Home
Categories
EXPLORE
True Crime
Comedy
Society & Culture
Business
Sports
TV & Film
Health & Fitness
About Us
Contact Us
Copyright
© 2024 PodJoint
00:00 / 00:00
Sign in

or

Don't have an account?
Sign up
Forgot password
https://is1-ssl.mzstatic.com/image/thumb/Podcasts126/v4/f3/25/36/f32536f7-ad01-2222-3c50-9ee77e8feafa/mza_12606033062117236974.jpg/600x600bb.jpg
Flurfunk Geschichte
Daniel und Solveig
60 episodes
1 week ago
Rom im Jahr 897: Auf dem päpstlichen Thron sitzt ein Mann, der seit Monaten tot ist.
Papst Formosus – einst Bischof, Diplomat und Pontifex – wurde aus seiner Gruft geholt, in päpstliche Gewänder gekleidet und vor ein kirchliches Gericht gezerrt. Ein Diakon übernimmt seine Verteidigung. Sein Ankläger ist sein Nachfolger: Stephan VI. und daher steht auch das Urteil in diesem Schauprozess schon vor Beginn fest, denn solange der verstorbene Formosus als Papst zählt, ist Stephans Wahl illegal. Das makabre Schauspiel geht als Leichensynode in die Geschichte ein. 

Rom in Aufruhr – zwischen Kaisern, Königen und Kirchenrecht

Die Ewige Stadt steht zu dieser Zeit am Beginn einer dunklen Zeit - des Saeculum obscurum. Die Macht des karolingischen Schutzherrn schwindet und italienische Familien gewinnen an Einfluss. Formosus musste zwischen ihnen lavieren: Als Papst stand er zwischen dem ostfränkischen König Arnulf von Kärnten, den er in Rom zum Kaiser krönte, und den einflussreichen Herzögen von Spoleto. Bereits Formosus' Vorgänger hatte jedoch die Widonen als mächstigstes Haus zu seinen neuen Schutzherrn und Lambert von Spoleto zum Kaiser gemacht. Wollte Stephan VI. also hier wieder die Seite wechseln?

Papst Stephan richtet sich selbst

Der Vorwurf an den verstorbenen Formosus lautet, er habe Eide gebrochen, Ämter doppelt bekleidet und sich unrechtmäßig des Stuhl Petri bemächtigt. Nach dem Urteil der Synode reißt man dem Leichnam die päpstlichen Gewänder vom Leib, schneidet seine Schwurfinger ab und wirft ihn schließlich in den Tiber. Nichts soll fortan an seine Existenz erinnern. Die Vorgänge waren offenbar bereits für viele Zeitgenossen schwer zu ertragen und Stephans Vorwürfe gegen Formosus fallen auf ihn selbst zurück. Nach nur zwei Monaten im Amt wird Stephan eingekerkert und schließlich getötet. 

Rücknahme, Gegenschlag, Wiederholung

Auf Stephans Tod folgt die Rehabilitierung des Formosus. Theodor II. ist kaum drei Wochen im Amt und schafft es doch, das Urteil aufzuheben. Der Leichnam des Formosus wird geborgen und erneut im Petersdom beigesetzt. Papst Johannes IX. bestätigt diese Entscheidung und lässt die Protokolle der Leichensynode verbrennen. Doch Sergius III. schlägt sich erneut auf die Gegenseite und lässt den Leichnam des Formosus erneut verstümmeln und in den Tiber werfen. Statt seiner gedenkt Sergius lieber dem Richter der Leichensynode und ehrt Stephan VI. mit einem Epitaph im Dom. So kommt es, dass Luitprand von Cremonain seiner Antapodosis Stephan und Sergius verwechselt. 

Der Bischof und seine Braut

Was nach Wahnsinn klingt, war in Wahrheit eine Reaktion auf ein juristisches Problem. Solveig zeigt, dass hinter dieser grotesken Handlung kein kollektiver Irrsinn stand, sondern ein Versuch, kirchenrechtliche Ordnung wiederherzustellen.
Formosus war einst Bischof von Porto, bevor er Papst wurde – ein Verstoß gegen das Translationsverbot, das einem Bischof untersagte, in ein anderes Bistum zu wechseln. Das ist der Kern der Anklage durch Stephan VI. Denn der hatte dasselbe Problem: Stephan war bereits Bischof von Anagni, bevor er Papst wurde und sorgte sich offenbar um seine Legitimität als Pontifex. Der nachträgliche Prozess gegen den Toten diente also dazu, das alte Bistum loszuwerden: Formosus hatte Stephan zum Bischof geweiht. Wenn dessen Papstum illegal war, dann wurden auch seine Weihen ungültig und Stephans Wahl rechtmäßig. 

Flurfunk verbindet – Bezüge zu früheren Folgen

Die Leichensynode hat Bezüge zu mehreren früheren Folgen, in denen wir bereits einige der Personen und die obskure Zeit des Frühmittelalters besprochen haben:

52 - Konklave - Machtkampf und heiliger Geist
48 - Irene von Athen und das Zwei-Kaiser-Problem
23 - Non habemus papessam

Kontakt und Unterstützung

Dir gefällt Flurfunk Geschichte? Wir freuen uns über eine nette Bewertung oder eine Nachricht von dir.
Du kannst uns über ko-fi unterstützen: https://ko-fi.com/flurfunkgeschichte
Oder auch regelmäßig durch eine Mitgliedschaft auf Steady: https://steady.page/de/flurfunk-geschichte
Für deine regelmäßige Unterstützung bedanken wir uns mit einer Bonus-Folge "Nachklapp" zum Thema der aktuellen Folge.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen an kontakt@flurfunk-geschichte.de
Flurfunk Geschichte liefert Euch weitere Hintergrundinfos bei Facebook, Instagram, twitter und threads.

Weiterer Podcast
Willst du noch mehr von uns hören? Dann folge den Ereignissen und Debatten in der ersten deutschen Nationalversammlung bei Flurfunk Paulskirche: https://flurfunk-paulskirche.letscast.fm
Show more...
History
Education
RSS
All content for Flurfunk Geschichte is the property of Daniel und Solveig and is served directly from their servers with no modification, redirects, or rehosting. The podcast is not affiliated with or endorsed by Podjoint in any way.
Rom im Jahr 897: Auf dem päpstlichen Thron sitzt ein Mann, der seit Monaten tot ist.
Papst Formosus – einst Bischof, Diplomat und Pontifex – wurde aus seiner Gruft geholt, in päpstliche Gewänder gekleidet und vor ein kirchliches Gericht gezerrt. Ein Diakon übernimmt seine Verteidigung. Sein Ankläger ist sein Nachfolger: Stephan VI. und daher steht auch das Urteil in diesem Schauprozess schon vor Beginn fest, denn solange der verstorbene Formosus als Papst zählt, ist Stephans Wahl illegal. Das makabre Schauspiel geht als Leichensynode in die Geschichte ein. 

Rom in Aufruhr – zwischen Kaisern, Königen und Kirchenrecht

Die Ewige Stadt steht zu dieser Zeit am Beginn einer dunklen Zeit - des Saeculum obscurum. Die Macht des karolingischen Schutzherrn schwindet und italienische Familien gewinnen an Einfluss. Formosus musste zwischen ihnen lavieren: Als Papst stand er zwischen dem ostfränkischen König Arnulf von Kärnten, den er in Rom zum Kaiser krönte, und den einflussreichen Herzögen von Spoleto. Bereits Formosus' Vorgänger hatte jedoch die Widonen als mächstigstes Haus zu seinen neuen Schutzherrn und Lambert von Spoleto zum Kaiser gemacht. Wollte Stephan VI. also hier wieder die Seite wechseln?

Papst Stephan richtet sich selbst

Der Vorwurf an den verstorbenen Formosus lautet, er habe Eide gebrochen, Ämter doppelt bekleidet und sich unrechtmäßig des Stuhl Petri bemächtigt. Nach dem Urteil der Synode reißt man dem Leichnam die päpstlichen Gewänder vom Leib, schneidet seine Schwurfinger ab und wirft ihn schließlich in den Tiber. Nichts soll fortan an seine Existenz erinnern. Die Vorgänge waren offenbar bereits für viele Zeitgenossen schwer zu ertragen und Stephans Vorwürfe gegen Formosus fallen auf ihn selbst zurück. Nach nur zwei Monaten im Amt wird Stephan eingekerkert und schließlich getötet. 

Rücknahme, Gegenschlag, Wiederholung

Auf Stephans Tod folgt die Rehabilitierung des Formosus. Theodor II. ist kaum drei Wochen im Amt und schafft es doch, das Urteil aufzuheben. Der Leichnam des Formosus wird geborgen und erneut im Petersdom beigesetzt. Papst Johannes IX. bestätigt diese Entscheidung und lässt die Protokolle der Leichensynode verbrennen. Doch Sergius III. schlägt sich erneut auf die Gegenseite und lässt den Leichnam des Formosus erneut verstümmeln und in den Tiber werfen. Statt seiner gedenkt Sergius lieber dem Richter der Leichensynode und ehrt Stephan VI. mit einem Epitaph im Dom. So kommt es, dass Luitprand von Cremonain seiner Antapodosis Stephan und Sergius verwechselt. 

Der Bischof und seine Braut

Was nach Wahnsinn klingt, war in Wahrheit eine Reaktion auf ein juristisches Problem. Solveig zeigt, dass hinter dieser grotesken Handlung kein kollektiver Irrsinn stand, sondern ein Versuch, kirchenrechtliche Ordnung wiederherzustellen.
Formosus war einst Bischof von Porto, bevor er Papst wurde – ein Verstoß gegen das Translationsverbot, das einem Bischof untersagte, in ein anderes Bistum zu wechseln. Das ist der Kern der Anklage durch Stephan VI. Denn der hatte dasselbe Problem: Stephan war bereits Bischof von Anagni, bevor er Papst wurde und sorgte sich offenbar um seine Legitimität als Pontifex. Der nachträgliche Prozess gegen den Toten diente also dazu, das alte Bistum loszuwerden: Formosus hatte Stephan zum Bischof geweiht. Wenn dessen Papstum illegal war, dann wurden auch seine Weihen ungültig und Stephans Wahl rechtmäßig. 

Flurfunk verbindet – Bezüge zu früheren Folgen

Die Leichensynode hat Bezüge zu mehreren früheren Folgen, in denen wir bereits einige der Personen und die obskure Zeit des Frühmittelalters besprochen haben:

52 - Konklave - Machtkampf und heiliger Geist
48 - Irene von Athen und das Zwei-Kaiser-Problem
23 - Non habemus papessam

Kontakt und Unterstützung

Dir gefällt Flurfunk Geschichte? Wir freuen uns über eine nette Bewertung oder eine Nachricht von dir.
Du kannst uns über ko-fi unterstützen: https://ko-fi.com/flurfunkgeschichte
Oder auch regelmäßig durch eine Mitgliedschaft auf Steady: https://steady.page/de/flurfunk-geschichte
Für deine regelmäßige Unterstützung bedanken wir uns mit einer Bonus-Folge "Nachklapp" zum Thema der aktuellen Folge.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen an kontakt@flurfunk-geschichte.de
Flurfunk Geschichte liefert Euch weitere Hintergrundinfos bei Facebook, Instagram, twitter und threads.

Weiterer Podcast
Willst du noch mehr von uns hören? Dann folge den Ereignissen und Debatten in der ersten deutschen Nationalversammlung bei Flurfunk Paulskirche: https://flurfunk-paulskirche.letscast.fm
Show more...
History
Education
https://lcdn.letscast.fm/media/podcast/a5aa69fc/episode/f72ace44/artwork-3000x3000.jpg?t=1743628059
FG053 - Die Madonna und die Hure
Flurfunk Geschichte
1 hour 42 minutes 4 seconds
6 months ago
FG053 - Die Madonna und die Hure
In diesem Nachtrag zum Frauenjahr blicken wir auf die Entstehung von Frauenbildern, die bis in unsere Zeit wirken. Solveig und Daniel diskutieren über die archetypischen Figuren der Madonna und der Hure, die von biblischen Vorbildern abgeleitet sind und Eingang in die Psychoanalyse gefunden haben. Wir beleuchten die biblischen Erzählungen von Maria, der Mutter Jesu, Eva, der ersten Frau, und Maria Magdalena, der Jüngerin. Dabei sind viele Überlieferungen deutlich spätere Beigaben, die im biblischen Text nicht zu finden sind.

Maria – Die Madonna

Wir beginnen mit der Figur Marias, die als die reine und gute Frau gilt. Solveig erklärt, wie Maria in der christlichen Tradition verehrt wird und welche Eigenschaften sie verkörpert. Dabei werfen wir einen Blick auf die biblischen Texte und die Legenden, die ihre Rolle als Mutter und Gottesgebärerin prägen. Welche Erwartungen werden an Frauen in dieser Tradition geknüpft und wie beeinflusst das unser heutiges Verständnis von Weiblichkeit?

Eva – Die Verführerin

Im Kontrast zu Maria steht Eva, die als die erste Frau oft mit der Ursünde in Verbindung gebracht wird. Wir diskutieren die unterschiedlichen Schöpfungsgeschichten, Evas Rolle in der biblischen Erzählung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Implikationen. Was bedeutet es für das Frauenbild, dass Eva als die Verführerin gilt und im Gegensatz zur Madonna steht? Welche Auswirkungen hat dies auf die Wahrnehmung von Frauen in der heutigen Zeit?

Maria Magdalena – Die Verleumdete

Ein weiterer zentraler Punkt dieser Episode ist die Figur der Maria Magdalena. Wir beleuchten ihre Rolle im Neuen Testament und die Missverständnisse, die sich um ihre Person ranken. War sie wirklich die Prostituierte, für die sie lange gehalten wurde? Wir diskutieren die gnostischen Texte und die Bedeutung von Maria Magdalena als Apostelin und erste Zeugin der Auferstehung Jesu.

Der Einfluss von Sigmund Freud

Sigmund Freud spielt eine wichtige Rolle in unserer Diskussion, da er die Konzepte von Madonna und Hure in seiner Psychoanalyse thematisiert hat – bekannt als der Madonna-und-Hure-Komplex. Wir analysieren seine Thesen und deren Auswirkungen auf das moderne Verständnis von Sexualität und Weiblichkeit. Wie prägen diese Ideen noch heute unsere Sicht auf Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft?
Ein Plädoyer für die Enttabuisierung von Sexualität
Abschließend plädiert Solveig für eine Enttabuisierung der Sexualität und eine Abkehr von den strengen Kategorien von gut und böse. Wir ermutigen dazu, Frauen nicht länger in diese archetypischen Rollen zu pressen und die Vielfalt weiblicher Identitäten zu feiern. Seid dabei und lasst uns gemeinsam die gesellschaftlichen Normen hinterfragen!


Kontakt und Unterstützung

Dir gefällt Flurfunk Geschichte? Wir freuen uns über eine nette Bewertung oder eine Nachricht von dir.
Du kannst uns über ko-fi unterstützen: https://ko-fi.com/flurfunkgeschichte
Oder auch regelmäßig durch eine Mitgliedschaft auf Steady: https://steadyhq.com/de/flurfunk-geschichte/
Für deine regelmäßige Unterstützung bedanken wir uns mit einer Bonus-Folge "Nachklapp" zum Thema der aktuellen Folge.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen an kontakt@flurfunk-geschichte.de
Flurfunk Geschichte liefert Euch weitere Hintergrundinfos bei Facebook, Instagram, twitter und threads.

Weiterer Podcast
Willst du noch mehr von uns hören? Dann folge den Ereignissen und Debatten in der ersten deutschen Nationalversammlung bei Flurfunk Paulskirche: https://flurfunk-paulskirche.letscast.fm
Flurfunk Geschichte
Rom im Jahr 897: Auf dem päpstlichen Thron sitzt ein Mann, der seit Monaten tot ist.
Papst Formosus – einst Bischof, Diplomat und Pontifex – wurde aus seiner Gruft geholt, in päpstliche Gewänder gekleidet und vor ein kirchliches Gericht gezerrt. Ein Diakon übernimmt seine Verteidigung. Sein Ankläger ist sein Nachfolger: Stephan VI. und daher steht auch das Urteil in diesem Schauprozess schon vor Beginn fest, denn solange der verstorbene Formosus als Papst zählt, ist Stephans Wahl illegal. Das makabre Schauspiel geht als Leichensynode in die Geschichte ein. 

Rom in Aufruhr – zwischen Kaisern, Königen und Kirchenrecht

Die Ewige Stadt steht zu dieser Zeit am Beginn einer dunklen Zeit - des Saeculum obscurum. Die Macht des karolingischen Schutzherrn schwindet und italienische Familien gewinnen an Einfluss. Formosus musste zwischen ihnen lavieren: Als Papst stand er zwischen dem ostfränkischen König Arnulf von Kärnten, den er in Rom zum Kaiser krönte, und den einflussreichen Herzögen von Spoleto. Bereits Formosus' Vorgänger hatte jedoch die Widonen als mächstigstes Haus zu seinen neuen Schutzherrn und Lambert von Spoleto zum Kaiser gemacht. Wollte Stephan VI. also hier wieder die Seite wechseln?

Papst Stephan richtet sich selbst

Der Vorwurf an den verstorbenen Formosus lautet, er habe Eide gebrochen, Ämter doppelt bekleidet und sich unrechtmäßig des Stuhl Petri bemächtigt. Nach dem Urteil der Synode reißt man dem Leichnam die päpstlichen Gewänder vom Leib, schneidet seine Schwurfinger ab und wirft ihn schließlich in den Tiber. Nichts soll fortan an seine Existenz erinnern. Die Vorgänge waren offenbar bereits für viele Zeitgenossen schwer zu ertragen und Stephans Vorwürfe gegen Formosus fallen auf ihn selbst zurück. Nach nur zwei Monaten im Amt wird Stephan eingekerkert und schließlich getötet. 

Rücknahme, Gegenschlag, Wiederholung

Auf Stephans Tod folgt die Rehabilitierung des Formosus. Theodor II. ist kaum drei Wochen im Amt und schafft es doch, das Urteil aufzuheben. Der Leichnam des Formosus wird geborgen und erneut im Petersdom beigesetzt. Papst Johannes IX. bestätigt diese Entscheidung und lässt die Protokolle der Leichensynode verbrennen. Doch Sergius III. schlägt sich erneut auf die Gegenseite und lässt den Leichnam des Formosus erneut verstümmeln und in den Tiber werfen. Statt seiner gedenkt Sergius lieber dem Richter der Leichensynode und ehrt Stephan VI. mit einem Epitaph im Dom. So kommt es, dass Luitprand von Cremonain seiner Antapodosis Stephan und Sergius verwechselt. 

Der Bischof und seine Braut

Was nach Wahnsinn klingt, war in Wahrheit eine Reaktion auf ein juristisches Problem. Solveig zeigt, dass hinter dieser grotesken Handlung kein kollektiver Irrsinn stand, sondern ein Versuch, kirchenrechtliche Ordnung wiederherzustellen.
Formosus war einst Bischof von Porto, bevor er Papst wurde – ein Verstoß gegen das Translationsverbot, das einem Bischof untersagte, in ein anderes Bistum zu wechseln. Das ist der Kern der Anklage durch Stephan VI. Denn der hatte dasselbe Problem: Stephan war bereits Bischof von Anagni, bevor er Papst wurde und sorgte sich offenbar um seine Legitimität als Pontifex. Der nachträgliche Prozess gegen den Toten diente also dazu, das alte Bistum loszuwerden: Formosus hatte Stephan zum Bischof geweiht. Wenn dessen Papstum illegal war, dann wurden auch seine Weihen ungültig und Stephans Wahl rechtmäßig. 

Flurfunk verbindet – Bezüge zu früheren Folgen

Die Leichensynode hat Bezüge zu mehreren früheren Folgen, in denen wir bereits einige der Personen und die obskure Zeit des Frühmittelalters besprochen haben:

52 - Konklave - Machtkampf und heiliger Geist
48 - Irene von Athen und das Zwei-Kaiser-Problem
23 - Non habemus papessam

Kontakt und Unterstützung

Dir gefällt Flurfunk Geschichte? Wir freuen uns über eine nette Bewertung oder eine Nachricht von dir.
Du kannst uns über ko-fi unterstützen: https://ko-fi.com/flurfunkgeschichte
Oder auch regelmäßig durch eine Mitgliedschaft auf Steady: https://steady.page/de/flurfunk-geschichte
Für deine regelmäßige Unterstützung bedanken wir uns mit einer Bonus-Folge "Nachklapp" zum Thema der aktuellen Folge.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen an kontakt@flurfunk-geschichte.de
Flurfunk Geschichte liefert Euch weitere Hintergrundinfos bei Facebook, Instagram, twitter und threads.

Weiterer Podcast
Willst du noch mehr von uns hören? Dann folge den Ereignissen und Debatten in der ersten deutschen Nationalversammlung bei Flurfunk Paulskirche: https://flurfunk-paulskirche.letscast.fm