
Jahreszeitenbedingte Talfahrten oder der falsche Fuß beim Aufstehen. Seelische Tiefs kennen wir alle. Doch paradoxerweise kann eine depressive Phase eine Art klärende, entschleunigende oder bewusstseinserweiternde Wirkung haben.
In solchen Momenten darf sie – trotz der Schwere – als Anlass zur Selbstreflexion, zum Rückzug vom Übermaß des Alltags oder zur Neuausrichtung empfunden werden. Die „Erfrischung“ liegt nicht im Leiden selbst, sondern im Stillstand, der neue Perspektiven ermöglicht. Es ist eine Form des Durchatmens im Dunkeln – eine Pause, in der etwas Altes abbröckelt, bevor Neues entstehen kann. Wir sinnieren über unsere, aber auch allgemeine dunkle Flecken des Lebens und suchen positive Effekte.
Trotzdem bleibt eine längere oder schwere Depression eine ernsthafte psychische Erkrankung, die Hilfe braucht. Der Begriff darf daher nie romantisieren, sondern höchstens andeuten, dass selbst in tiefen Phasen manchmal ungewollte Einsichten oder Wandel keimen können – und dadurch frischer Wind in bereits muffige Räume strömen darf.