In Folge 11 von „Recht wissenschaftlich“ ist Nora Markard, Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Münster, zu Gast bei Paulina Starski und Jan Henrik Klement. Sie spricht über das Recht als Instrument politischer und gesellschaftlicher Gestaltung und schildert, wie ihr dieses Verständnis den Weg ins Jurastudium und schließlich in die Wissenschaft öffnete. Die drei Professoren werfen rechtsvergleichend einen kritischen Blick auf die Struktur des Jurastudiums in Deutschland, und diskutieren darüber, was sich in der Lehre ändern müsste. Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf der Vulnerabilität demokratischer Ordnungen. Was bedeutet das Prinzip der „plausible deniability“? Wie wird es von Populisten instrumentalisiert – und wie lässt sich hier ein Ausgleich zwischen Meinungsfreiheit und dem Konzept der wehrhaften Demokratie schaffen? Zum Abschluss bezieht Markard klar Stellung zu der aktuellen migrationspolitischen Debatte um Zurückweisungen an deutschen Grenzen.
In der zehnten Folge von „Recht wissenschaftlich“ gehen Paulina Starski und Jan Henrik Klement vom Weg der klassischen Juristenberufe ab und werfen gemeinsam mit ihrem Gast, Dr. Frank Bräutigam, Leiter der ARD-Rechtsredaktion, einen Blick auf die Arbeit eines Juristen als Journalist. Bräutigams Karriere mit Stationen bei Zeitung und Fernsehen zeigt, wie vielfältig das juristische Arbeiten in den Medien sein kann. Er gewährt Einblicke in den Arbeitsalltag von sich und seiner Redaktion und erklärt, worauf es ankommt, um der Aufgabe der Rechtsjournalisten als Vermittler zwischen Fachwelt und breiter Öffentlichkeit gerecht zu werden.Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, wie dies in den schnelllebigen sozialen Netzwerken gelingen kann – jenen Plattformen, die insbesondere beim jüngeren Publikum immer mehr zur bevorzugten Quelle für Informationsbeschaffung werden.Dass auch schon die jüngere Generation mit den Grundzügen des Rechts und der Verfassung in Berührung kommt, ist für Bräutigam eine Herzensangelegenheit. Er erzählt, wie genau er sich dafür einsetzt.
Im zweiten Teil der neunten Folge von ,,Recht wissenschaftlich“ betrachten Jan Henrik Klement und Paulina Starski mit ihrem Gast Paul Kirchhof die Parteiendemokratie aus einem ausgewöhnlichen Blickwinkel. Sind die Parteien mehr Hindernis als Wohltat für die Demokratie? Wäre eine Pflicht zur Offenlegung der Koalitionsabsichten ein Mittel, um das Volk als Souverän zu stärken und im Wahlkampf wieder mehr die Suche nach Konsens als das ständige Streiten zu betonen? Danach geht es um eine Lebensfrage von Paul Kirchhof: Wie sähe ein besseres, ein gerechteres, ein einfacheres Steuerrecht aus? Für Kirchhof hängt die Antwort hängt mit der Rolle der Sprache im Recht zusammen. Es gibt für ihn auch über das Steuerrecht hinaus kein wichtigeres Instrument für das Funktionieren des Rechts. Zum Ende macht Kirchhof den jüngeren Juristen Mut: Der Blick zurück auf 75 Jahre Grundgesetz gebe allen Grund, auf eine gute Zukunft zu hoffen.
Seit annähernd einem halben Jahrhundert prägt Paul Kirchhof als ordentlicher Professor das Öffentliche Recht in Deutschland und Europa. Er ist "der Professor aus Heidelberg" (Gerhard Schröder), beeinflusste als Richter des Bundesverfassungsgerichts das Maastricht-Urteil und viele andere wichtige Entscheidungen, ist bis heute ein Bestsellerautor auf dem juristischen Büchermarkt – und in allem einer der großen Erzähler des modernen Rechts. Da ist es fast logisch, dass bei Kirchhofs Besuch in Freiburg bei Jan Henrik Klement und Paulina Starski gleich zwei Folgen von ,,Recht wissenschaftlich“ entstanden sind. In Teil 1 geht es zunächst um Kirchhofs Studium, seinen Weg in die Wissenschaft und seinen weiteren Werdegang. Immer wieder wird deutlich, was den Menschen Paul Kirchhof angetrieben hat, so z.B. wenn er erzählt, dass ihm im Richteramt das ,,Nachdenken über das bessere Recht“ fehlte und das Steurerrecht zunächst nur seine Eintrittskarte in die Wissenschaft war und dann seine Leidenschaft wurde. Das Gespräch wendet sich dann Kirchhofs Zeit beim Bundesverfassungsgerichts zu. Kirchhof gewährt Einblicke in die Beratungskultur des Gerichts und in seine wichtigsten Fälle. Es wird klar, welch sorgsame und vorrausschauende Feinarbeit den Richtern abverlangt wird, um die mitunter gewaltigen Folgewirkungen eines Urteils aus Karlsruhe zu überblicken und zu kontrollieren. Besonders intensiv diskutieren die drei Professoren am Ende die vom Bundesverfassungsgericht formulierten verfassungsrechtlichen Grenzen der europäischen Integration. ,,Europa ist ein Projekt, das nicht scheitert darf“, so Kirchhof. Für ihr Gelingen brauche es aber Kontrolle und Kritik – und damit spart er auch bei "Recht wissenschaftlich" nicht.
An einem verschneiten Tag im Jahr 1986 führt der Lebensweg die italienische Jurastudentin Tiziana Chiusi erstmals nach Freiburg. Damit beginnt die erzählenswerte Geschichte einer jungen Frau, die über ihre Liebe zum Römischen Recht nach Deutschland findet, sich hier in eine für sie anfangs fremde Rechtsordnung einarbeitet, im Wettbewerb durchsetzt und schließlich zur Professorin für Zivilrecht, Römisches Recht und Europäische Rechtsvergleichung wurde. An einem herbstlichen Tag im Oktober 2024 kommt Chiusi abermals nach Freiburg. Sie ist der Gast der 8. Folge des Podcasts „Recht wissenschaftlich” mit den beiden Freiburger Juraprofessoren Jan Henrik Klement und Paulina Starski. Im Gespräch der drei Wissenschaftler geht es um Chiusis Lebensweg, um die Bedeutung des römischen Rechts für das deutsche Zivilrecht, um den Traum von einem Bundesstaat-Europa, über den Populismus in Italien und Deutschland, um das Verhältnis von Öffentlichem Recht und Privatrecht. Ganz zum Schluss wird der „Loser bachelor” zum Thema - ein Begriff, der von Chiusi in ihrer Rolle als Vorsitzende des Deutschen Juristen-Fakultätentages geprägt wurde und den ihr viele übelgenommen haben. Zum ersten Mal, so sagt Chiusi bei "Recht wissenschaftlich", habe sie in dieser Diskussion einen deutschen Chauvinismus verspürt.