
Schon mit 16 war es für mich und alle gleichaltrigen Frauen in meinem Umfeld völlig normal, im Club begrapscht zu werden. Später wurde es für viele zur Gewohnheit, sich den sexuellen Wünschen des Partners zu fügen oder auch mal mitzumachen, wenn man selbst keine Lust hatte. Und in ein paar Jahren laufen wir Gefahr, am Balanceakt zwischen Beruf, Kindern und Haushalt an unsere Grenzen zu stossen, weil die Verantwortung für Kindererziehung und insbesondere den Haushalt trotz Vollzeitjob nach wie vor grösstenteils immer noch an Frauen hängenbleibt.
Frauen wird von klein auf beigebracht, ihren Körper – sei es in seiner sexuellen oder reproduktiven Funktion – ebenso wie ihre Arbeit jederzeit, freiwillig und gratis zur Verfügung zu stellen. Sie erwarten es nicht nur von sich selbst, sondern spüren auch den gesellschaftlichen Druck, Sorgearbeit als moralischen Liebesbeweis unbezahlt zu leisten und sich sexuell verfügbar zu zeigen.
In diesem Podcast gehen wir der Entstehung und der Konstruktion von Weiblichkeit im Kontext der bürgerlich-traditionellen Rollentrennung nach. Wir wollen verstehen, wie Verfügbarkeit zum Kern des Frauseins stilisiert wurde und welche konkreten Auswirkungen das bis heute auf das Leben und den Alltag von Frauen hat.