Die Geldmenge, der Meeresspiegel, die ErfolgederKünstlichen Intelligenz – all das wächst exponentiell.
Emanuel Deutschmann, Juniorprofessor für soziologischeTheorie an der Europa-Universität Flensburg, zeigt in seinem Buch „Die Exponentialgesellschaft“, wie solche Entwicklungenverlaufen: Anfangs wirken sie harmlos, dann beschleunigen sie drastisch und führen in unkontrollierbare Krisen. Deutschmann hat umfangreiche Daten analysiert und belegt, dass viele gesellschaftliche Bereiche bereits diese steile Wachstumskurve erreicht haben – mit Folgen wie verschärften Konflikten undKrisen.
Er beschreibt zwei Lager: Die einen, die Stabilitätsuchen, wollen das Wachstum bremsen und auf ein nachhaltiges Maß zurückführen. Die anderen, die Expansionisten, drängen auf mehr Wachstum, Tempo und Profit.
Am Ende, so Deutschmann, entscheidet die Wahl zwischen diesen Ansätzen über die Zukunft der Menschheit. Er spricht sich klar für Stabilität und gegen ungebremstes Wachstum aus.
„Die Exponentialgesellschaft“ steht auf der Longlist fürdasWissenschaftsbuch des Jahres 2026.
Ein Gespräch über Reiskörner auf Schachbrettern,schwindendeVorstellungskraft, ausgestorbene Tierarten und explodierende Virenpopulationen – über die Kraft zu handeln angesichts drohender Katastrophen und die Frage, ob Achtsamkeit als Mittel zur Selbststabilisierung taugt.
Buch: Emanuel Deutschmann: Die Exponentialgesellschaft.Vom Ende des Wachstums zur Stabilisierung der Welt. Berlin: suhrkamp, 2025
Webseite von Emanuel Deutschmann: https://www.emanueldeutschmann.net/
Erwähnungen von Begriffen, Ereignissen, Büchernetc.:
Das Mooresche Gesetz: https://de.wikipedia.org/wiki/Mooresches_Gesetz
Gerhard Lenski, Patrick Nolan: Human Societies:AnIntroduction to Macrosociology. Oxford University Press, 2014
Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. AusdemFranzösischen von Ilse Utz, Stefan Lorenzer. München: C.H.Beck, 2014
Ulrike Herrmann: Der Sieg des Kapitals. Wie derReichtumin die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen. Westend, 2013
Émile Durkheim, französischer Soziologe: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_Durkheim
Offener Brief von KI-Forscher:innen https://righttowarn.ai/
Planetary boundaries (Stockholm Resilience Center): https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html
Donut-Ökonomie von Kate Raworth: https://de.wikipedia.org/wiki/Donut-%C3%96konomie
Pronatalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Pronatalismus
Wirtschaftsministerin Reiche will Solarförderung kürzen: https://www1.wdr.de/nachrichten/photovoltaik-kuerzung-wirtschaftsministerin-reiche-100.html
Montreal-Protokoll: https://de.wikipedia.org/wiki/Montreal-Protokoll
Leon Windscheid: Besser fühlen. Eine ReisezurGelassenheit- Rowohlt, 2021
Präsentistische Verengung als Kritik: https://ethik-heute.org/achtsamkeit-loest-unsere-probleme-nicht/
Ulrich Bröckling im Podcast "Erschöpfung stattGelassenheit": Folge 27.https://open.spotify.com/episode/6FerEgWYtzKKORJlhVuiNq?si=q-XtsI1SRCOMSdJd95SeIg
Longtermism: https://de.wikipedia.org/wiki/Longtermism
Ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn – so erklären vieleMenschen die Ursache einer Depression. In Deutschland leiden fast 10 Millionen darunter. Doch stimmt das überhaupt?
Der Therapeut und Autor Thorsten Padberg formuliert es anders: „Knapp 10 Millionen Menschen erfüllen dieDiagnosekriterien einer Depression. “ Wie präzise und plausibel diese Kriterien sind, bleibt ebenso umstritten wie die Behandlung mit Medikamenten. Die Wirkung von Antidepressiva steht in der Kritik.
Padberg bemängelt, dass unsere Gesellschaft zu schnell Diagnosen stellt und Medikamente verschreibt. Das birgtRisiken: Einerseits geraten die wahren Ursachen – Verluste, Einsamkeit, soziale Ungleichheit und prekäre Lebensumstände – aus dem Blick. Andererseits reduzieren Menschen ihr Leben auf eine Diagnose, hinter der sie verschwinden.
Padberg warnt vor der „Depressionsfalle“: Wer glaubt, allein die Biologie sei schuld, fühlt sich machtlos und verpasst die Chance auf echte Veränderung.
Depression ist kein reines Hirnproblem. Sie ist oft einSignal an uns alle: Wir brauchen mehr Unterstützung, stärkere soziale Netze, Gemeinschaft und echte Teilhabe, um Hoffnung und Lebensfreude zurückzugewinnen.
Ein Gespräch über Therapie, psychiatrische Diagnosen,Depressionen namens „Karl-Heinz“, den Pharmamarkt, die Königin der Usambaraveilchen und die Frage, warum manche Mythen über Depression so hartnäckig bestehen bleiben.
Instagram:@kathrin_Wanda_fischer
LinkedIn:https://www.linkedin.com/in/kathrin-fischer-05825286/
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Thorsten Padberg
Homepage: https://www.thorstenpadberg.info
Buch:Thorsten Padberg: Die Depressionsfalle. Wie wir Menschen für krank erklären, statt ihnen zu helfen. Frankfurt am Main: S.Fischer, 2021
Erwähnungen von Menschen, Studien, Begriffen
Prof. Dr. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Greifswald: https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/psychiatrie-psychotherapie/Seiten/Kontaktseite-schomerus2.aspx
Kurt Krömer: Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2022
Joanna Moncrieff, britische Psychiaterin: https://joannamoncrieff.com/
Prof. Dr.Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/ueber-uns/die-stiftung/vorsitzender-ulrich-hegerlf.com/
Daniel Carlat: Unhinged. The Trouble with Psychiatry - A Doctor's Revelations about a Profession in Crisis. New York: Free Press, 2010
Johan Hari:Der Welt nicht mehr verbunden: Die wahren Ursachen von Depressionen - und unerwartete Lösungen. Aus dem Englischen von Sonja Schuhmacher, BarbaraSteckhan und Gabriele Gockel. Hamburg:HarperCollins, 20211
Hamilton Skala: https://de.wikipedia.org/wiki/Hamilton-Skala
DSM Manual: https://de.wikipedia.org/wiki/DSM-5
ICD: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_psychischen_und_Verhaltensst%C3%B6rungen_nach_ICD-10
Robert L. Spitzer, US-amerikanischer Psychiater: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_L._Spitzer
Ian Hacking: Menschenarten. The Looping Effects of Human Kinds. Sphères, 2012
Eva Illouz, israelische Emotionssoziologin: https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Illouz
Prozac Nation: https://de.wikipedia.org/wiki/Prozac_Nation_%E2%80%93_Mein_Leben_mit_der_Psychopille
Grenfell Tower Feuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Grenfell_Tower
Jessica L. Schleider: https://www.schleiderlab.org
Die Gesellschaft wird „resilienzifiziert“ – alles und jede soll resilient sein, die Schweizer Banken ebenso wie die Mundschleimhaut und natürlich die Kinder. Resilienz istdas Mittel der Wahl gegen Störungen, Widrigkeiten, Versagen, Ohnmacht, Ausgeliefertsein.
Resilienz wird als eine Art Zauberkraft für den Umgang mit Verletzlichkeit verstanden – aber braucht es diese Zauberkraft überhaupt?
Die Philosophin Barbara Schmitz stellt den Begriff der Verletzbarkeit in den Mittelpunkt ihrer Philsophie. Verletzbarkeit ist für sie keine Schwäche, sondern eine grundlegende Eigenschaft alles Lebendigen. Auch wir Menschen sind grundlegend verletzbar und damit nicht so autonom wie die neoliberale Wettbewerbsgesellschaft uns gerne hätte.
Statt durch Resilienz unverwundbar werden zu wollen, plädiert Schmitz für Resonanz und damit für Offenheit gegenüber der Welt.
Ein Gespräch über verletzbare Brombeerhecken und die Würde von Hühnern, über Gelassenheit, das Comeback der antiken Stoiker, die Lebensfreude von Menschen mit Behinderungen und die Frage, wie man Schlimmes im Leben bewältigt.
Barbara Schmitz:
Webseite: https://www.barbara-schmitz.net/
Bücher: Was ist ein lebenswertes Leben?Philosophische und biographische Zugänge. Reclam, 2022
Offenheit und Berührbarkeit. Neue Wege zu Verletzbarkeit und Resilienz. Ditzingen: Reclam 2025
Erwähnungen:
Brene Brown: Die Macht der Verletzlichkeit (Ted Talk): https://www.youtube.com/watch?v=iCvmsMzlF7o
Emanuel Levinas, litauisch-französischer Philosoph und Autor: https://de.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Levinas
Theory of Mind: https://de.wikipedia.org/wiki/Theory_of_Mind
Thomas Metzinger, deutscher Philosoph und Experte für Bewusstsein: https://thomasmetzinger.com/de/
Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. München: Piper, 2014
Thomas Fuchs im Podcast „Erschöpfung statt Gelassenheit“: https://open.spotify.com/episode/1nO5VnNnUaFunzdAJ5koU5?si=DrFbMLhrSJav1OKa-UXEOQ
Immanuel Kant: Würde: https://www.bpb.de/themen/politisches-system/politik-einfach-fuer-alle/236724/die-wuerde-des-menschen-ist-unantastbar/
Rechte der Natur: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/rechte-der-natur-umweltschutz-naturschutz-rechtssubjekt-oekologie-verfassung
Edgar Cabanas/Eva Illouz: Das Glücksdiktat. Aus dem Englischen von Michael Adrian. Berlin: suhrkamp, 2019
Resilienzifizierung: Der Begriff stammt anscheinend von Matthias Groß, zitiert nach Barbara Schmitz
Resonanz nach Hartmut Rosa: https://de.wikipedia.org/wiki/Resonanz_(Soziologie)
Die Büchse der Pandora, griechischer Mythos: https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora
Kathrin Fischer
Webseite: https://www.kathrinwandafischer.de/
Instagram: @Kathrin_Wanda_Fischer
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/kathrin-fischer-05825286/
In den USA zerstört eine neue Form von Kapitalismus rasant die Demokratie. Die meisten Menschen sind davon überrascht. Der Berliner Kulturwissenschaftler Joseph Vogl ist es nicht. Er beschreibt in seinen Büchern schon lange eine „internationale Materialermüdung im politischen Gefüge“.
Die neueste Version des Kapitalismus besteht nach seiner Analyse in einer Fusion aus einer internationalen Finanzoligarchie und Plattformen, Unternehmen und sozialen Medien. Diese Fusion erzeugt und bewirtschaftet Ressentiment als eine zerstörerische Form der Ich-Ermächtigung.
Auch der Hype von Achtsamkeit könnte demnach als eine Art„Geschmacksverstärker für Ich-Gefühle“ gelten - ein Versuch, subjektive Ermächtigungen in Zeiten der Ohnmacht zu erleben.
Ein Gespräch über den Kampf um Demokratie , wachsende Ungleichheit durch den Boom der Finanzmärkte, die Allianz von Digital- und Geldwirtschaft, die geschäftsmäßige Förderung von Feindseligkeiten und die Rolle der Achtsamkeit in diesem Kontext.
Webseite Joseph Vogl: https://josephvogl.de/
Joseph Vogl: Kapital und Ressentiment - eine kurze Geschichte der Gegenwart. München: C.H. Beck, 2021
Erwähnungen:
Der letzte Irakkrieg: 2003 -2011: https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg
Richard Nixon: https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Nixon
Ronald Reagan: https://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Reagan
George W. Bush: https://de.wikipedia.org/wiki/George_W._Bush
Libertär von Libertarismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Libertarismus
Bill Clinton: https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Clinton
Unterschied zwischen Government und Governance: https://www.perplexity.ai/search/was-ist-der-unterschied-zwisch-i95tnFYbS9CBX8SuvYKeWQ
Gerichtsurteil der Supreme Court zur Wahlkampffinanzierung2010: https://taz.de/US-Gericht-kippt-Parteispendenhuerde/!5045077/
Bretton-Woods-System: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17203/bretton-woods-system/
Währungsderivate: https://www.finanzlexikon-online.de/waehrungsderivate.html
Katharina Pistor: Der Code des Kapitals. Suhrkamp, ImPodcast Folge 31: https://open.spotify.com/episode/4OHdyG1ONIZOUPx7LmfAMp?si=ByH2lGRJRZC0GE0Eh7-psg
Brett Christophers: Our Lives in Their Portfolios. Why Asset Managers Own the World. London, New York, verso books, 2023
Rentierkapitalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenkapitalismus
Communications Decency Act (CDA), 1996: https://de.wikipedia.org/wiki/Communications_Decency_Act
New Economy. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20153/new-economy/
Finanzstaat: https://www.perplexity.ai/search/erklare-den-begriff-finanzstaa-J7X7Z_4bSaaPbBMwGUWLzQ
Trump gegen die US-Zentralbank: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/powell-trump-notenbank-usa-100.html
Proprietäre Märkte: https://www.youtube.com/watch?v=hIuOMlLBUvI
Kommodifizierung: https://www.youtube.com/watch?v=hIuOMlLBUvI
Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika. Ausgewählt und herausgegeben von Jacob P. Mayer. Stuttgart: Reclam, 2021.
Sören Kierkegaard: Kritik der Gegenwart oder: ZweiZeitalter: Ein Kapitel aus der Schrift „Eine literarische Besprechung“, 1846. Salzburg: Otto Müller Verlag GmbH, 2011
Fjodor Dostojewskij: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Ausdem Russischen von Swetlana Geier. Frankfurt: S. Fischer Verlag, 2012
Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral. EineStreitschrift. Stuttgart: Reclam, 1988
Max Scheler: Das Ressentiment im Aufbau der Moralen. Hgs. Manfred S. Frings. Frankfurt: Vittorio Klostermann Verlag, 2017
Hans-Werner Sombart: Der moderne Kapitalismus. München: dtv, 1987
Sigmund Freud: Die Zukunft einer Illusion. In: Ders.: Massenpsychologie und Ich-Analyse / Die Zukunft einer Illusion. Frankfurt am Main: Fischer, 1993
Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. Aus demFranzösischen von Ilse Utz und Stefan Lorenzer. München: C.H. Beck, 2014
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. 2 Bände, RowohltVerlag GmbH, 2013.
Achtsamkeit, so heißt es, soll gegen Einsamkeit helfen –etwa durch Selbstumarmungen oder ein Dankbarkeitstagebuch. Und wenn das nicht wirkt, solle man lernen, Einsamkeit zu lieben: als Pilgerreise zur Selbsterkenntnis, die die wahre Essenz des Selbst entfaltet.
Doch solche psychologisch-spirituellen Ratschläge verniedlichen den Schrecken der Einsamkeit. Einsamkeit, erklärt der Soziologe und Einsamkeitsforscher Janosch Schobin, ist kein bloßes Unwohlsein, sondern ein tiefer sozialer Schmerz. Er sitzt fest im Menschen, verzerrt die Wahrnehmung von Beziehungen, nagt am Selbstbild und trübt das Lebensgefühl.
Einsamkeit ist weit mehr als ein individuelles Empfinden: Sie hängt eng mit gesellschaftlichen Strukturen, historischen Entwicklungen, gesellschaftlichen Freiheitsgraden und sozialer Ungleichheit zusammen. Einsamkeit zeigt sich als gesellschaftlich bedingtes Phänomen, das sich nicht einfach „wegmeditieren“ lässt.
Ein Gespräch über Corona und Staatsvertrauen, Liebe undPartnerschaft, Frauenrechte und Beziehungsverlierer, über die einsamkeitserzeugenden Schrecken von Krieg, Gewalt und Trauma, über Ersatzpartner und Künstliche Intelligenz – und die Frage, ob Einsamkeit Antworten auf letzte Fragen bereithält.
Webseite Janosch Schobin, Uni Göttingen: https://www.uni-goettingen.de/de/687626.html
Buch: Janosch Schobin: Zeiten der Einsamkeit - Erkundungen eines universellen Gefühls. München: Hanser, 2025
Erwähnungen:
Virginia Woolf: A room of one’s own: https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Zimmer_f%C3%BCr_sich_allein
Michel de Montaigne: Essais: https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne
Axel Honneth: Das Recht der Freiheit. Grundriss einerdemokratischen Sittlichkeit. Berlin: suhrkamp, 2011
Die Szene, in der jemand bei Dostojewski „auf einem Kliff“ steht,ist in der Erzählung „Der Traumeines lächerlichen Menschen."´
Jan Assmann: Literatur und Einsamkeit im alten Ägypten. In:Aleida und Jan Assmann (Hg.), Einsamkeit (Archäologie der literarischen Kommunikation 6), München 2000, S. 97-111
Gottfried Keller: Der grüne Heinrich: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gr%C3%BCne_Heinrich
Der Heilige Antonius: https://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_der_Gro%C3%9Fe
Tonio Kröger, Nouvelle von Thomas Mann: https://de.wikipedia.org/wiki/Tonio_Kr%C3%B6ger
Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief: https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Brief_(Hofmannsthal)
Richard Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens . Darin die „Einsamkeit der Differenz“. Frankfurt:Fischer, 2004
Communities of Care, sorgende Gemeinschaften: https://de.wikipedia.org/wiki/Community_Care
Hannah Arendt: https://de.wikipedia.org/wiki/Hannah_Arendt
Heinz Bude, deutscher Soziologe: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Bude
Theodor W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter. Berlin: suhrkamp, 2024
Self-surving bias, selbstwertdienliche Verzerrung: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstwertdienliche_Verzerrung
Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zutrauern. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Unf%C3%A4higkeit_zu_trauern
Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler undStalin 1933 -1945. Aus dem Englischen von Martin Richter. München: C.H.Beck, 2022
Stromausfälle und Energiekrise in Ecuador: https://www.npla.de/thema/umwelt-wirtschaft/keine-loesung-der-energiekrise-in-sicht/
Bedeutung von „Schlepp“ in New York: Mühsames Tragen,Umzugshelfer
Waldbrände in Los Angeles im Januar 2025: https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2025/01/apokalyptische-szenen-von-den-braenden-in-los-angeles
Teenager-Suizid nach Chatbot-Beziehung: https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/usa-suizid-teenager-chatbot-ki-redefreiheit-meinungsfreiheit
Studien zur emotionalen Auswirkungen von ChatGPT-Nutzung: https://www.heise.de/news/OpenAI-Studie-Emotionale-Auswirkungen-von-ChatGPT-Nutzung-10327324.html
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Instagram: @Kathrin_wanda_fischer
Warum suchen immer mehr Menschen nach Achtsamkeit?
Weil Stress und Erschöpfung wachsen. Ursache ist die seit den 1970er Jahren steigende soziale Ungleichheit. Sie hat ein Ausmaß erreicht, das die Soziologit als „Rückkehr des Feudalismus“ bezeichnet.
Warum wächst die Ungleichheit so rasant? Die Juraprofessorin Katharina Pistor von der Columbia University gibt eine klare Antwort: Unser Rechtssystem treibt sie an. Pistor zeigt, dass Kapital nicht einfach ein Wirtschaftsgut ist, sondern erst durch rechtliche Strukturen entsteht. Private Kanzleien verwandeln Vermögenswerte wie Land, Firmen oder Ideen mit juristischen Mitteln in Kapital. Kapital entsteht also im Privaten, braucht aber den Staat, der im Streitfall die Ansprüche der Eigentümer schützt.
So entsteht das Paradox: Kapital wird privat geschaffen, aber öffentlich garantiert. Märkte sind also weder frei noch natürlich. Reich wird, wer Kapital juristisch schaffen und absichern kann – und diese Fähigkeit ist ungleich verteilt. Pistor spricht von „Märkten auf rechtlichen Steroiden“
Ein Gespräch über die Lage der Columbia University undanderer US-Elite-Unis im Kulturkampf der Trump-Ära, über das Recht als Motor der Ungleichheit, die Frage nach demokratischer Kontrolle über das Recht, die Bedeutung eines AfD-Verbots und das Risiko eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs.
Erwähnungen von Ereignissen, Begriffen, Personen:
Katharina Pistor an der Columbia University:
https://www.law.columbia.edu/faculty/katharina-pistor
„Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft. Berlin: Suhrkamp, 2022.
Erwähnungen:
Trustee der Columbia University: https://en.wikipedia.org/wiki/Trustees_of_Columbia_University_in_the_City_of_New_York
Christopher Rufo und die critical race Theory: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/criticalracetheory-101.html
Was ist die critical race theory:
https://news.columbia.edu/news/what-critical-race-theory-and-why-everyone-talking-about-it-0
J.D. Vance: Universities are the enemy: https://www.youtube.com/watch?v=0FR65Cifnhw
Project 2025, politischer Plan zur rechtsgerichteten Umgestaltung der US-Bundesregierung: https://de.wikipedia.org/wiki/Project_2025
Katharina Pistor: Elon Musk und der neue Absolutismus: Lecapital, C’est moi! Freitag, 28.02.2025: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/elon-musk-und-der-neue-absolutismus-le-capital-cest-moi
Timothy Snyder: Of course it’s a coup“ https://snyder.substack.com/p/of-course-its-a-coup
Ewgenij Paschukanis, sowjetischer Jurist: https://de.wikipedia.org/wiki/Jewgeni_Bronislawowitsch_Paschukanis
Wie Trump Druck auf Anwälte ausübt: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trumps-kampf-gegen-die-justiz-100.html
Jonathan Levy: Ages of American Capitalism: A History oft heUnited States. Random House Paperbacks, 2022
Karl Polanyi: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Berlin: suhrkamp, 1973
New Deal: Serie von Wirtschafts- und Sozialreformen in denUSA ab 1933: https://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal
Impeachement-Verfahren 6. Januar: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweites_Amtsenthebungsverfahren_gegen_Donald_Trump
BGB-Gesellschaft: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/18897/bgb-gesellschaft/
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In Deutschland wächst die Angst: Einige fürchten Faschismus, andere Krieg, wieder andere die Klimakatastrophe, manche alles zusammen. Was tun? Meditieren? Eine Rosine essen? Einen safe space visualisieren? Achtsamkeit statt Panik?
Gefühle lassen sich nicht einfach abschalten, sagt der Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs, seit 2010 Karl-Jaspers-Professor für die philosophischen Grundlagen von Psychiatrie und Psychotherapie an der Uni Heidelberg.
Jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Gefühle zeigen an, was uns als Menschen bewegt. Ohne Gefühle wäre die Welt ein Ort ohne Sinn, Wert oder Bedeutsamkeit. Deshalb bleibt nur eines: alle Gefühle anerkennen und sich mit ihnen auseinandersetzen.
Wir Menschen sind leibliche Beziehungswesen. Ängste wachsen, so Fuchs, auch deshalb, weil wir durch kapitalistische Beschleunigung und Verdichtung kaum noch Zeit für verweilende Gemeinsamkeit oder absichtslose Eigenzeit finden.
Ein Gespräch über den Umgang mit Angst in bedrohlichenZeiten, die Bedeutung von Gefühlen, den Unterschied zwischen gespürtem Leib und sichtbarem Körper, erfüllter und leerer Zeit und die Frage, ob Achtsamkeitspraktiken Egozentrik und Narzissmus fördern können.
Webseite Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs:
https://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/philsem/phaenomenologie/
Aktuelles Buch von Thomas Fuchs:
„Verkörperte Gefühle“. Zur Phänomenologie von Affektivitätund Interaffektivität. Berlin: suhrkamp, 2024
Erwähnte Personen, Ereignisse, Texte:
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Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Kriege und Krisen nehmen weltweit zu - und mit ihnen dieTraumata, die Menschen anderen zufügen und selbst erleiden. Gewalt erzeugt Trauma und Trauma erzeugt Gewalt.
Und auch in vermeintlich friedlichen Gesellschaften gibt es häusliche Gewalt, sexuelle und emotionale Übergriffe,Ablehnung, Ausgrenzung und Vernachlässigung, schwere Krankheiten und schwierige Lebensereignisse. Hinzu kommt: Traumata werden von Generation zu Generation weitergegeben, wir erben sie. Traumatisierungen sind also keine Seltenheit. Denn nicht nur körperliche Gewalt oder extreme Entbehrungen wirken traumatisierend,sondern auch tiefe Kränkungen, Mobbing oder Liebesentzug.
Besonders schwerwiegend sind Traumatisierungen, die Kindern zugefügt werden. Ob etroffene auch psychisch erkranken, hängt weniger von der Schwere des Erlebtenals von der Häufung ab, sagt die Psychotraumatologin Maggie Schauer.
Dr. Maggie Schauer ist eine der führenden Expertinnen fürTraumabehandlung in Deutschland und hat die „Narrative Expositionstherapie“ (NET) mitentwickelt, eine Form des autobiografischen Erzählens, die der menschlichen Natur entspricht und nachweislich hilft, Traumata aufzulösen. Umzu heilen, brauchen wir Zeugen und Zuhörer, ein Gegenüber,Selbstheilungsmeditationen und Affirmationen können Wunden, die wir in Beziehungen erlitten haben, nicht heilen.
Ein Gespräch über Gewalt, Krisen und deren Folgen, übertraumatisierte Asylsuchende, schlagende Väter, irritierte Mütter, einsame Kinder und über die heilende Kraft, die in Beziehungen liegt. Der Mensch, sagt Maggie Schauer, ist ein zutiefst soziales Wesen und ungemein sensibelaufeinander abgestimmt. Die heilende Kraft liegt in der Beziehung.
Erwähnungen Maggie Schauer
Webseite Maggie Schauer, Uni Konstanz: https://afww.uni-konstanz.de/de/about/persons/dozentin/pd-dr-maggie-schauer
Webseite NGO „ViVo – Victim’s voice“: https://www.vivo.org/
Buch: Maggie Schauer/Nataly Bleuel: „Die einfachstePsychotherapie der Welt. Wie wir die Ursache von Stress und Krankheit behandeln und den Kreislauf von Trauma und Gewalt durchbrechen. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 2024.
Studien, Ereignisse, Begriffe, Personen:
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Instagram: erschoepft_statt_gelassen
In Deutschland zahlen reiche Menschen weniger Steuern als die allgemeine Bevölkerung. Das haben viele Studien bestätigt.
Sebastian Klein findet das nicht nur moralisch ungerecht und politisch gefährlich – er ist auch der Ansicht, dass diese Ungerechtigkeit dem Wirtschaftsstandort Deutschland schadet. Denn eine Politik, die die Pfründe der Reichen und die Interessen der großen Konzerne schützt, benachteiligt Newcomer und behindert damit echten Wettbewerb.
Sebastian Klein hat 2012 mit knapp 30 Jahren die Buchzusammenfassungs-Software „Blinkist“ mitgegründet und als Blinkist 2023 verkauft wurde fünf Millionen Euro erhalten.
Doch statt eine Villa zu kaufen, hat er den größten Teil seines Geldes weggegeben. Sebastian Klein baut einen Verlag auf, in dem das alternative Wirtschaftsmagazin Neue Narrative erscheint und managt den von ihm gegründeten systemischen Investmentfonds Karma Capital, der unter anderem gemeinwohlorientierte Medien fördert.
Und er findet: Reiche sollten mehr Steuern zahlen. Er engagiert sich in der Initiative „Taxmenow“ und hat Anfang Februar das Buch „Toxisch reich“ veröffentlicht.
Ein Gespräch über die buddhistische Einsichtsmediation Vipassana, über Venture Capital, Finanzmarktkapitalismus, Start-Ups-Mentalitäten, eine ungerechte Steuerpolitik und deren fatalen Folgen, die Verteidigung unserer Demokratie und darüber, was Geld im Leben bedeutet.
Buch von Sebastian Klein:
Toxisch reich: Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet. München: oekom, 2025
Erwähnungen:
Oliver Burkemann: 4000 Wochen. Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement. Aus dem Amerikanischen von Heide Lutosch und Henning Dedekind. München: Piper, 2022.
Ronen Steinke: Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich. Die neue Klassenjustiz. München: Piper, 2024
Christian Neuhäuser: Wie reich darf man sein? Über Gier, Neid und Gerechtigkeit. Ditzingen: Reclam, 2019
Bürgerbewegung Finanzwende:https://www.finanzwende.de/
Marlene Engelhorn, deutsch-österreichische Aktivistin und Publizistin, die sich für Vermögensbesteuerung einsetzt:https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Engelhorn
Anand Giridharadas: Winners take all: The Elite Charade of Changing the World. New York: Penguin, 2020
Marcel Fratzscher, deutscher Ökonom, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW):https://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Fratzscher
Verantwortungseigentum: Die Kontrolle des Unternehmens bleibt bei Personen, die dem Unternehmen langfristig verbunden sind.https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortungseigentum
Gary Stevenson: Das Milliardenspiel. Wie man eine Bank ausraubt – und den Rest der Welt gleich mit - Der Insiderbericht aus der Londoner City. Aus dem Englischenvon Bernhard Schmid. München: ariston, 2024.
Netzwerk Steuergerechtigkeit:https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/
Kontakt Kathrin Fischer: erschoepfung@posteo.de
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LinkedIn:
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Achtsam: So heißen beispielsweise ein Weißwein, eine Kosmetikfirma und ein mehrwöchiger Yoga-Kurs.
Achtsam: So sollen Menschen neuerdings die meisten Angelegenheiten ihrer Lebensführung meistern und etwa achtsam essen, achtsam reisen und – tatsächlich -achtsam die Steuererklärung erstellen.
Der Soziologe Ulrich Bröckling bezeichnet Achtsamkeit mittlerweile als ein „universelles Life-Style-Label“, das ebenso beliebig geworden ist wie „bio“ oder „öko“.
Dennoch interessiert ihn Achtsamkeit: Das u.a. von ihm herausgegebene „Glossar der Gegenwart 2.0“ beginnt mit A wie „Achtsamkeit“. Worauf verweist Achtsamkeit als ein Schlüsselbegriff, mit dem sich die Gegenwart verstehen und deuten lässt?
Bröckling liefert eine Antwort: In seiner Deutung ist Achtsamkeit Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses, das die Menschen heute prägt – ein Bedürfnis nach Kontrolle in einer Welt, die zunehmend als überfordernd und bedrohlich empfunden wird. Die permanente Unsicherheit und das Gefühl, „im Ernstfall“ nicht die richtigen Entscheidungen treffen zu können, haben Achtsamkeit zu einem Instrument der Selbstheilung und Optimierung gemacht. Sie verspricht nicht nur innere Ruhe, sondern auch die Fähigkeit, im Chaos präsent und handlungsfähig zu bleiben.
Ein Gespräch über Achtsamkeit, Resilienz, Unsicherheit und Finanzmarktkapitalismus und über das, was dem Verlust an Zukunft und den Politiken der Apokalypse entgegenzusetzen wäre: Eine Ethik der Sorge.
Erwähnungen von Begriffen und Personen:
Webseite von Prof. Dr. Ulrich Bröckling:
https://www.soziologie.uni-freiburg.de/personen/broeckling/
Erwähnte Bücher von Ulrich Bröckling:
Ulrich Bröckling, Susanne Krasmann, Thomas Lemke: Glossar der Gegenwart 2.0. Frankfurt: suhrkamp, 2024
Ulrich Bröckling: Postheroische Helden – Ein Zeitbild. Frankfurt: suhrkamp, 2020
Ulrich Bröckling: Gute Hirten führen sanft. Über Menschenregierungskünste. Frankfurt: suhrkamp, 2017
Ulrich Bröckling: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt: suhrkamp, 2007
Urich Bröckling: Disziplin. Soziologie und Geschichte militärischer Gehorsamsproduktion, München: Wilhelm Fink Verlag 1997
Weitere Erwähnungen:
Ronald E. Purser, Podcst-Gast November 2022: Ronald E. Purser: Wie Achtsamkeit die Spiritualität des Kapitalismus wurde. Frankfurt:Mabuse Verlag, 2021
Andreas Reckwitz: Verluste. Ein Grundproblem der Moderne. Frankfurt: suhrkamp, 2024
Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten. Frankfurt: suhrkamp, 2019
Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Frankfurt: suhrkamp, 1996
Oliver Nachtwey: Die Abstiegsgesellschaft. Frankfurt: suhrkamp, 2016
Michel Foucault, französischer Philosoph: https://de.wikipedia.org/wiki/Gouvernementalit%C3%A4t
Thich Nat Than: vietnamesischer buddhistischer Mönch: https://plumvillage.org/de/thich-nhat-hanh/zentrale-lehren
Piere Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt: suhrkamp, 1987
Joseph Schumpeter, österreichischer Ökonom: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Schumpeter
Tom Peters, US-amerikanischer Unternehmensberater: https://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Peters
Elgen Sauerborn, Podcast-Gast Dezember 2024: Sauerborn, Elgen, Nina Sökefeld & Sighard Neckel (2024): Seelenheil und Sozialkritik. Eine emotionssoziologische Analyse der Achtsamkeit. Working Paper SFB 1171 Affective Societies 02/2024. Static URL: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/17614
Philipp Staab: Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft. Frankfurt: suhrkamp, 2022
Joseph Vogl: Kapital und Ressentiment. Eine kurze Theorie der Gegenwart. München: C.H. Beck, 2021
Jacob Schmidt, Podcast-Gast Juni 2024: Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit. München: Koesel, 2024
"Zuspätmoderne? Politiken der Apokalypse in der Gegenwart" - Vortrag von Prof. Dr. U. Bröckling: https://www.youtube.com/watch?v=L7JwkZQZl3c
Politiken der Apokalypse, DLF, Essay und Diskurs, 28.01.2024: https://www.deutschlandfunk.de/politiken-der-apokalypse-100.html
Manager*innen lenken die Aufmerksamkeit auf die Spitzen ihrer Zehen. Klima-Aktivist*innen versammeln sich in Empathie-Zirkeln. Mütter fühlen im Bodyscan ihre Körperteile. Sie alle üben einen achtsamen Umgang mit sich und anderen.
Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus, Klassen und Altersgruppen schwören auf die Wirkung achtsamer Körper- und Geistestechniken und berichten von veränderter Lebensführung, neu gewonnenen Perspektiven und gelösten Alltagsproblemen.
Woher rührt diese breite Anschlussfähigkeit und Popularität?
Die Soziologin Elgen Sauerborn sagt: Es sind gerade die Paradoxien und Widersprüche von Achtsamkeitspraktiken, die für deren schier unbegrenzte Anschlussmöglichkeiten sorgen. Durch die widersprüchlichen Narrative und Praktiken macht sich das Programm unangreifbar und bietet stets genau die Antwort, nach der gesucht wird.
Achtsamkeit wird so zu einem Versprechen, das nie in Gänze realisierbar ist.
Der Popularität des Programms tut das keinen Abbruch – zu attraktiv ist die Ambivalenz von Selbstoptimierung und Selbstfürsorge und die Sehnsucht, eine funktionierende Lösung für den zunehmenden „Welt-Stress“ zu finden.
Ein Gespräch über Feldforschung und Achtsamkeitskurse, Emotionssoziologie und deren Begrifflichkeiten, über Selbstoptimierung, Well Being und gefühlvollen Klimaprotest und über die vier Paradoxien der Achtsamkeitspraktiken.
Webseite von Dr. Elgen Sauerborn an der FU Berlin:
https://www.sfb-affective-societies.de/teilprojekte/TPR/team_r/sauerborn/index.html
Erwähnungen:
Sonderforschungsbereich: „Affective Societies“: https://www.sfb-affective-societies.de/
Teilprojekt: „Die Fabrikation von Emotionsrepertoires“: https://www.sfb-affective-societies.de/teilprojekte/B/B06/index.html
Eva Illouz: Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurt: suhrkamp, 2007
Arlie Russell Hochschild: Das gekaufte Herz. Aus dem Amerikanischen von Ernst von Kardorff. Die Kommerzialisierung der Gefühle. Frankfurt: Campus, 2006
Michel Foucault: https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Foucault
Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. München: dtv, 1997
Sighard Neckel: Emotion by design. Das Selbstmanagement der Gefühle als Kulturelles Programm. Berliner Journal für Soziologie, Volume 15 pages 419–430, (2005)
Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit. München: Koesel, 2024
Extinction Rebellion und seine regenerative Kulturen: https://extinctionrebellion.de/wer-wir-sind/regenerative-kulturen/
Andreas Reckwitz: Verluste. Ein Grundproblem der Moderne. Frankfurt: suhrkamp, 2024
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Zwei Jahre, 24 Gespräche, viele Bücher und eine steile Lernkurve: In dieser besonderen Episode nehme ich euch mit auf eine Reflexion über die Entstehung und Entwicklung dieses Podcasts. Was habe ich über Achtsamkeit gelernt, seit ich diesen Weg 2022 mit einer entschiedenen Kritik antrat? Wie hat sich meine Sichtweise im Laufe der Zeit verändert? Und warum?
In dieser Folge geht es um den Wandel meiner Haltung: von einer klaren Ablehnung der Achtsamkeit als neoliberales „Coping-Tool“ hin zu einer differenzierteren Sicht, die die indivduellen positiven Aspekte nicht mehr komplett ausblendet.
Dabei nehme ich euch mit durch die zentralen Themen, die in den Gesprächen mit Soziolog*innen, Philosoph*innen, Coaches und Praktikerinnen zur Sprache kamen: die Kommerzialisierung der Achtsamkeit, die Kombination von Kapitalismus und Buddhismus, die Rolle von Achtsamkeit in der Bewältigung von Stress und Erschöpfung und die Frage, ob individuelle Resilienz in einer zunehmend ungerechten und autoritär bedrohten Gesellschaft wirklich helfen kann.
In dieser Episode gibt es keine Gäste – nur mich, einige O-Töne aus den Gesprächen und den Versuch, Antworten auf die Frage zu finden, ob Achtsamkeit tatsächlich ein Weg zu mehr persönlichem Wohlbefinden ist oder ob und falls ja, wie, wir als Gesellschaft vor allem an den strukturellen Ursachen von Stress und Ungleichheit arbeiten müssen.
Mit O-Tönen von
Nico Dragano, Klaus Eidenschink, Stefanie Graefe, Lisa Herzog, Renate Kuschke, Anna Katharina Mangold, Tanja Michael, Ron Purser, Franziska Schutzbach, Johannes Tams, Christoph Trautvetter, Harald Welzer, Markus Wissen.
Erwähnte Bücher:
· Stefanie Graefe: Resilienz im Krisenkapitalismus. Bielfeld: transcript, 2019
· Ron Purser: Wie Achtsamkeit die neue Spiritualität des Kapitalismus wurde. Frankfurt a.M.; Mabuse, 2021
· Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen. München: Droemer, 2021
· Lisa Herzog: Freiheit gehört nicht nur den Reichen. Frankfurt a.m.: C.H.Beck, 2013
· Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit. München: Koesel, 2024
Netzwerk Steuergerechtigkeit: https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/
Kontakt: erschoepfung@posteo.e
Mit dem richtigen „Mindset“ geht angeblich alles: Kinder, Karriere, Körper. Partnerschaft und Haushalt natürlich auch. Immer auf Zack und in den kurzen Pausen lädt Meditation die Batterien wieder auf.
Woher kommt der ganze „Hustle“? Warum glorifiziert unsere Gesellschaft permanente Betriebsamkeit? Und warum gilt das insbesondere für Frauen?
Studien zeigen, dass dieser Perfektionsdruck gerade für die Generation der nach 1989 Geborenen immer größer wird. Das ständige Gefühl, von der Gesellschaft und den eigenen Altersgenossen bewertet zu werden, nimmt zu. Immer mehr junge Menschen erleben eine wachsende Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die zu Entfremdungsgefühlen, Selbstzweifeln und Scham führen kann.
Die Autorin, Kolumnistin und Soziologin Nadia Shehadeh will sich dem nicht beugen und plädiert für das Recht auf Gewöhnlichkeit, Faulheit und Ruhe. Statt Überholspur die Komfortzone, statt Burn out Chill Out.
„Rest is Resistance“. Dieses Motto der amerikanischen Performance-Künstlerin Tricia Hersey bringt Nadia Shehadeh nach Deutschland.
Ein Gespräch über Girlbosse und Anti-Girlbosse, neoliberalen Perfektionsdruck, flauschige Bademäntel, Netflix-Serien, weibliche Utopien und die Befreiung des inneren Teenagers.
Webseite von Nadia Shehadeh:
Buch von Nadia Shehadeh:
Anti-Girlboss. Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen. Berlin: Ullstein, 2023.
Erwähnungen:
Sophia Amuroso: #Girlboss. München: Penguin Books, 2015
Sheryll Sanberg/Nell Scovell: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg. Aus dem Englischen von Barbara Kunz. Düsseldorf: Econ, 2013
Pierre Bourdieu, französischer Soziologe: https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bourdieu
Nepo Baby, Kind berühmter/erfolgreicher Eltern: https://en.wikipedia.org/wiki/Nepo_baby
Michel Faucault, französischer Philosoph: https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Foucault
Megan Day: Der Neoliberalismus untergräbt unser Selbstwertgefühl. Jacobin.de. https://jacobin.de/artikel/der-neoliberalismus-untergraebt-unser-selbstwertgefuehl-perfektionismus-depression-angststoerung-thomas-curran-andrew-hill
Franziska Schutzbach: Revolution der Verbundenheit. Wie weibliche Solidarität die Gesellschaft verändert. München: Droemer, 2024
Tricia Hersey, US-amerikanische Aktivistin und Performancekünstlerin, Gründern des „Nap Ministry“: http://www.triciahersey.com/
Jenny Odell, US-amerikanische Künstlerin und Autorin: https://www.jennyodell.com/
Teresa Bücker, deutsche Journalistin und Autorin: https://teresabuecker.de/
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Instagram: erschoepft_statt_gelassen
„All you need is inside” oder „Nichts ändert sich, bis du dich änderst, und dann ändert sich alles“ - diese Sätze sind beliebte Postkartenmotive in Yoga-, Achtsamkeits- und Meditationskreisen. Sie klingen beruhigend und inspirierend, aber stimmen sie? Brauchen wir nicht saubere Luft, Wasser, Geld für die Yogamatte? Reicht es wirklich aus, sich selbst zu verändern, oder müssen wir nicht immer wieder wieder auch die politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern?
Unbedingt, sagt Katharina Mangold, Verfassungs- und Europarechtlerin. Die Flensburger feministische Jura-Professorin kämpft für eine inklusive Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der das Recht als Instrument für mehr Gerechtigkeit dient. Ob in der Berliner Kommission zur Vergesellschaftung großer Wohnungsbestände, bei Bundestagsanhörungen zum Selbstbestimmungsgesetz oder als Verfassungsbeschwerdeführerin gegen das Kopftuchverbot für Schöffinnen - Katharina Mangold setzt sich mit Nachdruck für rechtliche und gesellschaftliche Anti-Disriminierung ein.
Ein Gespräch über AfD-Wahlerfolge, Säkularität und Religionsfreiheit, Artikel 15 GG, geschlechtliche Selbstbestimmung und die queere Kraft von Superhelden wie Spiderman oder Wonderwoman, die ihre Kräfte im Verborgenen leben.
Webseite von Prof. Dr. Mangold:
https://www.uni-flensburg.de/eulaw/mangold
Erwähnungen:
Cappuccino-Momente, Zitronenwasser oder Empowermentkurs für Working Moms: Mamacoachings mit Angeboten wie Achtsamkeits- und Resilienztraining für erschöpfte Mütter liegen im Trend.
Doch trotz kurzfristiger Hilfe bleibt die zentrale Frage unbeantwortet: Warum sind so viele Familien, besonders Mütter, in Deutschland überfordert? Themen wie Existenzsorgen oder Kita-Ausfälle sind eben nicht sexy und schwer zu ändern.
Was würde den Familien in Deutschland wirklich helfen?
Zuallererst müssten wir mal eine kinderbejahende Gesellschaft werden, ist Sylvia Kägi überzeugt, Professorin für Pädagogik der Kindheit und Leiterin des Bachelor-Studiengangs „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ an der Fachhochschule Kiel.
Ein Gespräch über steigende Lebenshaltungskosten, Bildungskonkurrenz, unzuverlässige Betreuung, veraltete Rollenbilder und Skandinavien, wo Väter Elternzeit nehmen und das Kindeswohl im Fokus steht.
Webseite von Prof. Dr. Sylvia Kägi: https://www.fh-kiel.de/fachbereiche/soziale-arbeit-und-gesundheit/wir-ueber-uns/lehre/hauptamtlich-lehrende/prof-dr-sylvia-kaegi/
Erwähnungen:
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Veränderung, auch gesellschaftliche Veränderung, beginnt immer bei sich selbst, heißt es. Und mit "sich selbst" ist die Einzelperson, das Individuum gemeint. So versuchen zunehmend viele Menschen, die Veränderung, die sie sich für die Gesellschaft wünschen, achtsam als Individuum zu leben. Und verurteilen andere, die das nicht tun.
Gesellschaftliche Veränderung, sagt dagegen die Organisationsberaterin und Buchautorin Dr. Ruth Seliger, beginnt nicht beim Ich, sondern beim Wir. Gesellschaftlicher Veränderung bedarf der kollektiven Auseinandersetzung und der ethischen Reflexion, nicht der individuellen Verhaltensanpassung und des moralischen Urteils.
Dr. Ruth Seliger ist renommierte systemische Organisationsberaterin, Inhaberin des Wiener Beratungsunternehmens „Seliger Consulting“ und Autorin mehrerer erfolgreicher Fachbücher zu Führung und Coaching.
Ein Gespräch über die zunehmende Dringlichkeit von Veränderung, über Demokratie-, Wirtschafts- und Klimakrisen, über politische Arroganz und den Wert der Rechtspopulisten als „Trüffelschweine“, über Achtsamkeit als „Opium fürs Volk“ und die Notwendigkeit, politische Allianzen für tiefgreifende Veränderungen zu schmieden.
Webseite von Seliger Consulting: https://www.seliger-consulting.net/
Bücher von Ruth Seliger:
Erwähnungen:
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Achtsamkeit, sagt der Soziologe Jacob Schmidt, verspricht mehr als sie halten kann: Ein bisschen meditieren und das Leben gelingt.
Dieses Versprechen ist verführerisch. Vor allem in der zunehmend beschleunigten, unübersichtlichen und anstrengenden Welt der Moderne verheißt das stille Lächeln des Buddhas Ruhe und Frieden. In einer Welt, in der sich viele Menschen politisch handlungsunfähig fühlen und den Eindruck haben, kein Gehör zu finden oder nicht repräsentiert zu werden, verspricht Achtsamkeit, wenn schon nicht das Außen, so doch wenigstens das Innen gestalten zu können.
Aber dieses Versprechen ist nicht zu halten. Denn wir teilen nun mal mit anderen Menschen eine politisch gestaltete, historisch spezifische Welt. Diese Verbundenheit im Rückzug auf inneres Terrain auszublenden, bezeichnet Jacob Schmidt als „radikal-individualistisch“ und „soziologisch naiv“.
Jacob Schmidt hat bei dem Soziologen Hartmut Rosa über Achtsamkeit promoviert. Er ist Autor des Buches "Viel Lärm um Achtsamkeit."
Ein Gespräch über den Zusammenhang von Meditation und europäischer Klimapolitik, Freiheit und Bordsteinkanten, Jon Kabat-Zinn und Hannah Ahrendt, privater und öffentlicher Sphäre, und die große Frage, was gegen politische Ohnmachtserfahrungen vieler Menschen hilft.
Das Buch von Jacob Schmidt:
Viel Lärm um Achtsamkeit. Oder warum es so schwer ist, in unserer Gesellschaft ein gutes Leben zu führen. München: Koesel, 2024.
Erwähnungen von Personen, Organisationen und Begriffen:
Kann man messen, wie erschöpft die Deutschen sind? Nein, sagt der Epidemiologe Nico Dragano, dazu ist Erschöpfung als Zustand zu diffus. Und eigentlich auch zu natürlich – nach der Anstrengung kommt die Erschöpfung kommt die Erholung. Erholung? „Die Bedingungen für Erholung sind schlecht in dieser Gesellschaft“, sagt Nico Dragano.
Zum einen sind fast alle mit sozialen Medien okkupiert, zum anderen haben wir längst eine Leistungslogik ins Private übertragen, die zweckfreie Freude schwer macht, und zum dritten ist eine zunehmende Anzahl von Menschen von Armut bedroht oder lebt bereits in Armut.
Materielle Not und soziale Ausgrenzung erzeugen einen enormen Stress – so groß, dass arme Männer im Durchschnitt acht Jahre und arme Frauen vier Jahre früher sterben. Da hilft auch keine Achtsamkeitspraxis wie etwa Mindful Based Stress Prevention. Denn die richtet sich ausschließlich ans Individuum und ignoriert die strukturellen Stressursachen.
Nico Dragano ist Professor für Medizinische Soziologie an der Universität Düsseldorf, Direktor des Instituts für medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie.
Ein Gespräch über die Frage, wie Krankheitsursachen gemessen werden, wie individuell Erholung ist, warum der Ansatz der FDP, auf digitale Gesundheitsanwendungen zu setzen, eine schlechte Idee ist und der Versuch, Resilienz zu stärken, zynisch sein kann, und darüber, dass hohe gesellschaftliche Ungleichheit ungesund und Armut tödlich ist.
Erwähnungen von Personen, Organisationen und Begriffen:
Corona-Studien von u.a. Nico Dragano:
Ist Achtsamkeit gut oder schlecht?
Befähigt sie Menschen, sich selbst und andere umfassend wahrzunehmen? Oder sorgt sie dafür, dass Menschen sich und ihre Gefühle anpassen, egal unter welchen Bedingungen? Unterstützt Achtsamkeit Mitgefühl oder schürt sie Egoismus? Befreit die Achtsamkeitspraxis von Zwängen oder bringt sie weitere Zwänge mit sich - etwa den Zwang zum Glücklichsein, zum positiven Denken, zum Meditieren etc.
„Auf der anderen Seite vom Pferd gefallen ist auch nicht geritten. Darum wehre ich mich gegen diese Art von Polarisierungen, wo man das Einatmen gegen das Ausatmen ausspielt“.
Das sagt Klaus Eidenschink. Der Coach, Coachingausbilder, Gründer und Leiter des Münchner Coachingzentrums „Hephaistos“ denkt grundsätzlich in Funktionen, nicht in Inhalten. Nichts, sagt er, ist per se gut oder schlecht. Mit einem scharfen Messer kann man etwas Leckeres kochen oder jemanden töten. Achtsamkeitspraxis kann also gut oder schlecht sein, je nachdem, welche Funktion sie hat.
Eine narzisstische Person kann Achtsamkeit nutzen, um ihre Grandiositätsphantasien zu füttern, oder sie kann die Praxis nutzen, um ihre eigenen dysfunktionalen Muster zu spüren und zu erkennen. Letzteres fällt narzisstisch geprägten Menschen allerdings schwer: Denn der Kern narzisstischer Not besteht in einem eklatanten Mangel an Selbstwahrnehmung. Deshalb ersetzen Menschen in narzisstischer Not die Selbstwahrnehmung durch ein Selbstkonzept, durch ein Ich-Ideal, und sind deshalb gar nicht meditations- oder achtsamkeitsfähig, weil sie die Fähigkeit, sich wirklich zu spüren, verloren haben.
Ein Gespräch über die buddhistische Lehre, narzisstische Führungskräfte, innere Leere und äußere Größe, den Zwang zum Glücklichsein und vor allem über die Fähigkeit, die aristotelische Logik der Dualität zu überwinden. Denn in einer komplexen Welt braucht es dringend die Fähigkeit, Widersprüche aushalten und paradox denken zu können.
Klaus Eidenschink auf der Webseite von Hepaistos:
Bücher von Klaus Eidenschink:
Erwähnungen von Personen, Organisationen und Begriffen:
Kontakt: erschoepfung@posteo.de
Instagram: erschoepft_statt_gelassen
„Kapitalismus am Limit“ heißt das neue Buch von Markus Wissen und Ulrich Brand. Die Sozial- und Politikwissenschaftler haben 2017 den Besteller „Imperiale Lebensweise“ geschrieben. In ihrem aktuellen Buch zeichnen sie nach, wie diese imperiale Lebensweise an ihre Grenzen stößt.
Für die daraus resultierenden Krisen gibt es im wesentlichen drei unterschiedliche politische Lösungs-Angebote: Autoritäre Stabilisierung, ökologische Modernisierung oder soziale Resilienz. Über diese Angebote wird derzeit intensiv gerungen – mit ungewissem Ausgang.
Markus Wissen ist Professor für Sozialwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) mit dem Schwerpunkt sozial-ökologische Transformationsprozesse.
Ein Gespräch über die imperiale Lebensweise und ihre Folgen, fossile Mentalitäten und gekränkte Männlichkeit, über autoritäre Stabilisierungen des Status quo, grünen Kapitalismus und soziale Resilienz.
Bücher von Markus Wissen und Ulrich Brand:
Ulrich Brand, Markus Wissen: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. München: oekom, 2017
Ulrich Brand, Markus Wissen: Kapitalismus am Limit .Öko-imperiale Spannungen, umkämpfte Krisenpolitik und solidarische Perspektiven. München: oekom, 2024
Erwähnungen von Personen, Organisationen und Begriffen:
Nancy Fraser: Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Aus dem Englischen von Andreas Sohn. Frankfurt: suhrkamp, 2023
Neoklassische Umweltökonomie: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/umweltoekonomische-theorie-48458Nicholas Stern: The economics of climate change. Cambridge University Press, 2007.
Ökologische Senken: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/senke/14818
Erik Olin Wright: Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus. Aus dem Amerikanischen von Max Henninger. Frankfurt: suhrkamp, 2017
Subalternität: https://de.wikipedia.org/wiki/Subalternit%C3%A4t
Alexander Behr: Globale Solidarität. Wie wir die imperiale Lebensweise überwinden und die sozial-ökologische Transformation umsetzen. München: oekom, 2022.
Cara Daggett: Petromaskulinität. Fossile Energieträger und autoritäres Begehren. Aus dem Amerikanischen von David Frühauf. Matthes & Seitz Berlin, 2023·
Melissa Büttner und Matthias Schmelzer (2021): „Fossile Mentalitäten. Zur Geschichte der fossilen Durchdringung moderner Vorstellungswelten“, Working Paper Nr. 3, Mentalitäten im Fluss (flumen),Jena. https://www.flumen.uni-jena.de/wp-content/uploads/2021/07/Working-Paper-Nr.-3_Schmelzer-und-Buettner_Fossile-Mentalitaeten-Zur-Geschichte-der-fossilen-Durchdringung-moderner-Vorstellungswelten.pdf·
Elmar Altvater, deutscher Politikwissenschaftler: https://de.wikipedia.org/wiki/Elmar_Altvater·
Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2022·
Arlie Russell Hochschild: Fremd in ihrem eigenen Land. Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten. Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Frankfurt: Campus, 2017
Effizienz, Konsistenz, Suffizienz, einfach erklärt: https://www.bund-bawue.de/themen/mensch-umwelt/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitsstrategien/·
Joseph Huber: Ökologische Modernisierung und Umweltinnovation, in: Matthias Groß (Hrsg.), Handbuch Umweltsoziologie, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011.
Deutsche Wohnen & Co enteignen, Volksentscheid im September 2021: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Wohnen_%26_Co._enteignen·
Vergesellschaftungskonferenz: https://vergesellschaftungskonferenz.de/·
Campi Bisenzio, Fabrikbesetzung in Italien: https://www.deutschlandfunkkultur.de/besetzung-in-italien-fabrikarbeiter-proben-gruene-revolution-dlf-kultur-1a5fd0ff-100.html·
Sorgende Städte: https://sorgende-staedte.org/·
Mike Davis, US-amerikanischer Soziologe: https://de.wikipedia.org/wiki/Mike_Davis