
Aus gegebenem Anlass - NRW-Wahlen und landesweite “Stadtbild”-Diskussion - befassen wir uns ein weiteres Mal mit dem Rechtsruck in Deutschland und der AfD. Die Deutschen befinden sich laut Sloterdijk nach einem längeren “Urlaub von der Weltgeschichte mitten im Heimreiseverkehr”. Die in der Bundesrepublik totgesagte nationalistische, ja faschistische Vergangenheit lebt fort und wir finden uns wieder in einem Kulturkampf, den wir glaubten, in die Geschichte verbannt zu haben. Bruno spricht mit dem promovierten Ökonom und Sozialwissenschaftler Matthias Diermeier, der für das Institut der deutschen Wirtschaft in der politischen Beratung tätig ist und mit seiner Promotion den Schwerpunkt seiner empirisch geschulten Forschung auf die Analyse rechtsradikaler Bewegungen gelegt hat. Mit Matthias lassen sich Fragen, die sich heute einfach jeder fragt, wie die nach den Gründen für das Erstarken der AfD, stellen und differenziert beantworten. Warum sind AfD-Anhänger immun gegen rationale Argumentation und warum beten sie die Sicherheit des Landes, der Straßen, Bahnhöfe, Kitas und Vorgärten als den höchsten Gott an? Wir fragen nach den konkreten Inhalten ihres Parteiprogramms bzw. fragen, ob es sie überhaupt gibt oder inwiefern ihre Umsetzung der Wählerschaft selbst schadet. Statt Inhalten finden wir ein formales Charakteristikum: Allgemeines, undifferenziertes Dagegensein. In gemeinsamer Erörterung gelangen wir an die Leistungsgrenze der Erklärungskraft quantitativer Sozialforschung und fragen, wie man den AfD-Wähler darüber hinaus verstehen und erreichen kann. Dabei lassen wir uns beide aus Adornos nach wie vor aktuellem Vortrag “Aspekte des neuen Rechtsradikalismus” von 1967 das ein oder andere Stichwort einflüstern.
Dr. Matthias Diermeier im Internet:
https://www.iwkoeln.de/institut/personen/matthias-diermeier.html
Sein zur Sprache gekommener Artikel:
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2024/heft/7/beitrag/oekonomische-ungleichheit-und-das-erstarken-des-rechten-randes-die-empirische-suche-nach-einem-zusammenhang.html
00:00 Begrüßung und Vorstellung des Gasts
03:00 Einstieg ins Thema: Kommentar zur “Stadtbild”-Debatte
10:51 Rechtsruck und die aktuelle Stellung der AfD
19:10 Der Ruf der faschistischen Vergangenheit
21:23 Die neuen Rechten – erste Bestimmungen
27:38 Nativismus, Autoritarismus, Populismus (“Dünne Ideologie”)
32:18 Marxistische Theorie des Nationalismus und ihre Aktualität (Adorno)
36:00 Entstehungsgeschichte der AfD und wirtschaftspolitische Hintergründe
41:10 Bestimmung des Herkunftsmilieus der AfD Anhängerschaft (“Prekarisierung”)
47:21 Vermeintliche Ungerechtigkeiten in der Umverteilung
51:00 Das “AfD-Paradox”
53:44 Von der quantitaven zur qualitativen Sozialforschung
01:00:28 Mittel zur Bekämpfung: Abschreckung, Realitätscheck, Demokratisierung
01:04:36 Sicherheit: der Hausgott der AfD?
01:07:54 Mögliche Lösungen: Selbsthilfe (individuell) und Repräsentanz (allgemein)
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