der Erhabenheit von "Stage Four" aber schlussendlich ihren gemeinsamen Nenner findet - aus ganz unterschiedlichen Gründen.