
In dieser Episode unseres Podcasts dreht sich alles um die faszinierenden und komplexen Prozesse der Übersetzung von literarischen Werken. Ich habe die Freude, mit Kim de l'Horizon zu sprechen, deren Buch "Blutbuch" mittlerweile in 17 Sprachen übersetzt wurde. Wir tauchen in die Details der Übersetzungsprozesse ein und beleuchten, wie Kims Engagement in diesen Prozessen variiert. Besonders die englische Übersetzung liegt mir am Herzen, da ich durch Englischsprachige Einflüsse und den Dialog mit den ÜbersetzerInnen tief in die Thematik eingetaucht bin. Dabei habe ich zusätzliches Material und poetische Texte kreiert, die das Buch näher an den kulturellen Kontext der englischen Leserschaft anbinden.
Wir diskutieren die Fluidität von Original und Übersetzung und stellen die Frage, was eine Übersetzung wirklich bedeutet. Ist das, was als "Original" betrachtet wird, nicht auch schon von einem bestimmten kulturellen und sprachlichen Umfeld geprägt? Die Grenzen zwischen Original und Übersetzung verschwimmen, wenn man erkennt, dass jede Sprache ihre eigenen Nuancen und Interpretationen hat. Die Übersetzenden bringen ihre individuellen Blickwinkel und Lebenserfahrungen in den Prozess ein, was zu einem lebendigen und dynamischen Austausch führt.
Ein zentraler Punkt unseres Gesprächs ist die Diskussion über die Rolle der ÜbersetzerInnen und die oft unsichtbare Arbeit, die sie leisten. Wir reflektieren die Erwartungshaltungen, die an SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen gestellt werden, und die Kluft, die zwischen diesen beiden Figuren entstehen kann. Dabei erwähnen wir eine Bühne, die als ein Raum der Gemeinschaft fungiert, in dem verschiedene Stimmen und Perspektiven zusammenkommen, um die Themen des Buches weiterzutragen und zu erweitern.
Wir schwenken zu den Unterschieden in den verschiedenen Sprachkontexten und deren Einfluss auf die Übersetzung. Es wird deutlich, dass es keine universelle Lösung gibt, wenn es um die Übertragung von Melodie, Struktur und Bedeutung eines Textes in eine andere Sprache geht. In der Tschechischen und Romanischen Sprache fanden wir interessante Entsprechungen, die zeigen, wie tiefergehende kulturelle Verflechtungen und historische Belastungen in den Übersetzungsprozess einfließen und die Resonanzen der Themen in Kims Werk verstärken.
Über künstlerische Praktiken und das Theater diskutieren wir, wie diese Medien eine weitere Dimension der Übersetzung darstellen. Bei der Inszenierung von "Blutbuch" wird deutlich, dass die Theatergruppe eigene Interpretationen und Resonanzen ins Spiel bringt, wenn sie mit dem Text interagiert. Dies führt uns zu der Überlegung, dass es beim Übersetzen nicht ausschließlich um exakte Wiedergabe geht, sondern vielmehr um die Erschaffung neuer Formen und Bedeutungen, die im Dialog zwischen dem Originaltext und seiner Übersetzung entstehen.
Unser Gespräch endet mit der Anerkennung der Herausforderungen und Schönheiten, die sowohl das Schreiben als auch das Übersetzen mit sich bringen. Eindeutig ist, dass Offenheit eine Schlüsselrolle spielt, um eine echte Verbindung zu den in den Texten angesprochenen Themen und Erfahrungen herzustellen. Der Dialog über Geschlechteridentität, Trauma und kulturelle Erbschaften wird dadurch bereichert, dass er nicht in festen Kategorien gefasst wird, sondern in dynamischen und lebendigen Prozessen, die zu einer gemeinsamen Erkundung unseres menschlichen Daseins einladen.