
In den letzten Folgen habe ich am Fallbeipiel der Apostelin Junia (Röm 16,7) einige typische Schwachpunkte der Bibelauslegung aufgezeigt. In dieser Folge setze ich das fort. Dabei weitet sich der Horizont von Junia zu anderen Frauen des Neuen Testaments. Es geht um folgende Fragen: (1) Paulus spricht in der Grußliste von Römer 16 von allen Frauen nur Junia den Titel „Apostel“ zu. Was hat Junia, was die anderen nicht haben? (2) Gibt es noch andere Apostelinnen? (3) Können wir einige von ihnen identifizieren? (4) Was macht ihren Apostelstatus aus? Woran erkennen wir, dass eine Frau Apostelin ist? Und schließlich: (5) Wenn Junia unter den Aposteln berühmt ist, warum erfahren wir im NT nicht mehr über sie? Oder vielleicht doch? Während ich diese Fragen beantworte, illustriere ich einen weiteren häufigen Auslegungsfehler: die „selektive Wahrnehmung“. Sie besteht darin, dass man Aussagen in der Bibel einfach nicht wahrnimmt, die nicht den eigenen Erwartungen entsprechen, obwohl sie klar vor Augen stehen.